In tödlicher Gefahr
mich mitkommen.“
Da sie mit dem Angebot gerechnet hatte, schüttelte Abbie energisch den Kopf. „Ausgeschlossen. Wie gesagt, ich will dich da nicht hineinziehen. Außerdem würde Ian ausflippen, wenn er sieht, dass ich jemanden mitgebracht habe.“
„Er wird es nicht merken. Ich verstecke mich.“
Trotz der ernsten Situation musste Abbie lächeln. „Ich glaube, du hast dir zu viele Wiederholungen von Magnum angesehen. Danke für das Angebot, aber die Antwort bleibt Nein.“
„Dann versprich mir, dass du mich sofort nach deiner Rückkehr anrufst und mir sagst, ob alles gut gegangen ist.“
„Mache ich.“ Abbie küsste Claudia auf die Wange und spürte, dass ihre Freundin sie ein wenig fester drückte als sonst. „Und jetzt lass mich gehen“, sagte sie neckend. „Ein paar von uns müssen für ihren Lebensunterhalt arbeiten.“
Damit sein Plan funktionierte, war es entscheidend für Ian, mit Arturo zum Pier zu gehen und nicht zu fahren.
„Ich weiß, es regnet“, hatte er Arturo gesagt, „aber Abbie rechnet damit, dass ich zu Fuß komme. Wenn sie als Erste da ist und ein Auto kommen sieht, wird sie einfach wieder abhauen.“
Arturo hatte missfallend gegrunzt, aber sonst keine Einwände erhoben.
Auf halbem Weg zum Zielort begann Ian, seinen Plan in die Tat umzusetzen. So unauffällig wie möglich zog er den Draht aus dem Hosenbein und hielt ihn lässig seitlich gegen das Bein. Sein Kumpel hatte ihm erklärt, dass die Garotte keine Waffe für Amateure sei. Sie erforderte Präzision, Schnelligkeit und große Kraft. Ein untrainierter Killer konnte leicht das Ziel – den Hals des Opfers – verfehlen, so dass der Draht auf der Nase oder dem Kinn hängen blieb. Dann könnte das Opfer sich befreien und die Waffe gegen den Angreifer einsetzen. Obwohl Ian nie getötet oder es auch nur versucht hatte, war er bei genügend Demonstrationen der Waffe dabei gewesen, um sicher zu sein, dass er sie richtig handhaben konnte. Arturo war ein massiger Typ, doch er selbst hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite und zudem einen gewaltigen Anreiz – das eigene Überleben.
Es war eine dunkle, wolkenverhangene Nacht, die nur gelegentlich von den Scheinwerfern der Wagen erhellt wurde, die die Route 27 hinauf- oder hinabfuhren.
„Ist sie das?“ Arturo deutete auf einen Wagen, der das Tempo verlangsamte.
„Ich weiß nicht. Ich kann nichts sehen. Ist das ein roter Geländewagen?“
Wie aufs Stichwort drehte Arturo Ian den Rücken zu und beugte sich ein wenig vor, um zwischen den Bäumen hindurchzuspähen.
Ian wurde aktiv. Den Draht an beiden Schlingen haltend, warf er ihn Arturo über Kopf und Hals und zog zu. Gleichzeitig presste er ihm ein Knie in den Rücken, um ihn zu halten.
Wie erwartet wand Arturo sich, griff nach dem Draht und versuchte, die Finger darunter zu schieben. Ian hielt fest, das Gesicht verzerrt vor Anstrengung, dieses übergroße Biest daran zu hindern, sich freizukämpfen.
Doch anstatt auf die Knie zu sinken, wie er es inzwischen hätte tun sollen, taumelte Arturo rückwärts und riss Ian um. Sein Kopf krachte mit solcher Wucht gegen einen Baum, dass er einige Sekunden bewusstlos war.
Als er die Augen öffnete und kopfschüttelnd versuchte, das Schwindelgefühl loszuwerden, hatte Arturo die Garrotte vom Hals gerissen. Einen Moment stand er nur da, mit herabhängenden Armen, und sah aus wie ein riesiger, bösartiger Affe.
„Du Hurensohn!“ schimpfte er, ehe er sich auf Ian stürzte.
Schreiend und fluchend rollten sich die Männer auf den nassen Blättern, doch es war offenkundig, dass Ian seinem massigen Gegner nicht gewachsen war. In weniger als zehn Sekunden lag er flach auf dem Rücken, und Arturo saß rittlings über ihm.
„Du hast einen Riesenfehler gemacht,
amigo“
, zischte er und hielt ihn zwischen seinen kraftvollen Schenkeln fest.
Ian sah nicht, wie er das Messer herauszog, doch plötzlich war es da, tödlicher denn je. Arturo hielt es wie ein kleines Schwert zwischen Daumen und Zeigefinger, die übrigen Finger um den Griff geschlungen.
Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können, um der Situation zu entkommen, und versuchte deshalb, seinen Angreifer zu schlagen. Doch Arturo wich mit dem Kopf aus, lachte und genoss den Moment der Überlegenheit.
„Hast du geglaubt, du könntest mich bescheißen, Penner? Du dachtest, du könntest mich reinlegen? Hast du deinen beschissenen Verstand verloren?“
Ian begann zu betteln, doch Arturo verschloss ihm, mit der
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