Ina: Der Konflikt (German Edition)
tausendsten Mal spielte Ina die Nachricht ab. Sie konnte mittlerweile jedes Wort auswendig, als auch die Gesten, die damit verbunden waren. Sie wiederholte diese Passage zum zweitausendsten Mal. Demir kratzte sich an seiner Schläfe. Langsam verlor er seine Geduld. „Hören sie das?“ Fragte Ina. „Dass er nicht traurig klingt?“
„Nein.“ Und wieder spielte Ina es ab. „Heute habe ich die traurige Pflicht, einem jeden Seraner mitzuteilen, dass ein Anschlag auf die ehrenwerte Vorsitzende unseres Volkes verübt wurde.“ Demir lehnte seinen Kopf an ihren und atmete ihren Duft ein. Er versuchte sich zu konzentrieren. Das zu hören, was sie hörte. „Heute habe ich die traurige Pflicht, einem jeden Seraner mitzuteilen, dass ein Anschlag auf die ehrenwerte Vorsitzende unseres Volkes verübt wurde.“ Ein Echo dieser Worte brannte sich in Ina’s Kopf. „Was hören deine hübschen tumanischen Ohren?“ Ina schüttelte den Kopf: „Es geht nicht darum, was sie hören. Es geht darum, was sie nicht hören.“ Und schon wieder erklangen Nilia's Worte, die Demir fast den letzten Nerv kosteten. „Heute habe ich die traurige Pflicht, einem jeden Seraner mitzuteilen, dass ein Anschlag auf die ehrenwerte Vorsitzende unseres Volkes verübt wurde.“
„Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“ Ina richtete sich auf, drehte sich ihm zu, dass er ihren vorwurfsvollen Blick bemerkte. „Deine Bemühungen in allen Ehren, – aber das ist“, er sprach nicht weiter. In ihrem Gesicht erkannte er, dass sie es selbst nicht glaubte. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich hoch. Liess sie nicht los und führte sie hinter sich in eines der beiden Schlafzimmer. Ohne das Licht einzuschalten, schloss Demir die Tür hinter ihnen. Zog seine Stiefel aus und legte sich auf das Bett. Ina setzte sich auf die Bettkante: „Glauben sie…“
„Ich glaube wir beide sind zu müde, um noch klar denken zu können“, dabei legte er seine Hand an ihre Schulter und zog sie nach hinten. Sie entledigte sich ihrer Stiefel und legte ihren Kopf auf seine Brust. Sein regelmässiger Herzschlag war beruhigend. Und seine Atmung wirkte ermüdend auf sie. Nach wenigen Minuten versank sie in einen tiefen Schlaf. Zeichen genug, dass es viel zu lange her war, seit sie geschlafen hatte.
Kapitel 31
Kadir persönlich hatte jeden Botschafter unter Zimmerarrest gestellt, nachdem die schockierende Nachricht sie erreicht hatte. Die Ermordung der Vorsitzenden war der Grund gewesen, weshalb die Gespräche mit den Tuma abgebrochen wurden. Nur war das nicht Grund genug einen tumanischen Diplomaten zu entführen. Sebiha war nach wie vor der Überzeugung das richtige getan zu haben. Nur leider auf Kosten von Ina und Demir und er wusste, dass auch Kadir Konsequenzen für seine Untersützung zu fürchten hatte. – Kriegsgericht. Er selbst würde seine Robe ablegen und damit war es erledigt.
Ohne anzuklopfen kam Kadir in sein Quartier: „Wir haben das Flaggschiff erreicht. Mach dich fertig. In fünfzehn Minuten gehen wir rüber.“ Das Flaggschiff hatte sie kontaktiert und als pflichtbewusster Offizier hatte Kadir umgehend sämtliche Tatsachen Nilia gegenüber offen gelegt. Er hatte ihm nicht berichtet, wie Nilia darauf reagierte sondern nur gesagt, dass das Flaggschiff ihnen entgegen flog. Jetzt sollten sie hinüber gehen. – Wollte Nilia ein Schnelltribunal halten? Befanden sie sich offiziell denn bereits im Krieg, dass ihm das zustand?
Sebiha, Yeter, Seter, Miss Silah und Kadir wurden auf die Brücke des Flaggschiffes gebracht. Dann weiter in den Besprechungsraum. Sie waren angespannt. Nilia war nicht auf der Brücke. Offensichtlich hatte er sich bereits im Besprechungsraum auf ihr Verhör vorbereitet. Auf das sanfte Verhör. Doch auf dieses würde ein anderes folgen. Aufmerksame Blicke verfolgten sie, während sie den Kommandoraum durchquerten. Die schwere stählerne Sicherheitstür öffnete sich unter einem lauten Zischen. Die Wachen blieben draussen zurück. Hinter ihnen schloss sich die Tür eben so laut, wie sie sich geöffnet hatte. Ein dunkelblauer Teppich bedeckte den Boden. Weiss gestrichene Wände, die mit Bildern von Kriegsschiffen geschmückt waren. Nilia sass am Kopf des langen ovalen grauen Marmortisches. Ein anderer Stuhl, dessen Insasse zu dem panorama Fenster hinaus in die Sterne blickte, erweckte Sebiha’s Neugier. Der Stuhl setzte langsam zu einer Drehung an. Jeder von ihnen machte sich auf eine böse Überraschung gefasst. Sie senkten die
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