Ina: Der Konflikt (German Edition)
anderen. „Das ist ihre Einschätzung?“
„Ich bin keine Politikerin, kein Offizier, kein Soldat, – Ich bin nicht einmal Seranerin. – Im Grunde habe ich von all dem keine Ahnung. Beten sie zu dem was ihnen heilig ist, dass ich mich irre.“ Eine lange Pause entstand, in der Achri sie einfach nur starr ansah. „Gibt es nichts mehr – Irgendetwas, was man tun könnte? Irgendetwas?“ Er hoffte so sehr darauf, dass es schon fast lächerlich wirkte. Gab es etwas? – Wohl eher nicht. Oder Ina fiel es zumindest nicht ein. „Demir sollte bei der neutralen Vereinigung um Asyl bitten.“ Achri neigte den Kopf: „Und sie?“ Fragte er so leise, dass sie ihn kaum hören konnte. – Ja sie, was sollte sie tun? Nach allem was sie wusste aber nicht begriff, war sie mit dieser scheinbar simplen Frage überfordert. „Bitte gehen sie jetzt.“
„Wie geht es ihnen?“
„Blendend. Und ihnen Sir?“ Seine Frage war aus Sorge gestellt und sie war unhöflich. „Wenn sie etwas brauchen – Vor ihrem Quartier sind Wachen postiert.“ Ina musste unwillkürlich lachen: „Wir werden nicht fliehen. – Höchstens zur nächsten Schleuse ohne Shuttle dahinter.“ Diese Aussage brachte ihr einen strengen Blick von Achri: „Bitte, betrachten sie sich weiterhin als unsere Gäste.“ Die Worte lösten eine Fontäne von Gefühlen in Ina aus. Sie rang mit ihrer Beherrschung. Schaffte es gerade noch aufzustehen und in den angrenzenden Raum zu gehen, ehe ihr die Tränen über das Gesicht flossen. Auf leisen Füssen schlichen Achri und Decha hinaus.
Als sie auf dem Sofa sass, die Beine an ihren Körper herangezogen, bemerkte sie ein Geräusch. Demir sass auf dem Fussboden an die Wand zurück gelehnt. Ein jämmerlicher Anblick für einen seranischen Botschafter, schoss es ihr durch den Kopf. Doch dieser Gedanke wurde rasant abgelöst. – Hatte er alles mitgehört? Er blickte sie an. Doch seine Augen waren leer. Trüb. Gebrochen kämpfte er sich auf die Beine. Als ob die Zeit keine Rolle spielen würde, trottete er zum Tisch, holte die Flasche Wein, das Pad und schnlenderte zu ihr zurück. Ina sass in der Ecke des Sofas. Er deutete ihr, etwas beiseite zu rutschen, damit er sich in die Ecke setzen konnte. Dann hob er seine Beine auf das Sofa, legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich heran. Liess den Verschluss der Flasche aufknallen und warf ihn weg. „Wie lange sassen sie da?“ Es dauerte eine Weile bis er antwortete: „Ich war da, bevor du das erste Wort heraus brachtest.“ Sie schürzte ihre Lippen. „Ich hätte es nicht treffender formulieren können. Nichts davon.“ Ein grosser Schluck direkt von der Flasche, ehe er sie an Ina reichte und sich zurück lehnte. Demir war gebrochen. Das erste Mal in seinem Leben stand er vor einer Sackgasse, unfähig zurück zu gehen. Einen kurzen Augenblick schossen Ina Bilder und Namen durch den Kopf. Ilean, Kadir, Sebiha, Kilven, Davut, Map, Saira – Wie ging es nun weiter? Wie gerne sie jetzt mit einem Vertrauten gesprochen hätte, konnte Ina selbst nicht nachvollziehen. Unfähig all das richtig zu ordnen was sie wusste, glaubte und vermutete. – Es war einfach zu viel.
Ina lag auf Demir's Brust. Die beiden Katzen hatten sich unter den Möbelstücken hervor gewagt und es sich bei ihnen gemütlich gemacht. Irgendwann hatte Achri persönlich einen Soldaten der Schiffsküche begleitet, der ihnen etwas zu Essen brachte. Es hatte lange auf dem Tisch gestanden und vor Hitze gedampft. Jetzt dampfte es nicht mehr, stand aber immer noch dort. „Sie sollten etwas essen Ina“, hatte Achri ihr quer durch den Raum zugeflüstert und war wieder gegangen. Obwohl Ina müde war konnte sie nicht schlafen.
Seit geraumer Zeit war Ina damit beschäftigt, die Aufzeichnung von Nilia immer wieder abzuspielen. Demir ertrug es geduldig. Hin und wieder stiess er seinen Atem hörbar aus. Wahrscheinlich wollte er sie dazu bringen, damit aufzuhören. „Es wird nicht besser, Miss Norak.“ Das Licht des Pad's schimmerte über ihr Gesicht. Es war das einzige Licht in ihrem Quartier: „Es wird auch nicht schlechter“, erwiderte sie ihm ruhig. „Hm.“
„Zu wem sieht er hier?“
„Zu Galal wahrscheinlich.“ Damit war ihr Gespräch wieder beendet. Und sie verbrachte eine weitere Stunde damit die Nachricht immer wieder abzuspielen.
„Heute habe ich die traurige Pflicht, einem jeden Seraner mitzuteilen, dass ein Anschlag auf die ehrenwerte Vorsitzende unseres Volkes verübt wurde.“ Ungefähr zum
Weitere Kostenlose Bücher