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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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aber klammerte sich mit Gewalt an mich.
    »Die Prophezeiung hat sich erfüllt, Ihr habt mich ein zweites Mal abgewiesen«, sagte sie und preßte sich an mich.
    »Mädchen, welchen Weg hierher hast du genommen?«
    »Mit einem Seil habe ich die Mauer überwunden.«
    »Und die Fallen?«
    »Die kenne ich.«
    »Mädchen, wenn ich deinem Begehr folge, wirst du dann verschwinden, ohne dich umzudrehen?«
    »Ich werde gehorchen, Großer Bock.«
    »Dann warte hier, ich spreche mit meinen Gehilfen.«
    Ich kehrte ans Grab der Hure zurück, rief Merdanson und Carajac zu mir und flüsterte:
    »Es ist die letzte der Manganes. Sie hält mich für einen Teufel, den sie Großer Bock oder Meister Léonard nennt. Sie will, daß ich sie schwängere.«
    »Schwängere sie«, sagte Carajac.
    »Ich geniere mich, das Mädchen ist vom Teufel besessen.«
    »Schwängere sie«, sagte Merdanson. »Die Weiber sind alle gleich! Ob Hexe oder nicht, die Scheide verläuft allemal von unten nach oben, nie quer.«
    »Schwängere sie«, sagte Carajac, »wir können sie hier nicht gebrauchen. Das brächte Gefahr. Schwängere sie, und dann jage sie fort.«
    »Aber sie ist ein Geschöpf des Teufels«, wandte ich ein.
    »Schwängere sie und bete«, sagte Merdanson, »dein Gebet wird dem Satan die Frucht entreißen.«
    So kehrte ich zu dem Mädchen zurück, nahm sie in die Arme und wollte sie, obwohl es mir sehr widerstrebte, auf die Erde legen. Der Mond leuchtete plötzlich ungemein hell.
    »Nein, nein«, sagte die Mangane mit funkelnden Augen, »es gibt einen besseren Platz.« Sie nahm mich bei der Hand, die noch den Handschuh trug, führte mich zu einem Mausoleum, holte einen Schlüssel aus ihrem Rock, öffnete das eiserne Gitter und schloß sich mit mir in eine winzige Kapelle ein. »Hier unter dieser Platte (sie stippte mit dem Fuß auf den Boden) liegt der Großinquisitor, der die Manganes verbrennen ließ. An einem Geschwür leidend, kaufte er Pillen von einem hausierenden Quacksalber, der einer von Euren Gesellen war, Monseigneur, und starb zwei Monate später unter Martern, die gräßlicher brannten als die Flammen. Und hier, auf dem Grab unseres Feindes, will ich geschwängert werden.«
    Und ohne meine Hand loszulassen, streckte sie sich auf der Platte aus, zog mich mit rätselvoller Kraft nieder, und so fand ich mich hingestreckt neben ihr wieder, unterdessen sie ihre Kleider abstreifte. Braun war ihre Haut und ihr Fleisch drall und höllisch. Doch ich war ganz damit beschäftigt, in meinem Innersten Gott anzurufen, denn schon wollte mir scheinen, der Herr strafe mich, daß ich die Gräber der Kurtisane und des Waisenkindes hatte entweihen wollen, ich lag neben ihr wie ein Baumstumpf, regungslos, stumm, halb tot vor Entsetzen, und lauschte einem Stöhnen, das unter der Grabplatte hervorzudringen schien.
    »Ha, Monseigneur verschmäht die Sterblichen? Er spielt lieber mit den Nachtweibchen in seinem Höllenreich?« sagte sie. »Doch ich bin Zauberin, ehe ich Lilith werde in Eurem Reich nach meinem Tod, und ich besitze einige Kraft über den Menschenleib, in welchen Ihr geschlüpft seid. Monseigneur«, hauchte sie mir ins Ohr, »erlaubt Ihr mir, meine Kunst anzuwenden?«
    »Aber gewiß«, sagte ich, ohne willentlich bei der Sache zu sein, denn immer noch im Gebet, galt mein Ohr nur diesem Klagen unter der Platte.
    Doch kaum hatte ich zugestimmt, spürte ich, wie die Mangane mich aufknöpfte und ein heißer Atem mich umgab. Da verlor ich unrettbar die Worte meines Gebets, auch das Gehörund jeden Gedanken an das grausige Stöhnen unter mir, ich fühlte mich rücklings hintreiben in einem warmen Lufthauch, der meinen Körper umspielte. Diese Wonnen raubten mir die klare Besinnung – ich bin gewiß, die Mangane betörte mich mit teuflischen Liebkosungen, die auch einen gefühllosen Klotz beseligt hätten und die kein Weib, von einem Weib geboren, mir später wieder gab. Doch obwohl wieder Mann geworden durch ihren Zauber, vom Scheitel bis in die Zehen vor Begierde bebend, war ich gleichsam gelähmt. Als die Mangane dies sah, bestieg sie mich rittlings zu einer frenetischen Kavalkade und entlockte mir mit wilden Schreien den Samen. Ha! dachte ich, nach der Wollust wieder zu mir findend, möge der allmächtige Herrgott verhindern, daß in diesem höllischen Bauch ein Kind gezeugt wurde!
    Als ich aufstand, küßte die Mangane mir die Füße, dann die Knie, um ihren Meister anzubeten.
    »Mädchen, du hast bekommen, was du begehrtest. Geh nun, und drehe dich

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