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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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war das Thema Sicherheit dagegen eine weitaus größere Herausforderung gewesen.
    Zu D. C.s Job in Fort McNair gehörte es auch, Ermittlungen bei allen Vergehen anzustellen, die von Angehörigen des Stützpunktes begangen wurden. Die aufregendste Angelegenheit in den sechs Monaten, seit er hierher versetzt worden war, war allerdings ein Streit im Offiziersclub gewesen.
    Verglichen mit seinem Einsatz im Irak war seine Arbeit hier recht einfach. Der Vorteil dabei war, dass sie kein Risiko barg. Beim Unterschreiben von Anforderungsformularen musste man nicht jede Entscheidung zweimal überdenken. Niemandes Leben stand auf dem Spiel. Nicht seines und ganz gewiss auch nicht das eines Kameraden.
    Er fühlte sich immer noch schuldig, wenn er an David Eisley dachte, den jungen Soldaten, der bei ihm gewesen war, als er selbst einen Beinschuss erlitten hatte. Der Soldat hatte nicht überlebt. Doch er selbst kam damit klar. Risiken, Siege und Verluste gehörten zu seinem Job.
    Zu anderen Zeiten hätte er die Langeweile in seinem Leben vielleicht sogar begrüßt. Nach einem besonders harten Tag im Gefecht wäre sie eine willkommene Abwechslung gewesen. Geradezu erfrischend. Doch was zu viel war, war zu viel.
    Zweifellos hatte seine derzeitige Gemütsverfassung heute Nachmittag seine Fantasie beflügelt, während er mit Darcy und seiner Mutter den Rubinov-Diamanten besichtigt hatte. Das musste der Grund sein, weshalb er so … so merkwürdig auf diese Frau reagiert hatte.
    Als er ihr in die Augen gesehen hatte, war ihm ihr Blick durch und durch gegangen. Er hatte sie heiß gefunden, sexy, und ihr Anblick hatte heftige Gefühle in ihm ausgelöst. Das war nur zu verständlich, immerhin handelte es sich um eine schöne Frau. Ihre bemerkenswerten Augen, deren Farbe an guten Whisky erinnerte, und ihr ebenmäßiges ovales Gesicht, umrahmt von langem dunklem Haar hätte wohl den Puls jeden Mannes beschleunigt. Als sie sich dann umgedreht und weggegangen war, hatte ihn auch ein eingehender Blick auf ihren schlanken, sportlichen Körper mit diesen schier endlos langen Beinen nicht enttäuscht. Wieder hatte ihn ein brennendes Verlangen erfasst. Verständlich. Erfreulich. Doch der geradezu rasende Wunsch, ihr zu folgen, hatte ihn mehr als überrascht. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.
    Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte seine Familie stehengelassen und wäre ihr hinterhergelaufen. Zwar war er standhaft geblieben, hatte aber die Augen nicht von der Frau abwenden können und ihr nachgesehen, bis sie schließlich verschwunden war.
    Was wäre wohl passiert, wenn er der geheimnisvollen Frau tatsächlich gefolgt wäre? Eine schöne Vorstellung. Dieser Gedanke bemächtigte sich seiner und ließ ihn die zunehmende Kälte kaum spüren, während er den Weg weiterging. Seit die Sonne untergegangen war, fiel die Temperatur rapide. Aber auch, wenn ihn seine Gedanken wärmten, ihn sogar ablenkten, so waren doch mehr als ein paar vergnügliche Sexfantasien nötig, um sein derzeitiges Problem zu lösen.
    Er wünschte sich zu Weihnachten ein Abenteuer. War das denn zu viel verlangt? Nichts Bedeutendes … auf keinen Fall ein Verbrechen in seinem Stützpunkt. Aber er sehnte sich verzweifelt nach einem Ereignis, das ihn von seiner inneren Taubheit befreite.
    Wegen der Beinverletzung war es nicht wahrscheinlich, dass er in nächster Zeit wieder an einem Gefecht teilnehmen würde. Verdammt, er konnte sich ja nicht einmal zu seiner Mutter und seiner Schwester aufs Eis begeben. Er blieb stehen und wandte sich den Schlittschuhläufern zu. Den Gehstock brauchte er kaum noch, und die Beweglichkeit seines Beins war zu einem großen Teil wieder hergestellt. Das Problem war nur, dass es nie mehr hundert Prozent werden konnten. Sein Vorgesetzter hatte ihm bereits einen Schreibtischjob im Pentagon vorgeschlagen.
    Doch diese Aussicht fand D. C. auch nicht reizvoller als seine wenig aufregende Arbeit in Fort McNair.
    Ungeduldig klopfte er mit dem Stock auf den Boden, während er seine Mutter und Darcy auf dem Eis betrachtete. Er hatte immer geglaubt, er würde beim Militär Karriere machen, genau wie sein Vater es sich vor seinem Tod gewünscht hatte. Doch wenn er den Rest seines Lebens wie heute abseits stehen musste, war es mit dieser Karriere vorbei.
    It came upon a midnight clear …
    Als er den Text des Liedes hörte, das gerade aus den Lautsprechern trällerte, stutzte er plötzlich. Wer sagte, dass man für ein bisschen Klarheit bis Mitternacht

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