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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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in Gefahr begibt, kommt darin um«
sein kann. Mit anderen Worten: Machen Sie nie, was ich gemacht
habe. Hören Sie nicht auf das Teufelchen auf Ihrer Schulter.
Manche Dinge bleiben besser unergründet, glauben Sie mir.
Noch besser ist, wenn Sie überhaupt kein Teufelchen
auf Ihrer Schulter sitzen haben. Sie Glückliche.

    Frau Karthaus-Kürten war hellauf begeistert über meine Erfolge. Sie sagte, meine ganze Körperhaltung sei eine andere, und nun würde ich auf sie nicht mehr orientierungs- und hilflos wirken, sondern wie jemand, der nach vorne blickt.
    »Es scheint sich doch allmählich herauszukristallisieren, dass der eingeschlagene Therapieweg der richtige ist.«
    Allmählich herauszukristallisieren? »Aber ich war erst vorgestern zum ersten Mal bei Ihnen.«
    »Zeit spielt doch überhaupt keine Rolle. Prozesse wie diese können sich innerhalb von äh …« Frau Karthaus-Kürten machte mit ihren Händen schmetterlingsähnliche Bewegungen. »… Sekunden abspielen. Es braucht nur die richtigen Impulse. Sehen Sie sich doch an! Wie neugeboren.«
    Ich war da ein wenig skeptisch. »Und das liegt vielleicht nicht nur an den Tabletten?«
    »Doch, natürlich«, sagte Frau Karthaus-Kürten fröhlich. »Selbstverständlich liegt das nur an den Tabletten! Aber dasspielt doch keine Rolle. Zu denken, dass nur zählt, was man aus eigener Kraft schafft, ist vollkommener Unsinn. Je besser Sie sich durch die Tabletten fühlen, desto zielgerichteter werden Sie handeln, desto besser werden Sie für sich sorgen, desto besser werden Sie sich fühlen. Und irgendwann können Sie die Tabletten einfach weglassen.«
    »Aha«, sagte ich.
    Die Frau war extrem gut gelaunt. Ich überlegte, ob sie selber vielleicht etwas eingeworfen hatte. Sie lobte mich sehr für die vollgeschriebenen Schulhefte, schob sie aber zu meiner Enttäuschung auf einen großen Ablagehaufen in einer Ecke ihres Schreibtisches.
    »Werden Sie sie überhaupt lesen?«, fragte ich. »Oder diente das Aufschreiben nur meiner eigenen Orientierung?«
    »Natürlich werde ich sie lesen«, sagte Frau Karthaus-Kürten mit einem kleinen Lachen. »Sobald ich den neuen Karin Slaughter fertig gelesen habe. Nach einem Thriller kommt mir so eine tragische Liebesgeschichte gerade recht.«
    Sie hatte etwas eingenommen.
    »Sie haben also beschlossen, sich um Ihr Erbe zu kümmern«, sagte sie. »Das ist gut. Das ist sehr gut. Es heißt zwar immer, Geld macht nicht glücklich, aber das ist Mumpitz, wenn Sie mich fragen. Ohne Moos nichts los, sag ich immer.«
    »Es heißt, Geld allein macht nicht glücklich«, sagte ich.
    »Geld allein macht aber auch nicht unglücklich!« Frau Karthaus-Kürten lachte schallend. »Wie auch immer. Ich finde es großartig, dass Sie aus Ihrer Passivität hervorkommen und sich der Sache annehmen. Was werden Sie mit dem Geld machen?«
    »Ähm. Na, das Übliche. Eine Wohnung suchen, leben … Vielleicht eine Station für verwaiste Jaguarbabys gründen.«
    »Wunderbar. Wunderbar. Ich liebe Jaguarbabys. Und ichhabe einen ganz hervorragenden Makler für Sie. Warten Sie, irgendwo muss seine Visitenkarte sein. Hach, eine neue Wohnung!« Sie verdrehte schwärmerisch die Augen zur Decke. »Das ist immer gleichzusetzen mit einem neuen Leben, nicht wahr? Es muss ja nicht gleich Eigentum sein, oder? Eine kleine, helle Wohnung, in der Sie zur Ruhe kommen können. Auf jeden Fall ein Bad mit Fenster – man glaubt ja nicht, wie oft einem heutzutage eine Wohnung mit fensterlosem Bad angeboten wird. Hätten Sie lieber Parkettboden oder Fliesen?«
    »Hm? Äh, das wäre eigentlich egal, denke ich.«
    »Nein, nein, nein, kommen Sie! Nichts ist hier egal, visualisieren Sie mit mir Ihre Traumwohnung. Parkett oder Fliesen? Teppichboden kann auch sehr hübsch sein, vor allem, wenn man keinen Hund hat, der ständig mit Dreckpfoten alles ruiniert.« Sie seufzte. »Na?«
    »Parkett«, sagte ich.
    »Neubau oder Altbau?«
    »Also, das ist jetzt irgendwie … Gehört das zur Therapie?«
    »Ja«, behauptete Frau Karthaus-Kürten. »Zieren Sie sich doch nicht so. Beschreiben Sie mir Ihre Traumwohnung.«
    »Sie muss einen Kamin haben«, sagte ich. »Und Platz für ein Cembalo und viele Bücher.« (Dass ich den Kaminsims brauchte, um die Urne daraufzustellen, sagte ich ihr nicht, genau genommen war der Besitz dieser Urne ein bisschen illegal und nur möglich, weil die Einäscherung in England stattgefunden hatte und Karls Asche verbotenerweise im Handgepäck mitgereist war.)
    »Und?«
    »Und

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