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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zur Hand gehen?« fragte ich.
    »Bewahre! Ich hasse Friedhöfe, sie stinken nach Menscheneitelkeit. Die Reichen protzen mit ihren Marmorgräbern. Wenn man mich dereinst lebendig verbrennt, soll meine Asche verstreut werden: das Nichts wird zum Nichts zurückkehren. Hier ist es, mein Bruder. Unter diesem Erdhügel liegt eine schöne Kurtisane, und unter dem da liegt ein Waisenkind von acht Jahren. Frisch ans Werk! Ich erwarte Euch in meiner Behausung.«
    »Gott sei Dank, er ist fort!« flüsterte Merdanson, als Cabassus verschwunden war. »Dieser Scheißatheist wandelt mir das Blut in Wasser. Gott möge mir verzeihen, daß ich seinen Abscheulichkeiten Gehör schenkte. Bei Christus und seinen heiligen Wundmalen, ich glaube an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist! Und wenn es Sünde ist, diese Gräber zu öffnen, bitte ich meinen Schöpfer demütig um Vergebung.«
    »Amen«, sagte ich.
    »Amen«, sagte Carajac. »Aber Cabassus ist bei aller Verschrobenheit kein schlechter Mensch. Alles, was er hat, gibt er den Armen.«
    »Freunde, genug geschwätzt!« sagte ich. »An die Arbeit!«
    Merdanson stellte die Blendlaterne auf einem Nachbargrab ab, und wir begannen zu schaufeln. Langher der Feldarbeit entwöhnt, streifte ich Handschuhe über, um mir nicht Blasen zu holen. Die schmale Mondsichel war von Wolken verhüllt, und mochte sich das Auge auch an das Dunkel gewöhnen, war dennoch ringsum nur das Weiß der Kreuze und Grabsteine auszumachen.
    Eine halbe Stunde mochten wir am Werk sein, als Merdanson mir ins Ohr flüsterte:
    »Wir werden beobachtet.«
    »Wo?«
    »Hinter der Eibe, da vor dir, links. Ich habe ein bleiches Gesicht gesehen«, sagte Merdanson. Und seine Hand zitterte!
    »Freunde, grabt weiter, ich schaue nach«, sagte ich.
    Als wäre ich ermüdet, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen das Nachbargrab, ein protziges Mausoleum, lehnte auch die Schaufel dagegen, zog meinen Langdolch aus der Scheide, ging leise um das Grabmal herum, bückte mich und kroch auf Knien, die Waffe in der Hand, der Eibe entgegen. Mein Herz hämmerte wild in der Brust. War der Späher ein Mensch oder ein Geist? Weder der Schlächterbaron von Lendrevie noch die Strolche der Corbières-Berge, weder Espoumel mit seinem Messer noch Caudebec mit seinem Kurzschwert hatten mir solche Angst eingejagt wie dieses Bleichgesicht zwischen den schwarzen Zweigen der Eibe.
    Als ich indessen auf zwei Schritte heran war, sah ich da eine leichte, kleine Gestalt an den Baum gelehnt stehen. Ich sprang auf, warf mich über sie und hatte sie im Nu zu Boden geworfen, ohne daß ich Gegenwehr spürte. Ich lag keuchend auf ihr, beruhigte mich aber allmählich, denn ich spürte unter mir die Wärme eines menschlichen Körpers, noch dazu einer Frau.
    Der Mond trat hinter der Wolke hervor, und ich sah: es war ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren, sehr bleich von Angesicht. Sie sah mich mit ihren großen schwarzen Augen so verzückt an, daß ich baß verwundert war.
    »Meister Léonard! Großer Bock!« stammelte sie. »Innigst geliebter Herr und Meister, endlich gelange ich ans Ziel! Wie meine Großmutter es mir weissagte, habe ich Euch endlich getroffen auf diesem Friedhof, wo ich seit einem Jahr Nacht für Nacht darauf warte, mich Eurer Brunft hinzugeben.«
    »Meiner Brunft? Wer bist du?« fragte ich.
    »Ihr wißt es genau. Meine ganze Familie, ausgenommen Großmutter und ich, ist – weil sie Euch treu diente – vor einem Jahr in den Flammen des Scheiterhaufens umgekommen.«
    »Mangane! Ermandine Mangane! Sie haben dich nicht verbrannt?« fragte ich.
    »Wenn Monseigneur sich erinnern wollen: auf Euer Geheiß stellte ich mich taub, stumm und närrisch. So bin ich mit dem Leben davongekommen.«
    »Du bist also die letzte der Manganes.«
    »Die letzte werde ich nicht sein, Großer Bock, wenn Ihr Euren Samen in mich pflanzt. Dann werden die Manganes wiederauferstehen, um die Priester Eures Glaubens zu sein, Euch ewig zu dienen.« Sie lachte. »Zunächst hielt ich Euch und Eure Gehilfen für Grabräuber, aber als Ihr über mich hergefallen seid, habe ich Eure Krallen gespürt.«
    Meine Krallen! Macht der Einbildung! durchfuhr es mich.
    »Mädchen, heute kann sich nicht erfüllen, was du begehrst. Komm morgen zur Mitternacht wieder«, sagte ich.
    »Ha, jetzt zweifle ich nicht mehr: Ihr seid wirklich Meister Léonard, denn der Weissagung zufolge werdet Ihr zweimal versuchen, mich abzuweisen.«
    »Geh jetzt!« sagte ich.
    Ich erhob mich und gab sie frei. Sie

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