In sündiger Silvesternacht
seine Familie waren in der letzten Besuchergruppe gewesen, die die Halskette besichtigt hatte.
Als sie schließlich der Menge in Richtung Ausgang gefolgt waren, musste es fast fünf Uhr gewesen sein. Er durchforschte sein Gedächtnis nach Einzelheiten. Was war ihm auf dem Weg nach draußen aufgefallen? Er erinnerte sich an eine großgewachsene Frau mit glattem blondem Haar, die eine hitzige Diskussion mit einer älteren Frau und einer Gruppe Kinder führte. Als sie vorbeigingen, hatte seine Mutter die Stirn gerunzelt und erklärt, die blonde Frau würde sich wie eine Tyrannin benehmen. Einige der Kinder wollten auf die Toilette, doch die Frau hatte unnachgiebig darauf beharrt, dass die Toiletten schon geschlossen wären.
D. C. lächelte, als er sich diesen Zwischenfall ins Gedächtnis rief. Nancy Campbell hatte klare Vorstellungen davon, wie man mit Kinder umgehen sollte.
Danach waren sie direkt in den Skulpturengarten gegangen, und seine Mutter und Darcy hatten sich Schlittschuhe ausgeliehen. Es war kein Alarm zu hören gewesen.
D. C. sah zu Amanda Hemmings hinüber, die gerade zu einem Krankenwagen getragen wurde. Wie war nur der Rubinov in ihre Tasche geraten?
„Lieutenant?“, rief ein Mann in Uniform, und D. C. sah seine geheimnisvolle Schöne auf ihn zusteuern.
Lieutenant war sie also. Doch er kannte noch immer nicht ihren Namen. Schmunzelnd machte er sich an die Arbeit. Kurz darauf erfuhr er von dem Mann, der den Tatort absperrte, wie sie hieß und bekam auch noch einige Hintergrundinformationen.
Ihr Name war Fiona Gallagher. Sie arbeitete seit fünf Jahren in Washington, wurde respektiert und war bekannt dafür, sich immer an die Regeln zu halten. Früher hatte sie in Atlanta gearbeitet. Sie war nach Washington versetzt worden, um in der Abteilung zur Kriminalitätsbekämpfung in Fällen mit besonderer öffentlicher Aufmerksamkeit zu arbeiten. D. C. merkte sich diese Details für später. Dann ging er ein wenig abseits und lehnte sich gegen eine der Skulpturen. Nach der erfolglosen Jagd nach dem bewaffneten Mann verdiente sein Bein ein wenig Entlastung, obwohl der anfängliche Schmerz schon nachließ.
Erneut konzentrierte er sich auf den Diamanten. Natürlich konnte die Halskette, die er aus Amanda Hemmings Tasche gezogen hatte, eine Fälschung sein. Unabhängig von seinem Bauchgefühl musste das überprüft werden und zwar je früher, desto besser.
Er kannte jemanden, der dabei behilflich sein konnte – einen Sachverständigen, der für eine Versicherung arbeitete und zufällig auch noch in Georgetown wohnte. Vor fünf Jahren hatte er mit Chance Mitchell zusammengearbeitet, um in Bagdad einer sehr erfolgreichen Bande das Handwerk zu legen, die sich auf Kunstdiebstahl spezialisiert hatte. Er hatte ohnehin vorgehabt, Chance einmal einen Besuch abzustatten.
Außerdem musste er mehr über Amanda Hemmings in Erfahrung bringen. Da er, wie es aussah, noch eine Weile im Skulpturengarten bleiben musste, beschloss D. C. seinen Bruder zu bitten, ein paar Nachforschungen anzustellen. Er wusste aus Erfahrung, wie gründlich die Leute bei ‚Campbell and Angelis Security‘ Personen überprüften.
Während er die Nummer in seinem Handy auswählte, gönnte er sich einen weiteren Blick auf Lieutenant Fiona Gallaghers lange Beine.
„Du hast gesagt, du würdest in zwanzig Minuten hier sein“, sagte Natalie. „Das war vor fast einer Stunde.“
Fiona warf einen Blick auf die Armbanduhr. „Tut mir leid, ich hätte früher anrufen sollen.“
Der Umstand, dass die Stimme ihrer Vorgesetzten eher besorgt als ärgerlich klang, verstärkte Fionas schlechtes Gewissen. Rasch berichtete sie Natalie in allen Einzelheiten, was passiert war.
Dabei ließ sie allerdings aus, dass sie am Tatort von einem gewissen Captain D. C. Campbell abgelenkt wurde. Jedes Mal, wenn sie einen prüfenden Blick über den Tatort oder die Neugierigen schweifen ließ, die sich hinter dem Absperrband versammelt hatten, sah sie am Ende ihn an. Einmal hatte sie ihn sogar dabei erwischt, wie er sie beobachtete, und sofort wieder diese betäubende Hitze in sich aufsteigen gefühlt. Das bewirkte, dass sie immer wieder versucht war, ihn anzusehen. Wann würde seine Wirkung auf sie endlich nachlassen?
Bis jetzt war das jedenfalls nicht der Fall.
„Dann fasse ich also zusammen“, erklärte Natalie. „Eine unserer Freiwilligen beim Sammeln von Spielzeug war das Opfer eines Raubüberfalls in der National Mall. Wir wissen nichts über den Angreifer,
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