Ina: Der Konflikt (German Edition)
Sie hatten zusammen gegessen. Ina blieb zurück. Abgesehen davon, dass sie nichts heruntergebracht hätte, hatte sie keine Lust auf irgendwelche Konversationen mit Demir. Sebiha und Khaled schliefen. Kadir setzte sich neben Ina und richtete seine Augen auf ihre Blätter. Sie selbst konnte kaum noch ihre eigenen Schriftzeichen erkennen. Ihre Augen waren überstrapaziert, sie hatte Kopfschmerzen, war müde und wütend. Wütend auf alles und jeden, vollkommen grundlos. „Sie sehen müde aus“, obwohl Kadir flüsterte hämmerte jedes Wort in ihrem Kopf. „Ha. Müde? Sie sieht schlichtweg grässlich aus“, Demir's Ausführung war sicherlich zutreffender als jene von Kadir. Aber sie war auch unpassender. Ina’s Blick traf ihn wie ein Faustschlag. Er erkannte ihre Wut in ihren Augen, lächelte sie wohlwollend an und verschwand stillschweigend in seinem Raum. Kadir drehte sich zu ihr und legte seinen Arm auf die Lehne des Sofas. Sie strich sich mit einem Finger über ihre Stirn. „Wie geht es dir?“ Ina drehte ihren Kopf zu ihm und sah in seine Augen. Er war besorgt. Aber sein Bild verschwamm vor ihren Augen. „Ich bin wütend“, sie bemühte sich um Beherrschung. „Zu lange auf zu engem Raum? – In vier Stunden erreichen wir das Schiff der neutralen Vereinigung. – Dort werdet ihr ein grösseres Quartier erhalten. – Und vielleicht findest du dort auch etwas Schlaf.“
„Vielleicht.“ Kadir blieb in seiner Position sitzen und betrachtete sie. Ina stützte ihre Stirn wieder auf ihre Hand und rieb sich mit ihrer anderen Hand den Nacken. „Gibt es einen Grund sich Sorgen um dich zu machen?“
„Nein.“ Kadir holte Luft um etwas zu sagen, aber Ina beendete seinen Ansatz mit einer Handbewegung und den Worten: „Ich bin wütend Sir. – Strapazieren sie meine Nerven nicht! - Bitte.“ Er legte seine Hand an den Mund und dachte nach, während er ihr Gesicht studierte. Nach einer Weile stand er auf und holte zwei Gläser Wasser. Ina nahm seine Handlung kaum wahr. Er setzte sich dicht neben sie, legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich heran. Sie liess es mit sich geschehen, legte etwas zögerlich ihren Kopf an seine Brust und schloss ihre Augen. Hörte seinen Herzschlag, fühlte seine Atmung und seine Körperwärme. Kadir liess seine Hand langsam über ihren Rücken hinuntergleiten, bis zu ihrer Taille, wo er sie liegen liess.
„Ina“, eine ruhige, sanfte Stimme holte sie aus ihrem Schlaf. Sie öffnete ihre Augen. Ihr Kopf lag an Kadirs Brust, ihre Hand auf seinem Bein. Seine Hand in ihrer Taille, die andere auf ihrem Kopf. „Bist du wach?“ Er sprach leise, langsam. Sie richtete sich auf. „Gut geschlafen?“
„Ja. – Wie lange?“
„Nur etwas mehr als drei Stunden.“ Ina setzte sich zurück in die Ecke des Sofas. Kaum sass sie dort, öffnete sich die Tür eines Schlafraumes. Sebiha kam mit seiner Tasche heraus. Grund Gütiger, wie war sie Kadir für seine Diskretion Dankbar. Er musste Sebiha gehört haben und weckte sie deshalb. „Ah, Kadir. Hast du Neuigkeiten?“
„Wir haben das Schiff der neutralen Vereinigung erreicht. Sobald ihr bereit seid, können wir gehen.“ Wir? Dass Kadir sie begleiten würde hatte sie nicht mitbekommen. Sie dachte sein Auftrag sei erledigt wenn sie die neutrale Vereinigung erreicht haben. Sebiha nickte. Er holte sich ein Glas Wasser und setzte sich links von Ina auf das Sofa. „Wie geht es ihnen Miss Ina?“
„Gut“, sie stand auf und sammelte ihre Blätter zusammen, legte sie auf den Tisch zu den anderen Dokumentationen und verschwand im Schlafraum, um ihre Sachen zu packen. Sebiha sah neugierig zu Kadir: „Hat sie dir etwas gesagt?“ Kadir schüttelte seinen Kopf. „Ich vergass. Ihr sprecht ja nicht miteinander“, diese Worte wurden von einem ironischen Klang begleitet. Kadir ignorierte es. „Wie genau nennt man das was ihr beide tut?“
„Schweigen.“ Sebiha schüttelte den Kopf: „Egal was ihr beide getan habt, sie sieht jedenfalls besser aus.“
Kapitel 12
Zusammen mit acht Soldaten und Kadir betraten sie ein Chattel und nahmen die kurze Strecke von kaum zehn Minuten bis zu dem Schiff der neutralen Vereinigung auf sich. Dieses Schiff war ungefähr doppelt so gross wie jenes das sie herbefördert hatte. Doch die Bewaffnung war schlechter. Sie wurden durch einen Offizier begrüsst und sofort unter den Schutz von Wachposten gestellt. Das Schiff machte insgesamt einen wesentlich freundlicheren Eindruck als die seranischen Schiffe. Die
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