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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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mich nicht so gut aus.
    »Ich finde, da fehlt was«, sagte Corinne und zeigte in meinen Ausschnitt. Also, das ging aber nun zu weit! Was fiel ihr ein, an meinem zu kleinen Busen herumzunörgeln? Ich suchte noch nach einer schlagfertigen Erwiderung – zum Beispiel hätte ich auf ihren Kopf zeigen und sagen können »besser hier als im Gehirn« –, da setzte sie hinzu: »Ein Collier oder so was.«
    Oh. Da hatte ich ihr wohl unrecht getan. »Ich hab eine Perlenkette in der Tasche«, sagte ich beschämt und holte die Kette wieder hervor.
    »Die ist doch wunderschön!« Corinne band sie mir um den Hals, und für drei Sekunden stellte sich ein beinahe freundschaftliches Gefühl bei mir ein.
    »Viel besser«, sagte Corinne, als sie mich erneut betrachtete. »Jetzt fällt der flache Busen nicht mehr so auf.«
    Das freundschaftliche Gefühl verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen.
    Helen zückte ihre Kamera. »Mama hat gesagt, ich soll unbedingt ein Bild von dir machen, darf ich?«
    »Natürlich.« Lieber jetzt als später, wenn mir womöglich ein Absatz abgebrochen war oder die Haarnadeln aus der Frisur rieselten. Helen machte ungefähr zwanzig Bilder, von denen sie danach alle wieder löschte, auf denen ich gut aussah. Sie behielt nur eins, auf dem ich die Augen halb geschlossen hatte und aussah, als hätte ich einen im Tee.
    Leo kam mit zwei gefüllten Champagnergläsern und einem Mann Ende dreißig zu uns, dessen Blick überdurchschnittlich lang auf meinen Kniescheiben verweilte, bevor er langsam aufwärts glitt, bis er – mit leicht heruntergezogenenMundwinkeln – in Brusthöhe hängen blieb und das Perlencollier betrachtete. »Onkel Thomas, das ist meine Freundin Carolin.«
    » Der Onkel Thomas«, sagte Onkel Thomas. Er war ein schlanker Mann, aber seine Gesichtszüge wirkten seltsam aufgedunsen und schwammig. Das Gleiche galt für seinen Händedruck. »Das schwarze Schaf der Familie Schütz.«
    »Ach, und ich dachte, Leos Vater sei das schwarze Schaf«, entfuhr es mir.
    »Mein großer Bruder, der Professor? Ach was! Der ist Vaters und Mutters Liebling. Was Karl sagt und tut, ist heilig. Alle meine Pläne und Ideen hingegen werden als Spleen abgetan. Na ja, das ist das Los der Künstler.« Er befeuchtete sich die Lippen. »Ich bin im Filmgeschäft tätig.«
    »Als Schauspieler?« Er würde einen guten Bösewicht abgeben, fand ich.
    »Lieber Himmel, nein! Ich bin Produzent. Da laufen die Fäden zusammen, da ist das big money zu machen. Aber erstmal muss man investieren, irgendwie geht das offenbar in die Hirne der Leute nicht rein. Jeder Traum, der reality werden soll, kostet nun mal Geld. Man glaubt ja nicht, wie schwer es einem gemacht wird, wenn es um die Finanzierung einer großen Vision geht.« An dieser Stelle sah er sich kurz um und fuhr dann mit gesenkter Stimme fort: »Man sollte denken, dass einen da wenigstens die eigenen Eltern unterstützen, aber – nein! Auch an einem Tag wie diesem bekommt man nur die Projekte unter die Nase gerieben, die schiefgegangen sind. Ja, ja! Herrgott, jeder Mensch macht doch mal Fehler, oder etwa nicht? Auch jemand wie mein guter Freund Bernd – Bernd Eichinger, kennst du, oder? Rossini? Bewegter Mann? Das Parfüm? – ist nicht gegen Misserfolge gewappnet. Aber reiten seine Eltern da vielleicht andauernd drauf rum? Nur meine verknöcherten Alten sitzen auf ihrem Geld und ihrenVorwürfen wie Gänse auf ihren Eiern. Nicht mal seine Kontakte will der alte Herr spielen lassen. Dabei haben wir für das aktuelle Projekt sogar – aber das ist jetzt top secret , ja? – eine Zusage von Til. Dem gefällt das Drehbuch unheimlich gut. Aber glaubt man, dass das meine Eltern auch nur ansatzweise interessiert?«
    »Til Schweiger?«, rief Corinne. »Wie cool.«
    »Psssssst! Ich sag doch, das ist top secret . Aber wenn es so weit ist, könnt ihr zu den Dreharbeiten kommen«, sagte Onkel Thomas. »Wozu hat man schließlich einen Erbonkel beim Film? Oh, da hinten sehe ich den Landrat. Ich denke, es wird ihm nicht schaden, mal ein wenig über Kultur zu sprechen. Ihr entschuldigt mich? Ich zeig euch später noch meinen neuen Porsche. Wenn ihr wollt, mache ich auch eine Probefahrt mit euch.«
    Leo drückte mir ein Champagnerglas in die Hand. »Onkel Thomas hat ein Faible für schnelle Autos.«
    Und für Kokain, dachte ich. Oder eine andere illegale Substanz, die größenwahnsinnig machte. Ich hätte jetzt auch gern ein Näschen davon genommen.
    Leo führte mich einmal quer durch den Raum zu

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