In sündiger Silvesternacht
sehen.“
„Ich schicke ein paar Beamte rüber, die uns auf dem Laufenden halten. Bis du hier bist, wird Chance jemanden gefunden haben, der die Echtheit des Rubinov feststellen kann.“
Natalie beendete die Verbindung und Fiona sah einen Augenblick lang irritiert auf ihr Handy. Sie spürte, dass D. C. Campbell sie betrachtete, denn ein leichtes Kribbeln überlief sie. Die kalte Nachtluft bildete einen scharfen Kontrast zu der Hitze, die sie nun durchströmte. Doch das alles gefiel ihr nicht. Logik war eine Sache, doch ihre Reaktion auf D. C. Campbell stand auf einem ganz anderen Blatt.
Sie hatte nichts gegen Männer. Zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort … Bisher hatten sie in ihrem Leben immer eine Nebenrolle gespielt, als erfreuliche Abwechslung, aber nicht lebensnotwendig. Und genau so sollte das auch bleiben.
Ihr Bauchgefühl warnte sie, dass Captain Campbell kein Mann war, der sich leicht in Schach halten ließ. Seine bloße Gegenwart schien zu genügen, um ihre Sinne in Aufruhr zu versetzen.
Das hatte natürlich überhaupt nichts mit dem Rubinov oder der Legende um ihn zu tun. Was sie empfand, wurde lediglich von chemischen Prozessen in ihrem Gehirn ausgelöst und gesteuert. In ihrem Leben hatte es einmal eine Zeit gegeben, da hatte sie in kindlicher Naivität daran geglaubt, dass Wünsche und Träume in Erfüllung gehen würden. Das war auch an Weihnachten gewesen. Offenbar ließ sie irgendetwas in dieser Zeit ihren Realitätssinn verlieren. Doch sie würde mit dieser … Situation zurechtkommen. Sie würde alles unter Kontrolle behalten, auch D. C. Campbell.
Fiona nahm die Schultern zurück, sah D. C. in die Augen und ging geradewegs auf ihn zu.
3. KAPITEL
Überall in der Bar des Blue Pepper blinkten die Lichterketten, und in der Nähe des Tisches, an dem Fiona und ihre Vorgesetzte Platz genommen hatten, stand ein riesiger Weihnachtsbaum. Das ganze Lokal war erfüllt vom Klirren der Gläser, dem Summen angeregter Unterhaltungen und der gedämpften Musik einer Liveband.
Im Hauptsaal war die Weihnachtsfeier, die Natalie für ihre Abteilung gab, bereits in vollem Gange. Auf dem Weg zu ihrem Tisch hatte Fiona Rory und Sierra, den beiden Schwestern ihrer Vorgesetzten, zugewinkt und auch einigen ihrer Kollegen.
Nicht weit entfernt, am Ende des Bartresens, stand D. C. mit Natalies Ehemann Chance Mitchell. Als Fiona und D. C. vor ungefähr zwanzig Minuten eingetroffen waren, hatte Fiona erfahren, dass Chance und D. C. vor vier Jahren schon einmal zusammengearbeitet hatten. Sie vermutete, dass die beiden Männer jetzt über alte Zeiten sprachen.
Noch bevor sie sich aber an der Bar niedergelassen hatten, waren Fiona und D. C. mit Natalie und Chance in einen Nebenraum gegangen. Dort hatte ein Gemmologe den Diamanten, den sie im Skulpturengarten sichergestellt hatten, als den echten Rubinov identifiziert. Da die Halskette bei Chances Firma versichert war, hatte er den Schmuck anschließend in Verwahrung genommen.
Fiona warf einen Blick auf D. C., der eben über eine Bemerkung von Chance lachte.
„Also, welche Rolle spielte Amanda in dieser Sache?“
Fiona zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder Natalie zuzuwenden.
„Ist sie eine Schlüsselfigur oder wurde sie hinters Licht geführt? Nach einem kurzen Gespräch mit General Eddinger habe ich das Gefühl, sie bevorzugt die zweite These.“ Natalie hatte ihre Füße auf die Sitzfläche des Nachbarstuhles gelegt. Eine Hand lag auf ihrem runden Bauch, in der anderen hielt sie einen Stift und tippte damit auf einen Notizblock, der auf dem Tisch lag. Fiona fand, dass Natalie immer sehr elegant wirkte. Heute trug sie ihr rotgoldenes Haar hochgesteckt und sah in ihrem schwarzen Hosenanzug aus, als sei sie direkt einem schicken Katalog für Schwangerenmode entsprungen. „Was sagt dir dein Bauchgefühl, Fiona?“
„Ich weiß noch nicht genug über sie. Als ich sie auf dem Boden liegen sah, habe ich sie nicht gleich als die junge Frau erkannt, die in mein Büro gekommen war. Sie war so begeistert davon, etwas für die Veteranen und ihre Familien zu tun, da kann man kaum glauben, dass sie in so einen Fall verwickelt ist. Es war übrigens ihre Idee, dass alle Freiwilligen sich schwarz anziehen, Weihnachtsmannmützen und rote Schals tragen sollen, als eine Art Erkennungszeichen. Doch die Halskette war nun mal in ihrer Jackentasche.“
Natalie sah Fiona aufmerksam an, sagte aber nichts.
„Ich kann Theorien aufstellen, wie der Schmuck dorthin gekommen ist und
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