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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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achtundzwanzig Jahren nicht gesehen. McGregor kam gerade aus dem Gefängnis. Als ich hörte, dass er nach Princeton gekommen ist, um seine Stiefschwester aufzusuchen, wurde ich neugierig.“
    Nachdem ihre Reservierung von einer hübschen Hostess im engen schwarzen Kleid mit schwarzen Clogs überprüft worden war, führte man sie an einen kleinen Fenstertisch mit Blick auf das zweihundertfünfzigjährige Nassau Inn, von den Einheimischen nur „das Nass“ genannt.
    „Das Restaurant ist noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte“, bemerkte Tina und ließ den Blick durch den Raum wandern. „Elegant und trotzdem warm und farbenfroh. Und der Duft …“ Sie schloss die Augen und atmete tief ein. „Dieser Lunch wird dich ganz schön was kosten, Partner.“
    „Es ist mir ein Vergnügen.“
    Tina lächelte, als der Kellner ihnen eine Speisekarte mit dem Aquarell von van Goghs berühmten Iris auf dem Deckblatt reichte. Das Bild passte ideal zu der einzelnen Iris auf jedem Tisch. John schaute sich in der Hoffnung um, die Chefin zu entdecken, doch sie war nirgends zu sehen.
    „Du hast vor, Abbie DiAngelo zu befragen?“ erkundigte sich Tina. „Hier und jetzt?“
    John studierte weiter die Speisekarte. „Ich sehe keinen Grund, es hinauszuschieben. Du etwa?“
    „Nein. Nicht, dass ich mich beklage. Aber warum der Lunch? Warum gehst du nicht einfach zu ihr und befragst sie wie alle anderen Zeugen auch?“
    „Weil ich sie beobachten möchte, wenn sie nicht auf der Hut ist. Ich will sehen, wie sie sich in ihrer Umgebung verhält.“
    „Wie willst du das machen, wenn sie hinten ist und kocht?“
    „Ich weiß zufällig, dass sie während des Essens immer herauskommt und ihre Gäste begrüßt.“ Sein Blick blieb auf einem Wort auf der Speisekarte haften. „Was ist ein
fougasse
?“
    Tina verdrehte die Augen. „Mein Gott, Ryan, du bist absolut nicht
au courant
.
Fougasse
ist ein provençalisches Fladenbrot mit Oliven oder Kräutern oder beidem. Es schmeckt sehr gut.“
    Nach wenigen Minuten entschied sich Tina für den gebackenen Barsch mit Fenchel. John bestellte als Liebhaber von Fleisch und Kartoffeln Lammbraten. Ein Glas Wein wäre wunderbar gewesen zum Essen, doch da beide im Dienst waren, mussten sie sich mit einer Flasche Evian begnügen.
    Sie hatten soeben die Vorspeise verzehrt, als Abbie DiAngelo aus der Küche kam, von Tisch zu Tisch ging, ein paar Worte mit jedem Gast wechselte und lächelnd Komplimente entgegennahm.
    John dachte sofort, dass die Fotos im
Princeton Packet
ihr nicht gerecht wurden. Ihre Augen, die er für braun gehalten hatte, waren von einem erstaunlichen Rauchgrau und strahlten, wenn sie lachte. Ihr Haar war haselnussbraun und sah aus, als wäre sie – oder jemand anders – soeben mit den Fingern hindurchgefahren. Sie war kleiner als erwartet, aber perfekt proportioniert. Zur cognacfarbenen Maßhose trug sie eine farblich abgestimmte Bluse, die sie in die Hose gesteckt hatte.
    Jetzt blieb sie am Tisch eines gut gekleideten älteren Herren stehen, der ihr etwas reichte, das John nicht erkennen konnte. Sie bedankte sich und drückte ihm leicht die Schulter, ehe sie einen Tisch weiter ging.
    Er starrte sie immer noch an, als Tina ihm unter dem Tisch einen Tritt versetzte. „Hör auf zu hecheln, ja? Ich kriege ja Komplexe.“
    John wandte den Blick ab, als Abbie ihren Tisch erreichte. Nun erkannte er auch den Gegenstand in ihrer Hand – ein Modelleisenbahnwagen.
    „Hallo, ich bin Abbie DiAngelo.“ Sie lächelte beide an und blickte diskret auf die Reste auf ihren Tellern. „Hat Ihnen der Barsch geschmeckt?“ fragte sie Tina.
    „Er war unglaublich gut. Ich habe direkt Lust, mich ins Flugzeug zu setzen und nach Frankreich zu fliegen.“
    „Vorsicht, womöglich wollen Sie gar nicht mehr zurück.“ Sie wandte sich an John. „Und das Lamm?“
    Unter ihrem freundlichen Blick wurde er plötzlich so befangen wie damals, als ihn Jeanette Smokley in der dritten Klasse zum Tanz aufgefordert hatte. Ein weiterer diskreter Stoß unter dem Tisch riss ihn aus seiner Trance. „Ausgezeichnet“, gelang es ihm zu erwidern.
    „Freut mich, dass es Ihnen zugesagt hat.“ Für den Fall, dass die beiden ein Ehepaar waren, fragte sie: „Ist das Ihr erster Besuch im Campagne?“
    Wie aus einem Mund bejahten John und Tina.
    „Dann müssen Sie uns bald wieder besuchen.“ Mit einem Nicken ging sie zum nächsten Tisch.
    „Charmant.“ Tina nahm einen Schluck Mineralwasser und betrachtete John über

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