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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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bin mit satten zwölf komma acht Prozent an den Einspielergebnissen beteiligt, wenn alles so läuft wie geplant. Wenn du mit einsteigst, sagen wir mal mit fünfhunderttausend oder was du eben locker machen kannst, würde ich dich mit zwanzig Prozent an meinem Anteil beteiligen, da hättest du das Geld ganz schnell wieder drin und einen Riesengewinn dazu gemacht. Bei den anvisierten sechzig Millionen – und das ist keineswegs utopisch, nicht bei der Besetzung, und wenn du das Drehbuch siehst, dann weißt du, das hier nichts schiefgehen kann, außerdem, wenn man bedenkt, dass »Keinohrhasen« auch locker vierundsiebzig Millionen eingespielt hat, hey, aber selbst wenn wir das nicht schaffen und nur, sagen mir mal, vierzig Millionen einspielen, was tief gegriffen ist, da kannst du dich drauf verlassen, aber selbst wenn, dann ist das immer noch mehr als super, und du hast dann mal eben deine fünfhunderttausend Euro vervierfacht, das nenne ich doch mal eine gute Kapitalanlage, oder etwa nicht?«
    »Jetzt lass mich doch erst mal reinkommen und das Geburtstagskind begrüßen, Tommi!«, sagte der andere Mann. »Selbst wenn ich fünfhunderttausend Euro hätte …«
    Onkel Thomas fiel ihm ins Wort. »Komm mir nicht mit: ›Ich hab das nicht‹, das spielt doch keine Rolle für einen echten Visionär. Hauptsache, du kannst es lockermachen, es ist eine todsichere Kapitalanlage, und sich so einen Gewinn aus purer Blasiertheit entgehen zu lassen, das wäre doch … –Mann! Hörst du mir überhaupt zu? Du machst aus fünfhunderttausend mal eben annähernd zwei Millionen. Meine anderen Investoren sind total aus dem Häuschen deswegen. Ich biete es dir ohnehin nur an, damit es hinterher nicht heißt, ich hätte dich übergangen.«
    »Eine Million fünfhundertsechsunddreißigtausend«, sagte ich, ohne es recht zu merken. Onkel Thomas’ Redefluss hatte meinen natürlichen Rechenreflex ausgelöst.
    »Was?« Onkel Thomas und der andere Mann schauten zu mir hoch. Für einen winzigen Moment kam er mir vertraut vor, als würde ich ihn schon ewig kennen. Möglicherweise, weil er ein ganz klein wenig aussah wie Crocodile Dundee, nur nicht braungebrannt und ohne Cowboyhut, aber mit sonnengebleichtem Haar. Und seine Augen waren so verwaschen blau wie seine Jeans. Die Haut rings um die Augen legte sich in kleine Fältchen, als er grinste.
    »Wie war das?«
    Ich spürte, wie ich errötete. »Eine Million fünfhundertsechsunddreißigtausend.«
    »Ja, und wenn schon!«, sagte Onkel Thomas ungehalten. »Egal. Ist immer noch ein Haufen Geld, ein Riesengewinn.«
    »Wenn man von den sechzig Millionen Einspielergebnissen ausgeht«, murmelte ich. »Bleibt es bei vierzig Millionen, sind es eine Million hundertvierundzwanzigtausend.«
    »Nicht schlecht«, sagte der Mann in Jeans. »Ich bin schon ausgestiegen, als zum ersten Mal das Wort Prozent fiel. Haben Sie irgendwo in Ihrem Kopf einen eingebauten Taschenrechner?«
    Ich nickte.
    »Wow, das ist irgendwie sexy«, sagte Crocodile Dundee.
    Ich wurde noch ein bisschen röter.
    »Vierzig Millionen sind aber die allerunterste Schätzung, sechzig Millionen sind weit realistischer, und wer das Drehbuch kennt, weiß, dass wir mit noch viel mehr rechnen können«, sagte Onkel Thomas, und seine Zunge schoss vor und zurück. »Aber selbst wenn nicht: Fünfhunderttausend investieren und eine Million, äääh, hundertzwanzigtausend rauskriegen, bedeutet eine Rendite von zweihundert Prozent. Das kann dir keine Bank der Welt bieten.«
    »Genau genommen wäre es eine Rendite von hundertvier komma acht Prozent«, sagte ich. Es war schon ein bisschen zwanghaft.
    Onkel Thomas züngelte. »Ich meinte ja auch nur ungefähr das Doppelte.«
    »Und wenn ich statt fünfhunderttausend Euro, ähm zweihundertvierundsiebzigtausend Euro investieren würde?«, fragte mich Crocodile Dundee. Er hatte den Blick nicht von mir gewendet.
    »Was auch willkommen wäre – besser als nichts«, sagte Onkel Thomas. »Aber ich bin sicher, du könntest mehr lockermachen.«
    »Na, ja, wenn wir weiterhin davon ausgehen, dass der Film vierzig Millionen einspielt und Onkel Thomas Ihnen von seinen zwölf komma acht Prozent zwanzig Prozent abgibt«, sagte ich, »dann bleibt es ja bei einer Million vierundzwanzigtausend, und bei einer Investition von zweihundertvierundsiebzigtausend Euro wäre das eine Rendite von …« Wow, das war wirklich sexy! Wie seltsam. »… zweihundertdreiundsiebzig Komma sieben zwei zwei sechs Prozent.

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