In sündiger Silvesternacht
Ein Paar?
Das war so eine absurde Vorstellung, dass Elizabeth lachen musste. Es konnte nur ein Zufall sein.
Da sah Violet auf und fing ihren Blick ein. Ein Wechselspiel von Schuldbewusstsein, Trotz und Hoffnung im Gesichtausdruck ihrer Freundin führten dazu, dass Elizabeth vor Schreck ihre Finger an die Lippen legte.
„Lass mich raten – ist das Violet?“, raunte Nathan ihr ins Ohr.
„Ja, aber sie hassen sich, Nate. Sie sind wie Hund und Katze. Sie nennt ihn für gewöhnlich einen Langweiler, und er kann kaum ihren Namen aussprechen, ohne dabei Gift zu spritzen.“
Nathan zuckte mit den Schultern. „Es sind schon merkwürdigere Dinge passiert, Lizzy.“
Sie sah ihn an. In seinen Augen lag so viel Liebe und Verständnis, dass sie lächeln musste.
„Ja, das stimmt.“ Ihre Hände fanden sich.
Gott sei Dank, er hatte sich selbst vergeben. Gott sei Dank hatte er ihnen eine Chance gegeben.
„Komm“, sagte er. „Sie sollen uns ihre Geschichte erzählen.“
– ENDE –
Cara Summers
Fest der Liebe, Fest der Lust
VORWORT
Washington Post, 20. Dezember
Liegt Liebe in der Luft?
Die Ausstellung des Rubinov-Diamanten in der National Gallery sorgt für viel Aufsehen im vorweihnachtlichen Washington. Schaulustige strömen in Scharen herbei. Allerdings ist nicht klar, ob sie den Stein wegen seiner langen, oft blutigen Geschichte sehen wollen oder wegen der ihm zugeschriebenen Fähigkeit, Liebende zusammenzubringen.
Der funkelnde blaue Diamant ist berühmt für seine recht bewegte Vergangenheit. Immer wieder verschwindet er für Generationen, manchmal Jahrhunderte, doch dann taucht er wieder auf – und stets bei einem neuen Besitzer. Wie andere große Diamanten umgeben ihn Legenden um Macht, Mord und Diebstahl. Es wird behauptet, dass sich der Diamant sogar schon im Besitz von Piraten in der Ägäis befunden habe. In jüngerer Zeit, nämlich 1999, hieß es, Arthur Franks, der Meister der Juwelendiebe, habe dazu beigetragen, dass der Rubinov wieder auf der Bildfläche erschien. Doch keine dieser Geschichten konnte je bewiesen werden.
Als gesichert gilt jedoch, dass jedes Mal, wenn der Diamant wieder auftaucht, eine neue Liebesgeschichte beginnt.
Die Legende von der Macht des Diamanten, eine unwiderstehliche Anziehungskraft zwischen wahren Liebenden auszulösen, reicht bis ins Altertum zurück. Einige Gelehrte vermuten, dass der Stein ursprünglich aus Griechenland stammt. Andere unterstützen die Theorie, dass Aphrodite, die Göttin der Liebe, selbst den Stein auf die Erde brachte und ihn einem Sterblichen gab, den sie über alles begehrte.
Seinen heutigen Namen „Rubinov“ erhielt der Diamant im Jahr 1917, als Graf Peter Rubinov, ein enger Freund des russischen Zaren Nikolaus, sich in eine Bedienstete am königlichen Hof verliebte und eine Halskette mit dem Diamanten für sie anfertigen ließ. Kurz darauf verschwanden Graf Rubinov, seine Geliebte und die Kette spurlos. Viele glauben, die Macht des blauen Steines habe das Liebespaar entkommen lassen, während der Zar und seine Familie getötet wurden.
Doch Graf Rubinovs Liebesgeschichte ist nicht die einzige. Der Sage nach besaß die schöne Helena von Troja den Stein, als Paris sie zum ersten Mal erblickte und sich so unsterblich in sie verliebte, dass er sie entführen musste.
Eine andere Überlieferung behauptet, dass Merlin den Diamanten Guinevere gab, um ihre Beziehung zu Arthur zu festigen. Doch stattdessen trug sie den Stein, als sie Lancelot begegnete – und verliebte sich in ihn.
Neueren Gerüchten zufolge brachte der Rubinov Bonnie und Clyde zusammen, bevor sie gemeinsam auf Tour gingen und Banken ausraubten. Und obwohl die britische Königsfamilie es immer abgestritten hat, sind einige Insider fest davon überzeugt, dass der Rubinov kurze Zeit in ihrem Besitz war – als König Edward VIII. der bürgerlichen Mrs Simpson zum ersten Mal begegnete, deretwegen er schließlich auf den Thron verzichtete.
Meine eigenen Nachforschungen haben ergeben, dass Jacqueline Bouvier den Diamanten während seiner letzten Ausstellung in Boston fotografierte; zu dieser Zeit traf sie sich bereits regelmäßig mit John F. Kennedy. Die Aufnahme, die sie von der Halskette mit dem Stein machte, befindet sich noch heute in der John-F.-Kennedy-Sammlung.
Doch für mich als Reporter ist die große Anzahl der Geschichten entscheidend, die seit der Eröffnung der Rubinov-Ausstellung am 15. Dezember auf meinem Schreibtisch gelandet sind. In der Hauptstadt unserer
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