In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück
Abgerundet.«
»Sagenhaft«, sagte Crocodile Dundee. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
»Heißt das, du bist dabei?«, fragte Onkel Thomas.
»Auf keinen Fall, Thomas«, sagte Crocodile Dundee.»Erstens verfüge ich mitnichten über eine solche große Summe. Und zweitens: Wann hat eines deiner Projekte jemals auch nur einen einzigen Euro Gewinn abgeworfen? Nein, ich bewundere lediglich die Kopfrechenkünste dieser jungen Dame.« Dabei lächelte er sein umwerfendes Lächeln. Ich hasse es, das zu schreiben, aber ich bekam weiche Knie von diesem Lächeln.
Ich hätte gern noch mehr für ihn gerechnet.
»Du bist ein Arschloch, weißt du das?«, sagte Onkel Thomas. »Wusste ich doch. Aber du kannst doch wenigstens mal versuchen, mit Vater zu reden, ja? Das ist das Mindeste, was ich von meinem großen Bruder erwarten kann.«
Bei »Arschloch« war ich zusammengezuckt. Bei »großer Bruder« gleich noch einmal. Ach, Scheiße.
»Ich muss schon sagen, es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen«, sagte Crocodile Dundee.
Okay. Das war jetzt wirklich … blöd.
Und da hatte Leos Großmutter ihn auch schon entdeckt. » Karl! Ach, Karl! Was für eine Überraschung! Theo, schau doch nur, wer gekommen ist!«
Crocodile Dundee alias Karl alias Leos Vater umarmte seine Mutter.
»Das war ja klar«, sagte Onkel Thomas. »Wenn der liebe Karl einmal in hundert Jahren vor der Tür steht, machen sich alle vor Freude in die Hose.«
Jetzt kamen auch Leo, seine Schwestern und Leos Großvater hinaus. Sie sahen allerdings nicht alle so aus, als würden sie sich vor Freude in die Hose machen. Die Augen des Großvaters strahlten, aber Karls Kinder ließen seine Umarmung eher steif über sich ergehen.
»Ich dachte, du wärst in Madrid«, sagte Leo.
»Da war ich auch heute Mittag noch«, sagte sein Vater.»Aber deine Großmutter wird ja nur einmal siebzig, und da wollte ich nicht fehlen.«
»Du bist mein allerschönstes Geschenk«, sagte Leos Oma.
»Meins auch«, sagte Leos Opa. »Obwohl ich gar keinen Geburtstag habe.«
»War ja klar«, sagte Onkel Thomas. »Wäre ich hier in Jeans und Knitterhemd aufgetaucht, hättet ihr mich gar nicht reingelassen.«
»Er kommt vermutlich direkt vom Flughafen«, sagte Leos Opa.
»Wie ihr gewachsen seid«, sagte Karl zu seinen Kindern. »Ihr seht eurer Mutter mit jedem Jahr ähnlicher.«
Lauter mucksche Gesichter.
Karl tat so, als merkte er es nicht. »Wir müssen uns gleich mal gemütlich zusammensetzen und erzählen, was es so Neues gibt, ja?«
»Helen hat sich bei Germany’s Next Topmodel beworben«, sagte Corinne.
»Leo hat eine neue liebe kleine Freundin«, sagte Leos Großmutter und zeigte auf mich. Ich stand immer noch auf der untersten Treppenstufe, wie angewurzelt.
Karl sah mich an. Diesmal war sein Grinsen ein wenig schief. »Hallo, Leos neue liebe kleine Freundin.«
»Hallo«, flüsterte ich.
»Sie heißt Carolin Gauß«, sagte Leo. »Carolin, das ist mein Vater. Karl Schütz. Carolin ist zwei Semester unter mir.«
Wir schüttelten uns die Hände.
»Sie studieren Jura? Ich hätte auf Raumfahrttechnik oder so was getippt.«
»So ein Unsinn«, sagte Leo.
»Sie haben mich zum Casting eingeladen«, sagte Helen und warf ihre langen Haare in den Nacken.
»Carolin hat ausgerechnet, dass mein neues Projekt Renditen bis zu zweihundertirgendwas Prozent abwirft«, sagte Onkel Thomas. »Es lohnt sich also zu investieren, Leute. Die deutsche Filmgeschichte wird es euch danken.«
Niemand achtete auf ihn. Auf Helen allerdings auch nicht.
»Im Kofferraum vom Mietwagen ist noch ein Geschenk«, sagte Karl. »Außerdem ein frisches Hemd, wenn ihr wollt. Tommi, kommst du mit und hilfst mir tragen? Ich habe hinter so einem Angeberporsche geparkt, Düsseldorfer Kennzeichen.«
»Das ist meiner«, knurrte Onkel Thomas.
Karl lachte. »Dachte ich’s mir doch.«
Beim Vorbeigehen streifte mich noch einmal ein flüchtiger Blick. Er reichte aus, um mich wieder rot werden zu lassen.
»Komm.« Leo nahm meinen Arm. »Auf den Schreck brauchst du noch ein Gläschen Champagner.« In Wahrheit war es Leo, der den Champagner brauchte. Ich hätte eher eine kalte Dusche gebraucht.
»Wer hätte denn damit gerechnet, dass der heute kommt? Ich jedenfalls nicht«, sagte Leo.
»Wir müssen aber unbedingt Fotos machen«, sagte Corinne. »Wegen Mama.«
»Sie wird doch nur wieder heulen, weil er jünger aussieht als sie«, sagte Helen.
»Ja, aber wenn wir keine Fotos machen, heult sie auch«, sagte
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