Ina: Der Konflikt (German Edition)
neutralen Vereinigung gebracht?“ Er presste seine Lippen zusammen: „Das ist doch nicht so fragwürdig Ina. Ich bin ein Mensch so wie Du“, seine Betonung lag auf Du. Erkannte er ihre Abstammung wirklich nicht oder wollte er ihren tumanischen Teil einfach verdrängen. Sie nahm einen Schluck Wein und liess ihre Lippen an dem Glas. – Süss. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“
„Ich bin dort. Spielt es eine Rolle weshalb?“
„Nun, es interessiert mich. – Wie kommt eine junge unschuldige Frau dazu zu den Seranern zu gehen. Es ist ja nicht so, dass Du bei ihnen einen guten Posten bekommen hast.“
„Es ist auch nicht so, dass ich einen besonders schlechten Posten bekommen habe.“
„Je nachdem wie man es ansieht.“
„Ich ziehe es vor, das ganze aus meiner Sicht zu betrachten und nicht aus dem Blickwinkel eines völlig Unbekannten der meine Hintergründe nicht kennt.“
„Die will ich doch gerade kennen lernen.“
„Nicht sonderlich interessant.“ Lanik beschenkte sie mit einem langen Blick, der wohl soviel sagen sollte wie: Mich interessiert alles. „Was genau machst Du für Botschafter Sebiha?“ Wenn sie das selbst nur wüsste. Bisher tat sie noch nicht wirklich etwas. Ausser Umstände und Gerede verursachen. „Kommt ganz darauf an womit er sich jeweils beschäftigt.“
„Hm.“
„Hm was?“ Lanik legte seinen Kopf schief: „Du sagst nicht gerade viel.“
„Weil sie die falschen Fragen stellen.“
„Ah, worüber möchtest Du sprechen?“ Der Mann hinter dem Tresen machte eine Runde durch das Lokal und sammelte leere Gläser ein und stellte kleine Schalen mit Nüssen auf jeden Tisch. Ina griff sofort hinein und schob sich einige gesalzene Nüsse in den Mund: „Wie alt sind sie Kommandeur?“
„Sven. – Vierunddreissig Jahre. Nicht vergeben. Und du?“
„Zwanzig.“ Und so genau wollte sie es von ihm gar nicht wissen. Er atmete tief durch: „Hast Du einen – Bist Du in festen Händen?“ Ein Schauer durchlief ihren Körper. Angefangen in ihrem Nachen bis hin zu ihren Füssen. – Ekelhaft! Er kannte sie gerade mal seit zwei Stunden und machte sich schon Gedanken darum, ob sie noch zur Verfügung stand! „Ich frage nur aus Neugier“, erklärte er sofort. „Ja bin ich. In sehr festen Händen.“ Sein Gesichtsausdruck änderte sich sofort: „Er schlägt dich?“ Ina verdrehte ihre Augen: „Das wollte ich damit nicht sagen. Nein. – Ich meine nur, dass ich“, sie verstummte. Dass sie was? Was genau wollte sie eigentlich sagen? „Dass Du was?“
„Dass ich vergeben bin. Nicht mehr frei. Nicht zu haben. In einer Beziehung bin.“ Er sah sie lange an. Sehr lange und hörte nicht auf sie an zu starren. „Nein, er schlägt mich nicht Kommandeur – Sven. Wie kommen sie überhaupt darauf?“ Sofort deutete er auf ihr Auge. Nun atmete sie tief durch: „Das war ein Kampf.“
„Das sehe ich.“ Ina schüttelte ihren Kopf: „Ich meine einen zivilisierten Kampf.“
„Was bei den Seranern auch immer zivilisiert ist!“
„Ich meine einen Kampf zu dem ich meine Zustimmung gab! Einen den ich wollte!“ Jetzt verdrehte er seine Augen, als ob er ihr nicht glauben würde. „Bei den heiligen Wäldern von Quendresa! Wie bitte muss ich mich ausdrücken, damit sie mich verstehen?!“
„Ich verstehe es vollkommen Ina“, sein Ton war mehr als nur ironisch. Ina gab es auf es ihm klar machen zu wollen. Je mehr sie versuchte es ihm zu erklären, umso weniger glaubwürdig wurde sie. Da sollte Demir ihr noch einmal sagen, dass sie sich dumm stellen würde. „Die zwanzig jährige Gehilfin eines seranischen Botschafters schlägt sich gerne“, er lachte aufgesetzt: „Was könnte man daran denn schon falsch verstehen.“
„Scheinbar viel.“ Und damit war Lanik für sie auch kein Ansprechpartner mehr, um bei der neutralen Vereinigung um Asyl zu bitten. Für ihn wäre das nicht mehr als eine Bestätigung für seine so falsche und irgendwie doch so zutreffende Vermutung. Ina bemerkte, dass sich Sebiha und Demir von Sim verabschiedeten. Ina unternahm einen letzten verzweifelten Versuch und starrte die beiden lange und eindringlich an, in der Hoffnung, dass sie ihr halfen, sich einigermassen höflich von Lanik zu trennen. Ansonsten würde sie es unhöflich tun. „Miss Ina, wir möchten noch unsere Berichte besprechen.“ Sebiha war glänzend diplomatisch. „Natürlich“, sie richtete sich an Lanik: „Entschuldigen sie mich bitte.“
„Du hast deinen Wein noch gar nicht getrunken“, damit
Weitere Kostenlose Bücher