Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
du, oder?«
    »Ist mir egal.«
    »Wenn du eine Garantie willst, kauf dir einen Lockenstab.«
    »Kauf dir selber einen, Curly Sue.« Jetzt hatte ich Mimi aber wenigstens zum Lachen gebracht.
    »Aber ich will mich über etwas freuen!«
    »Es gibt ja genug andere Gründe für Freude«, sagte Mimi. »Du weißt schon, es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen, blablabla. Du könntest dich also über das Wetter freuen. Oder darüber, dass Ronnie heute Abend Lasagne macht. Und wenn du ein bisschen fies sein willst, kannst du dich darüber freuen, dass Herr Krapfenkopf gestern seinen Weihnachtsbaum an die Straße gestellt hat und auf einem Hundehaufen ausgerutscht ist.«
    »Nein!«
    »Na gut, das mit dem Hundehaufen ist erfunden. Aber er ist ausgerutscht, und Frau Krapfenkopf hat mir heute sehr anschaulich beschrieben, in welchen Farben sein Hinterteil nun leuchtet.«
    »Da freue ich mich lieber auf die Lasagne«, sagte ich.
    »Ja, aber denk dran: Gespräche über Babys etc. sind absolut tabu bei Tisch.«
    »Auch mit Ronnie?«
    »Gerade mit Ronnie«, sagte Mimi.
    »Sie spinnt«, sagte Ronnie, als er später beim Kochen kurz mit mir allein war. (Ich schnitt wie immer freiwillig die Zwiebeln, da konnte man so schön bei weinen.) »Aber da kann man nichts machen. Frau Karthaus-Kürten sagt, das wird sich geben, wenn die Schwangerschaft sich weiterentwickelt. Die Hormone sind dann stärker, sagt sie.«
    »Sag bloß, du gehst wieder zu ihr?«
    Ronnie wurde rot. »Ich war auch beim Pfarrer«, gestand er. »In solchen Situationen kann man sich gar nicht genug seelischen Beistand holen.« Er kratzte sich verlegen am Kinn. »Aber reden wir über dich. Du siehst viel besser aus. Bisschen dünn noch, aber sonst viel besser.«
    »Das liegt an der Feuchtigkeitspflege«, sagte ich und erzählteRonnie, dass sich wie durch ein Wunder mein Traum von einer besten Freundin erfüllt hätte. Genauer gesagt, der Traum vom schwulen besten Freund, was ja noch viel besser sei. Zumal der schwule beste Freund Apotheker sei und wahnsinnig günstig an La-Mer-Kosmetik rankam.
    Mimi kam zurück in die Küche und sagte: »Und das aus dem Mund von einer Frau, die vorher nicht mal wusste, dass es La Mer überhaupt gibt.«
    »Aber der Apotheker ist doch nicht schwul«, sagte Ronnie.
    »Doch«, sagte ich. »Er benutzt Feuchtigkeitsmasken und Augencreme.«
    »Und er heißt Justus Detlef sen«, sagte Mimi und kicherte. »Ich meine – hallo?«
    Der Apotheker hieß wirklich so. Ich hatte ihn gefragt. Schließlich musste ich den Namen meines neuen besten Freundes kennen. Er war ein bisschen beleidigt gewesen, weil ich den Namen lustig fand, aber er hatte mir erlaubt, ihn weiter »Apotheker« zu nennen. Und »du«.
    »Nein, nein«, sagte Ronnie. »Ihr meint doch den Apotheker aus dem Rosenweg, oder? Der ist nicht schwul. Der hat was mit seiner Angestellten. Diesem super Gestell mit den dunklen Locken.«
    »Nein«, sagte Mimi. »Die heiratet im Frühling, das weiß ich zufällig genau, weil sie zusammen mit ihrem Bräutigam ein Paar Schuhe bei uns gekauft hat. Für ihre Hochzeit.«
    »Außerdem hat er meine Fußnägel lackiert«, sagte ich. »Und er hat dafür extra lilafarbenen Lack gekauft.«
    Ronnie gab sich geschlagen. »Wenn ihr meint … Aber es ist super, dass du einen Freund hast. Und wenn ich an all die Babyprodukte denke, die er uns … – aua!«
    Mimi hatte eine Mandarine nach ihm geworfen. »Halt dich gefälligst an die Regeln!«
    »Schon gut«, sagte Ronnie und zwinkerte mir zu. Im Laufe der nächsten Tage entwickelten wir eine Art Code, damit wir uns über Mimis Schwangerschaft unterhalten konnten, ohne befürchten zu müssen, Lebensmittel an den Kopf geworfen zu bekommen. Das Baby bekam den Codenamen »Pflaume« (der ausgerechnete Geburtstermin war im August, genau zur Pflaumenzeit), der Frauenarzt war ab sofort die »Obsthändlerin«, Hormone wurden in Ameisen umgetauft und so weiter und so fort.
    Mimi konnte nicht mit uns schimpfen, wenn sie zufällig mitbekam, wie wir über Pflaumenzubehör sprachen oder die beste Art, Pflaumen zu transportieren. Allerdings verstanden wir uns manchmal vor lauter Codes selber nicht mehr. Besonders kompliziert wurde es, wenn echte Pflaumen ins Spiel kamen. Einmal ließ Ronnie beinahe eine Teekanne fallen, als Mimi gedankenverloren sagte, sie habe Appetit auf Pflaumenmus.
    Auch wenn ich mich ja noch nicht freuen durfte, so bestand trotzdem Handlungsbedarf, denn das Gästezimmer, das ich zurzeit bewohnte,

Weitere Kostenlose Bücher