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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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flog über die Menge, ohne Zweifel auf der Suche nach dem Chief von Tuscaloosa, »wenn er das herausfindet, ist die Hölle los. Er geht in dieselbe Kirche wie die Parsons.« Wells richtete ihre oval geformten Augen auf Jess. »Sie sind doch noch nicht so lange weg, dass Sie vergessen haben, wie es hier läuft, oder?«
    Jess sah zu dem Mann, von dem sie gerade sprachen. Patterson gehörte zum hiesigen Männerclub. »Keine Sorge, Detective. Ich weiß genau, was Sie meinen.« Sie nickte Wells zu. »Ich erteile Ihnen hiermit einen direkten Befehl. Die Konsequenzen nehme ich auf mich.«
    Ohne zu hinterfragen, ob Jess die notwendige Befugnis für eine solche Anweisung besaß, zückte Wells ihr Handy.
    Jess ließ sich in die Menschenmenge treiben, um alles, was in Hörweite gesagt wurde, wie ein Schwamm aufzusaugen und sich genauer umzusehen. Vor allem interessierte sie das, was sich in der Nähe des Seitenausgangs abspielte. Dort waren Burnett und Mr Denton in eine Unterhaltung vertieft, die, wie Jess vermutete, genauso wenig mit offizieller Polizeiarbeit zu tun hatte wie das, was sie zwischen Wells und Harper beobachtet hatte.
    22:35 Uhr
    Burnett parkte seinen SUV vor dem prächtigen Eingang zum Haus seiner Eltern und stellte den Motor aus. Jess sah zu den dunklen Fenstern hoch und fragte sich geistesabwesend, ob Dan Senior und Katherine, die liebe, hoheitsvolle Katherine, wohl wussten, dass ihr einziger Sohn Besuch in ihrem Heim einquartierte. Und vor allem: wer dieser Besuch war.
    »Ich komme mit rein und sehe nach der Alarmanlage.«
    Jess griff nach ihrer Tasche. »Du hast mir ja den Code gegeben, ich komme schon klar. Zu Hause habe ich auch eine Alarmanlage.«
    Sie wollte nicht, dass er mit reinkam. Zwar lagen ihr viele Fragen auf der Zunge, die unbedingt einer Antwort bedurften, doch in ihrer augenblicklichen Verfassung war sie kaum in der Lage, sie zu stellen. Sie brauchte Abstand. Und Schlaf.
    Sie streckte die Hand nach der Tür aus. Er griff nach ihrem Arm. Als sie seine Hand spürte, überlief eine warme Welle ihre Haut. Sie musste wirklich erschöpft sein, sonst hätte sie diese lächerliche Reaktion erst gar nicht zugelassen.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?« Er zuckte die Achseln. Trotz der Dunkelheit sah sie im Licht der Außenbeleuchtung den Ausdruck von Sorge auf seinem Gesicht. »Du hast nicht viel gesagt, seit wir die Kirche verlassen haben.«
    »Ich bin noch dabei, alles zu verarbeiten.« Sie wackelte mit ihrem Arm. »Was ist mit dir? Du warst auch ziemlich schweigsam.«
    Hör auf damit, Jess
. Das war jetzt keine gute Idee.
    »Ich nehme an, ich verarbeite auch.«
    »Gut, dann sehe ich dich morgen früh.« Dieses Mal schafften es ihre Finger bis zum Türgriff.
    »Jess.«
    Warum musste er das tun? Sie schloss für eine Sekunde die Augen, um den Kopf freizubekommen, bevor sie seinem Blick begegnete. »Ja?«
    »Irgendwann müssen wir reinen Tisch machen. Die Vergangenheit hinter uns lassen, ein für alle Mal.« Er atmete aus, hörbar belastet von den zahlreichen Sorgen und müde von der Anstrengung der letzten Tage. »Ich will nicht, dass zehn Jahre vergehen, bevor wir uns wieder sehen oder sprechen, wenn dieser Fall gelöst ist.« Er drückte ihren Arm. Sie fuhr unwillkürlich zusammen und hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte. »Ich möchte, dass wir Freunde sind.«
    Normalerweise stellte Jess in Situationen wie diesen ihren Analytikerinnenmodus ab. Es war nicht fair, zu bewerten und zu beurteilen, vor allem unter Freunden. Aber sie und Dan Burnett waren keine Freunde, nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. »Schön.«
    Wieder entschlüpfte ihm ein tiefer Seufzer. »Ich weiß, was ›schön‹ bedeutet.« Er hielt sie erneut zurück, und dieses Mal legte er die Finger um ihren Unterarm. Spannung erfasste ihren Körper und trieb ihren Puls hoch. Würde sie es denn niemals aus diesem verdammten Auto rausschaffen?
    »Was bedeutete denn ›schön‹ für dich,
Dan
?« Er hatte als Erster ihren Vornamen laut ausgesprochen, also konnte sie das auch tun.
    »Es bedeutet«, sagte er, nun offensichtlich verärgert, »dass ganz und gar nichts gut ist. Du wirst diese
Sache
ewig wie eine Backsteinwand zwischen uns stehen lassen.«
    »Ewig ist eine lange Zeit, Chief. Ich würde sogar sagen, das ist eine Zeitleiste, über die wir uns nicht den Kopf zerbrechen müssen.« Anders als die, die sie heute an die magnetische Pinnwand gezeichnet hatte.
    »Warum willst du nichts daran ändern?« Er riss die Arme

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