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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zusammen.«
    Ich machte gute Miene, wie bitter enttäuscht ich auch sein mochte, hatte ich doch darauf gebaut, daß Monsieur de Joyeuse mir erstatten würde, was ich ausgegeben hatte für den Erwerb von Pappe, Farben, Holz, nicht minder für den Schnitzer. So sind die großen Herren! war mein Gedanke. Morgen hat Joyeuseseine Zusage vergessen, und meine fünfundzwanzig Dukaten waren für die Katz.
    »Hauptmann, kein Wort mehr darüber, es ist nicht der Rede wert«, sagte ich.
    »Oh«, wechselte Cossolat den Ton, sein Auge strahlte plötzlich, »ich sehe eine der Hofdamen kommen. Da winkt Euch vielleicht eine andere Belohnung …«
    Die Schöne trat auf mich zu, nahm Cossolat anscheinend gar nicht zur Kenntnis und sprach mit einer Verbeugung:
    »Monsieur de Siorac, Madame de Joyeuse erweist Euch die Ehre, Euch in ihren Gemächern empfangen zu wollen.«
    »Madame, ich bin Madame de Joyeuse ganz ergeben«, erwiderte ich und folgte ihr durch ein Gewirr prächtiger Räume, die Augen auf ihren Rücken geheftet, was mich gleichwohl verzückte, denn sie war eine in allen Partien wohlgeformte, stattliche Person, die mit höchster Anmut vor mir herschritt. Nach einer Weile wandte sie sich um.
    »Monsieur, möchtet Ihr bitte neben mir gehen. Ich mag nicht verschlungen werden, schon gar nicht hinterrücks.«
    »Wenn ich an Eurer Seite gehe, kann ich Euch auch verschlingen«, erwiderte ich, ihr Folge leistend.
    »Da habe ich Euch zumindest im Auge.«
    »Madame, darf ich Euern Namen erfahren, wenn ich schon die Ehre Eurer Begleitung genieße?«
    »Ich bin Aglaé de Mérol«, sagte sie stolz, doch die Lippe zu einem halben Lächeln geschürzt. »Mein Vater ist der reichste Mann des Languedoc, ich bin unverheiratet und habe nicht die Absicht, einen Zweitgeborenen aus dem Périgord zu ehelichen, der keinen Sol besitzt, mag er auch so begehrlich dreinschauen wie Ihr.«
    »Wer, Madame, hat denn von Heirat gesprochen, Ihr oder ich? Mir macht es Vergnügen, Euch anzuschauen. Weiter geht mein Blick nicht.«
    »Und Ihr wagt weiterzumachen!«
    »Madame, von der Seite sieht man andere Dinge als von hinten.«
    »Dann geht mir voraus!« befahl sie.
    »Was denn, wie ein Sträfling?« Doch ich fand das Spiel neckisch und gehorchte. »In Gedanken sehe ich Euch trotzdem. Ich bin Euer Gefangener, der Gefangene Eurer Schönheit.«
    »Ihr seid mir ein schöner Gefangener!« sagte Aglaé. »Ein Zweitgeborener! Edelmann ohne Geld und zu allem Übel auch noch Arzt!«
    »Madame, verachtet mir den Arzt nicht! Ich könnte Euch so wunderbar heilen.«
    Sie lachte, klopfte an eine Tür, trat ein, machte eine tiefe Verbeugung und sagte:
    »Madame, er ist ein Scheusal, doch er wird Euch gefallen.«
    »Möge er eintreten«, sagte Madame de Joyeuse. Und wie ich sie da sitzen sah mitten im Flor ihrer Damen, die mit gefährlichem Lächeln ihre kleinen spitzen Zähne zeigten, dünkte ich mir ein den Löwinnen zum Fraße vorgeworfener armer Christenmensch. Doch fand ich die Szene auch erheiternd und fühlte mich den Fallen, die man mir stellen würde, gewachsen.
    Ich sah mich von Madame de Joyeuse streng gemustert, was mich aber nicht aus der Fassung brachte, weil es mir wie Komödie anmutete.
    »Monsieur, könnt Ihr mir sagen, warum Euch so sehr an der Gunst von Monsieur de Joyeuse gelegen ist?« fragte sie.
    »Ha, Madame«, entgegnete ich lächelnd, »doch wohl des Pläsiers wegen, das ich mir hier erhoffe.«
    Meine Worte, der Tonfall und mein Blick ließen Madame de Joyeuse die große Dame vergessen, die sie war. Sie lachte laut heraus, ebenso ihre Hofdamen. Und Aglaé rief, als wäre sie stolz auf mich: »Sagte ich’s doch, Madame, ein Scheusal!«
    »Ihr seid in der Tat sehr dreist, Monsieur«, sprach Madame de Joyeuse und verbarg ihr Lachen hinter dem Fächer. »Kein Edelmann hätte gewagt, mich so zu beäugen, wie Ihr es tatet, und mir wie ein Wollüstling die Finger zu küssen.«
    »Madame, wenn das Küssen verboten ist, worin sollte dann das Pläsier der Begrüßung liegen?«
    »Pläsier, Pläsier, Monsieur! Habt Ihr gar nichts anderes im Sinn?«
    »Was soll ich im Sinn haben, Madame, wenn ich Euch zu Füßen liege«, sagte ich und ging vor ihr auf die Knie.
    »Monsieur, ich rühme mich erprobter Tugend, auch wenn ich gern in aller Unschuld lache«, sagte sie mit geheuchelter Strenge. »Und sosehr ich hofiert werde von unseren Edelleuten, ich mache sie zu Büßern und nicht glücklich.«
    »Madame, ob Eurer Schönheit will ich von Herzen diese Büßerschaft

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