Ina: Der Konflikt (German Edition)
Baum.
Nach einer Dusche und einem Blick zum Fenster hinaus, der ihr leider bestätigte, dass Lanik noch Anwesend war, machte sie es sich in ihrem Zimmer gemütlich. Verdunkelte das Fenster und beschäftigte sich mit den noch gültigen Verträgen zwischen den Tuma und Seran. Während sie ihren Kopf darüber hielt hörte sie die Kämpfe draussen. Delvai war unermüdlich. Er kämpfte gegen jeden von Kadir’s Soldaten. Seine Ausdauer war bemerkenswert. Ebenso sein Geschick. Die Verträge waren anstrengend zu lesen. Umständliche Formulierungen, unnötige Absätze und Abschnitte. Ina hatte Mühe sich darauf zu konzentrieren.
Ein Summen holte Ina aus ihrem Schlaf. Sie war über den Verträgen eingeschlafen. Aufgrund ihrer unbequemen Position und des viel zu weichen Bettes fühlte sich ihr Rücken wie ein Schotterhaufen an.
Während sie mit einem Pad in der Hand und ihren Augen darauf zum Speiseraum schlenderte wurde sie von Sebiha eingeholt. Er legte ihr seine Hand in den Rücken und begrüsste sie freundlich.
Demir und Khaled waren noch nicht Anwesend, ebenso wenig Kadir oder seine Soldaten. Nachdem alles aufgetragen war und die Bediensteten den Raum verlassen hatten, schob Sebiha ein Glas Wasser zu Ina. Sie warf eine Kapsel dazu und drehte es langsam in ihrer Hand während es schäumte. Irgendwie lag eine eigenartige Stimmung zwischen ihnen. Es sollte nicht lange dauern bis Ina erfuhr weshalb. „Was halten sie von Demir?“ Ina liess ihre Augen auf dem Glas ruhen und verzog keinen einzigen Gesichtszug: „Was hält er von mir?“
„Was glauben sie?“ Sie atmete langsam durch: „Er misstraut mir.“ Er nickte: „Wissen sie weshalb?“
„Aus denselben Gründen die alle haben. – Ich bin keine Seranerin und Neven.“
„Es ist noch etwas anderes. – Sie haben ihm einen weiteren Grund gegeben.“ Sie nickte: „Eine schlechte Herkunft kann man nicht verbergen, egal wie weiss die Robe ist.“ Sebiha liess seine Augen auf ihrem Gesicht ruhen: „Woher wussten sie es?“
„Neven.“
„Sie haben mich belogen“, sagte Sebiha ruhig und ohne Betonung. „Sie sagten mir, dass sie Demir nicht kennen“, seine Stimme war nach wie vor ruhig und leise. Sie hatte nichts Vorwurfsvolles an sich. „Ich habe nicht gelogen. – Ich kannte Demir nicht.“ Sebiha nickte langsam: „Aber Neven hat von ihm gesprochen?“ Ina richtete ihre Augen wieder auf ihr Glas: „Gelegentlich.“
„Was hat er ihnen über Demir erzählt?“ Sie fuhr sich mit ihrer Zunge über die Zähne, schüttelte dann ihren Kopf. – Das musste er nicht wissen. „Ich verstehe. Ich hoffe sie bilden sich ihre eigene Meinung. Über uns alle.“ Nun sah sie zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich. Das hatte sie vor. Sie wollte sich über alles und jeden ihre eigene Meinung bilden. „Ich entschuldige mich dafür, Sir. Ich wollte sie nicht belügen. - Es war nur“, nur was? „Ehrlichkeit ist nicht immer einfach. Und ich muss sie mir scheinbar noch verdienen.“
„Nein. - Sie können erwarten, dass ich ihnen gegenüber ehrlich bin.“ Sebiha schenkte ihr einen aufmunternden Gesichtsausdruck: „Demir misstraut ihnen und dennoch erfreut er sich an ihrer Anwesenheit.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Demir’s Verstand sagte ihm, dass er ihr misstrauen sollte und er mochte ihre Anwesenheit. Eine seltsame Fügung. „Was halten sie von ihm?“
„Ich weiss es nicht.“ Sebiha betrachtete sie eindringlich und wartete auf eine nähere Ausführung. „Ich frage mich wie viel er vorspielt und wie viel wirklich ist.“ Ein ironisches Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Dieselbe Frage die er sich über sie stellt.“ Ina erwiderte nichts darauf. Ass ihr Brot und schwieg sich aus. Sollte sich Demir diese Frage nur stellen und sich daran etwas aus beissen.
Kapitel 15
Ein aus Glas und Stein bestehendes Gebäude. Ina konnte nur Ecken und Kanten ausmachen, keine einzige Rundung war zu finden. Sehr hart konstruiert. Es schien so gar nicht in die Umgebung zu passen. Aber wohlmöglich war genau das beabsichtigt. Zahlreiche Wachen standen davor. Strenge Kontrollen, ehe man eintreten durfte. Breite Treppe aus schwarzem Stein, die der schwarzen Wand entlang in den ersten Stock führte. Grosse quadratische Tür, davor wieder Wachen. Riesiger, rechteckiger Raum, hohe Decke, direkt unter dem Glasdach. In der Mitte ein überdimensional grosser Tisch – Natürlich eckig. Daran sassen bereits drei Vermittler und drei Botschafter der neutralen Vereinigung.
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