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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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während sich die Welt von ihm entfernte, sah er, wie sich ihr Gesicht beim Orgasmus abflachte, verlängerte und hart wurde, bis es einem Totenschädel glich.
    Es war kein menschliches Gesicht.
    Als er erwachte, fror er und lag allein im grauen Licht einer trügerischen Morgendämmerung. Das Feuer war ausgegangen, die Decke hatte sie unter ihm weggezogen. Korda zitterte. Sein Körper war zerkratzt, gequetscht, zerbissen und wund. Er fühlte sich, als habe man ihn in einem Dornengestrüpp um und um gewälzt. Er kleidete sich an und kehrte zur Jagdhütte zurück.
    Man lachte ihn aus. Da hast du dich mit einer Drul-Frau eingelassen, hieß es, du hattest Glück, daß sie gerade nicht läufig war. Vor einem Jahr hat hier ein Ausflugspilot gearbeitet, dessen Bruder wurde von einer zu Tode gekaut. Hat ihm die Brustwarzen und beide Eier abgebissen und die Haut bis auf den Muskel abgeleckt. Der Leichenbestatter brauchte eine Woche, um das Lächeln aus seinem Gesicht herauszukriegen.
    Im Palast der Rätsel nahm man ihn ebenfalls nicht ernst. Eine höfliche junge Frau meinte, sein Erlebnis sei keine sonderlich gute Anekdote, aber sie würde sehen, ob sie sie in dem einen oder anderen obskuren Flaschenladen ablegen könne, jedenfalls danke sie ihm für die Zeit, die er geopfert habe, und für sein Interesse.
    Korda machte sich nichts daraus. Endlich hatte er ein Ziel.
    Beim Zuhören konnte sich der Bürokrat nur wundern. Er und Korda hatten sich nie nahegestanden, aber sie hatten jahrelang zusammengearbeitet. Woher kam dieser Fanatismus, wie hatte Korda es geschafft, ihn so lange vor ihm zu verbergen? Er fragte: »Woher wußten Sie, wo Ararat liegt?«
    »Vom Komitee. Als ich dazukam, war es keine große Sache, nur Hexenanhänger, Mystiker und ähnliche Ladenhüter, die beiseitezuräumen endlos viel Zeit verschlang. Es gehörten aber auch noch ein paar Oldtimer dazu, die zu ihrer Zeit einflußreich gewesen waren. Ich erfuhr einige interessante Dinge von ihnen.«
    »Und dann stahlen Sie genügend Biotech, um einen unregistrierten Sohn klonen zu können: Gregorian. Allerdings verschwand seine Mutter, und er mit ihr. Sie hatten Pech gehabt.«
    Das, räumte Korda ein, seien schwere Jahre gewesen. Er habe jedoch nur umso härter gearbeitet und Pläne für den Schutz und das Überleben der Drule geschmiedet, sollten sie erst einmal lokalisiert werden können, für Reservate und Zuchtprogramme, für die Enkulturation und die Bewahrung ihres kulturellen Erbes. Es seien fruchtbare Jahre gewesen, obwohl er sein eigentliches Ziel, die Drule aufzuspüren oder wenigstens ihre Existenz nachzuweisen, nicht erreicht habe.
    Korda streckte jedoch seine Fühler aus, und eines Tages stieß er im Zuge seiner Nachforschungen im Tideland auf Gregorian.
    »Wie?«
    »Ich wußte, wie er aussah, verstehen Sie. Ich hatte alljährlich Fotos machen lassen - sein Hormongleichgewicht war leicht verändert worden, damit er mir nicht so ähnlich sah. Nur eine entfernte Ähnlichkeit. Ich hatte ihn ein bißchen grobknochiger, hagerer gemacht, das war alles. Schauen Sie mich nicht so an. Ich hab's nicht aus Eigendünkel getan.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    Die Beziehungen zwischen Vater und Sohn waren angespannt. Gregorian weigerte sich, im Sinne seines Vaters im Tideland tätig zu werden. Er gab ihm zu verstehen, er wüßte über die Drule gut Bescheid, bekundete aber auch sein völliges Desinteresse an deren Überleben. Korda zahlte trotzdem für Gregorians Ausbildung und ebnete ihm den Weg für eine gute Ausgangsposition in den Biotech-Labors des Äußeren Kreises. Die Zeit arbeitete für ihn. Einem Mann von Gregorians - Kordas - Format war nur schwer etwas entgegenzusetzen. Früher oder später würde er sich fügen.
    Korda glaubte, Gregorian gut zu verstehen.
    Er täuschte sich. Gregorian hatte im Äußeren Kreis Arbeit gefunden. Dort blieb er so lange, bis die Große Flut unmittelbar bevorstand, und Korda konnte keinen sinnvollen Nutzen aus ihm ziehen. Korda schrieb ihn ab.
    Dann verschwand Gregorian. Er setzte sich plötzlich ab, ohne jede Vorwarnung und unter vorsätzlich verdächtigen Umständen. Nachforschungen ergaben, daß er kurz vor seinem Verschwinden mit der Stellvertreterin der Erde gesprochen und etwas von ihr bekommen hatte. Was immer es war, niemand wollte glauben, es sei harmlos gewesen. Man schlug Alarm: Korda sollte sich der Sache annehmen.
    Er hatte den Bürokraten mit den Nachforschungen betraut.
    »Warum gerade ich?«
    »Irgend jemanden

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