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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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aushorchen.
    »Ich bin sofort zurück, Agent Har … ris.« Wells verzog das Gesicht.
    Jess winkte ab. Ihre erste Zusammenarbeit mit Wells war nicht gerade gut gelaufen.
    Während Wells und Harper bei den aneinandergereihten Tischen mit den Erfrischungen die Köpfe zusammensteckten, beobachte Jess wieder Dan und die Dentons. Die Frau schien ganz offensichtlich nichts dabei zu finden, ihren Ex vor der Nase ihres anderen Ex und Jetzt-wieder-Ehemanns zu umarmen. Aber die Umstände waren auch äußerst dramatisch. Jess konnte sich nicht vorstellen, was für eine Qual die Eltern eines vermissten Kindes litten. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als sie selbst darüber nachgedacht hatte, Mutter zu werden. Sie schob die Erinnerung beiseite. Nicht jetzt. Niemals.
    Tief durchatmen
. Die Gründe, warum sie hier war, hatten nichts mit Dan Burnetts Privatleben oder ihrem eigenen zu tun. Als ihr Blick über die Menge wanderte, beschloss sie, dass jetzt ein guter Moment war, um mit Reanne Parsons Mutter zu sprechen. Die arme Frau stand direkt neben der Schüssel mit Bowle, einen Becher in der Hand. Sie wirkte verloren, verlassen. Anders als die anderen Eltern schien sie die Freunde ihrer vermissten Tochter, die sich versammelt hatten, um ihre Unterstützung zu demonstrieren, eher zu meiden.
    Jess überlegte, ob sie Wells mitnehmen sollte, weil Parsons sich möglicherweise leichter öffnete, wenn sie ein vertrautes Gesicht sah. Aber die beiden Detectives waren noch näher zusammengerückt, und das Lächeln, das beide aufgesetzt hatten, schien mit Polizeiarbeit wenig zu tun zu haben.
    »Wie es aussieht, bin ich hier nicht die Einzige, die ein oder zwei Geheimnisse hat«, murmelte Jess. Sie leerte die Bowle in ihrem Becher und ging, um sich nachzufüllen. Viele Wege führten nach Rom.
    Lorraine Parsons starrte mit leerem Blick auf die vielen Leute, die in kleinen Grüppchen zusammenstanden und plauderten, und schien gar nicht zu bemerken, dass Jess sich näherte. Jess goss ein wenig Bowle in ihren Becher und drehte sich dann ebenfalls in Richtung der Menge. Sie wartete einen Moment.
    »Der Gottesdienst war sehr bewegend.« In Wirklichkeit hatte sie die ersten fünfzehn Minuten verpasst. Dan war zwar nicht begeistert gewesen, aber die äußere Erscheinung war ein wichtiges Element in der investigativen Methodik. Jess war froh, dass sie sich für das konservative weiße Kleid entschieden hatte. Ein einfaches Etuikleid ohne jeden Firlefanz, dessen Ausschnitt praktisch am Hals begann und dessen Rocksaum bis zu den Knien reichte. Kein Mensch würde ihr ansehen, dass sie seit ihrem zwölften Lebensjahr keine Kirchenbank aus der Nähe gesehen hatte, abgesehen von dem einen Mal, als sie im Rahmen einer Ermittlung einen Priester befragte.
    »Ja, das stimmt.« Die schwache Stimme der Frau verlor sich beinahe in dem allgemeinen Gemurmel.
    Jess nahm den Becher in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Ich bin Jess Harris.«
    Lorraine starrte Jess’ Hand an, bevor sie sie mit steifen Bewegungen ergriff. Ihre Hand war wie Eis, der Kontakt nur kurz. »Lorraine Parsons.«
    »Oh.« Jess legte die Hand an die Brust. »Mrs Parsons, es tut mir so leid, was Sie da durchmachen müssen. Gott segne Sie.« Die Phrase hatte sie absichtlich nachgeschoben.
    Lorraine legte sich die schmalen Arme um ihren dünnen Körper. »Es ist ein Alptraum.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass Reanne so etwas tun würde.«
    Die Bemerkung ließ Jess abrupt aufhorchen. »Sie glauben, sie ist von zu Hause weggelaufen?«
    Reanne war die Einzige, die nicht aufs College ging. Sie arbeitete in einem Sandwichshop in Tuscaloosa in der Nähe der Universität von Alabama. Die Detectives Wells und Harper hatten herausgefunden, dass die junge Frau so einiges für sich behalten hatte, zum Beispiel ein Tattoo, von dem ihre Eltern nichts wussten. Solche kleinen Geheimnisse verrieten Freunde stets sehr bereitwillig. Wissen ist Macht, das zeigte sich in solchen Situationen immer wieder. Jeder wollte der Held oder Star sein, und sei es nur für einen kurzen Moment, indem er mehr wusste als die anderen. Je länger die Liste der Befragten und der Fragen wurde, desto wahrscheinlicher war es, dass sie etwas Relevantes erfuhren.
    »Hat ihr Freund sie überredet, wegzulaufen? Also wirklich.« Jess schüttelte den Kopf. »Die jungen Leute heutzutage.«
    »Nein … ich meinte, dass sie sich überhaupt in diese Lage gebracht hat.« Lorraine starrte sie an. Ihr promptes

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