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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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glucksen.
    »Mein kleiner Cousin«, sprach Madame de Joyeuse, die nicht der Herzensgüte zu ermangeln schien, »nehmt uns nicht übel, daß wir lachen. Aber gebt zu, daß unsere Hugenotten ein sehr merkwürdiges Gebaren haben!«
    »Aber Madame«, sagte Aglaé, »hat nicht Monsieur de Joyeuse dem Herrn von Siorac eine Vergütung in Aussicht gestellt für die kleine Armee, die er Anne geschenkt? Die könnte seiner Einkleidung dienlich sein.«
    »Vergeßt nicht, Aglaé, mein Ehegemahl hat ein sehr waches Gedächtnis für alles, was man ihm schuldet, und ein sehr schwaches für alles, was er schuldet. Aber sagt, mein kleiner Cousin, wieviel habt Ihr denn ausgegeben für die kleine Armee?«
    »Oh, Madame, ich weiß nicht. (Ich wollte den großen Herrn spielen.) Ich habe nicht Rechnung geführt.«
    »Nennt einen Betrag.«
    »Fünfzig Dukaten.«
    »Na prächtig«, sagte Madame de Joyeuse. »Als guter Edelmann führt Ihr nicht Rechnung, aber als guter Hugenotte wißt Ihr genau, was Ihr ausgebt.«
    Alle lachten, indes ich die unschuldigste Miene aufsetzte und der kommenden Dinge harrte. Und was dann kam, stellte mich mehr als zufrieden.
    »Aglaé«, sprach Madame de Joyeuse, »begleite meinen kleinen Cousin zurück und gib ihm aus meiner Schatulle zweihundert Dukaten.«
    Sie hielt mir ihre Hand hin, die ich vor Dankbarkeit, keines Wortes mehr mächtig, mit Küssen bepflasterte.
    »Genug, mein kleiner Cousin! Gebt mir jetzt meine Hand wieder, eh Ihr sie ganz verschlungen habt, und kommt mich am Mittwoch in schicklichem Aufzug besuchen.«
    Hierüber verließ ich sie, vor Glück fast über dem Boden schwebend, indes Aglaé de Mérol mit recht kummervoller Miene an meiner Seite schritt.
    »Monsieur«, sprach sie, »Ihr seid wirklich ein Scheusal an Ehrgeiz, Geschicklichkeit und Gaunerei.«
    »Gaunerei, Madame?« Ich blieb erbost stehen und musterte sie mit strengem Auge. »Wieso bin ich ein Gauner?«
    »Gut, ich nehme den Gauner zurück«, sagte sie, erschrocken über meinen Unmut. »Aber geschickt seid Ihr dennoch, Monsieur, wie es die Komplimente beweisen, die Ihr uns gemacht habt.«
    »Und war das etwa schlecht getan?« fragte ich. »Bin ich der Büßer von Madame de Joyeuse oder bin ich es nicht? Ist das nicht meine Rolle?«
    »Ihr habt ja recht, ich bitte um Vergebung. (Sie legte ihre Hand auf meinen Arm.) Aber ich liebe Madame de Joyeuse trotz ihrer kleinen Lächerlichkeiten. Und darum war mir das alles eine große Pein. Es gab nämlich eine Zeit, da war Madame de Joyeuse so sehr umschwirrt von büßenden Kavalieren, daß wir es nicht nötig hatten, uns um einen Junghahn zu bemühen.«
    »Ich ein Junghahn, Madame?« rief ich. »Ich habe den Strauchdieben der Corbières-Berge den Garaus gemacht!«
    »Ich bitt Euch, posaunt Eure Heldentat nicht so laut heraus, wir sind im Bilde. Aber die Wahrheit ist doch: Ihr seid ein Zweitgeborener ohne Geld und studiert die Medizin.«
    »Wieso ohne Geld?« fragte ich lachend. »Was sind denn diese Münzen hier, die Ihr mir hinzählt?« (Ihr glaubt nicht, was für ein liebliches Geräusch das war, als die Dukaten in meinen Beutel fielen.)
    »Pah, was ist das schon!« sagte Fräulein von Mérol mit traurigem Schmollgesicht. »Meines Vaters Einkünfte betragen hunderttausend Livres im Jahr. Deshalb habe ich schicklicherweise einen Edelmann zu heiraten, der mindestens die Hälfte dessen vorweist. Von solchem Kaliber aber gibt es in unserer Provinz nur vier, und die sind so häßlich und unerträglich, daß ich sie alle abgewiesen habe. Also ist mein Schicksal besiegelt: ich werde als Jungfer sterben.«
    Da nun sah ich sie mit anderen Augen und war baff, daß einer so schönen, reichen Frau ein solches Los harren konnte. Wahrlich ein Jammer, dachte ich, wenn das Gold des Menschen Geschicke bestimmt, anstatt ihm zu dienen.
    »Madame, sollte ich dereinst fünfzigtausend Livres Jahresrente haben und Euch gefallen«, sagte ich halb im Ernst, halb schäkernd, »werde ich um Eure Hand anhalten, sofern Ihr mir nur die Medizin, diese göttliche Kunst, nicht mehr verachtet.«
    »Göttliche Kunst, Monsieur?«
    »Gott hat uns das Leben gegeben, und wir Ärzte halten es fest, wenn es uns flieht.«
    »Könnt Ihr es denn festhalten?«
    Darüber stritten wir noch eine Weile, und da sich ein junges Mädchen allemal freut, wenn jemand um seine Hand anhält, fand Aglaé ihre Heiterkeit wieder. Sie schloß ihre Rede:
    »Ihr seid zwar ein Scheusal, aber nicht ohne Herz. Ihr werdet Madame de Joyeuse ein ehrbarer

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