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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Schal verbarg das Gesicht. D. C. kniete sich zu ihr hinunter. Als erstes fiel ihm eine Hand auf. Die Finger waren lang, schlank und wirkten sehr gepflegt. Er prüfte den Puls, er schlug regelmäßig. Dann zog D. C. vorsichtig den Schal beiseite und sah seine Vermutung bestätigt – das hier war eine Frau.
    Und er kannte sie.
    Vor ihm lag Private Amanda Hemmings, General Eddingers Verwaltungsassistentin in Fort McNair. Die Welt ist klein, dachte D. C.
    Als er die Frau näher untersuchte, bemerkte er, dass aus einer Wunde an ihrem Hinterkopf Blut sickerte. Der Bluterguss auf der Stirn verriet ihm außerdem, dass sie sich bei dem Sturz gestoßen haben musste. Er nahm ihre Hand und tätschelte sie. „Private Hemmings?“
    Keine Antwort.
    „Amanda?“
    Schweigen. Offensichtlich war sie schwer getroffen. D. C. hörte den Klang einer Sirene, der rasch näherkam.
    Was machte Private Amanda Hemmings hier, noch dazu mit einer Weihnachtsmannmütze und einem roten Schal? Und warum war sie angegriffen worden?
    Das war ein echtes Rätsel – und D. C. liebte Rätsel. Er wollte gerade Notizblock und Stift hervorholen, als er etwas entdeckte. Aus einer ihrer Jackentaschen lugten ein paar goldene Kettenglieder hervor. Genau solche hatte er doch schon einmal gesehen … Vorsichtig zog er die Kette heraus.
    Die Überraschung ging ihm durch und durch: An der Goldkette baumelte nichts anderes als der Rubinov-Diamant!
    Quatsch! Blödsinn!
    Obwohl Fiona die Worte nur dachte, schienen sie wie Neonschilder vor ihr aufzuleuchten. Gereizt klopfte sie mit den Fingern auf das Lenkrad ihres Wagens, während sie darauf wartete, dass eine Gruppe Touristen in den Bus stieg, hinter dem sie die Constitution Avenue entlang fuhr.
    Obwohl es schon fast viertel vor sechs und die Sonne vor über einer halben Stunde untergegangen war, ließ der Verkehr rund um die National Mall nicht nach. Sie hätte eine andere Route nehmen sollen. Aber sie war abgelenkt gewesen, weil sie diesen Offizier aus der Ausstellung einfach nicht aus dem Kopf bekam. Jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, begann ihr Puls erneut zu rasen und ihr blieb die Luft weg. Sehr ärgerlich. Wie konnte sie sich von einem völlig Fremden nur so heftig angezogen fühlen?
    Wahrscheinlich lag es einfach an dem Medienrummel um den Diamanten, noch dazu an Weihnachten und den Versprechungen, dass um diese Zeit Wünsche wahr werden würden. Dazu kam, dass sie sich etwas verloren fühlte, weil sie derzeit nicht mitten in einen Fall steckte. Das alles zusammen musste dazu geführt haben, dass ihre Fantasie ihr einen Streich gespielt hatte, als sie den Diamanten gesehen hatte … und den Offizier.
    Verdammt, während sie dauernd an ihn dachte, schien ihr Wagen ganz von alleine den Weg zur National Mall einzuschlagen.
    Fiona warf einen Blick auf die Touristen, die auf dem Gehweg hinter dem Skulpturengarten eine Schlange bildeten. Sie schien weit und breit die einzige zu sein, die es eilig hatte und irgendwohin wollte. Doch wenn sie die Leute böse anstarrte, stiegen sie deswegen auch nicht schneller in den Bus.
    Großartig! Am liebsten hätte Fiona ausdauernd gehupt. Doch der Busfahrer konnte ja nichts dafür, dass sie spät dran war. Er war auch nicht schuld an dem Verkehrschaos oder daran, dass sie auf dem Weg zu einer Pflichtveranstaltung war, auf die sie absolut keine Lust hatte.
    Ihre Vorgesetzte, Captain Natalie Gibbs-Mitchell, hatte eine Absage einfach nicht akzeptiert. Sie stand kurz vor der Geburt ihres ersten Babys, was den moralischen Druck auf Fiona noch erhöhte. Denn sie wollte ihre Chefin keinesfalls unnötig aufregen.
    In diesem Augenblick klingelte Fionas Handy. „Wenn man vom Teufel spricht“, murmelte sie, als sie die Nummer auf dem Display erkannte.
    „Denk bloß nicht, dass du dich drücken kannst“, sagte Natalie.
    „Ich schwöre, ich bin auf dem Weg. Ich bin so spät losgefahren, weil ich heute in der National Gallery vorbeigeschaut und mir den Diamanten angesehen habe.“
    „Und?“
    „Du hast recht. Er ist wunderschön.“ Aber sie hatte dabei nicht den Diamanten vor Augen, sondern das Gesicht des Fremden, den sie vor der Vitrine gesehen hatte – dieses schmale Gesicht mit den etwas herben, aber sehr gutaussehenden Zügen.
    „Nachdem du ihn jetzt gesehen hast: Was hältst du von der Legende?“
    Ein Anflug von Panik beschlich Fiona, doch sie unterdrückte ihn. „Ich vermute, die Legende macht diese Ausstellung zu einer der berühmtesten, die es jemals gegeben hat.“ Dann

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