Ina: Der Konflikt (German Edition)
Absicht. Er drehte sich um und marschierte davon. Dea Sebiha hatte die Szene ebenso genau mitverfolgt wie ihr Gatte. Beide waren äusserst interessiert. Was sollten sie davon halten? Der Anstand gebot ihnen so zu tun, als hätten sie nichts gesehen. Ina setzte sich wieder und Sebiha schmunzelte: „Was hat er ihnen geflüstert, dass sie bleiben?“
„Etwas überzeugendes Sir“, sie richtete ihren Blick zu den Trainingsplätzen. „Mein Argument war also nicht überzeugend?“
„Nicht annähernd so wie seines“, Ina vermied es, Sebiha anzusehen.
Sebiha holte Luft, um ihr darauf zu entgegnen aber Kadir kam ihm zuvor: „Für heute sollte es reichen Sebiha“, er stand auf und ging auf Ina zu: „Sie schulden mir noch einen Kampf Miss Ina“, dabei streckte er ihr seine Hand entgegen und zog sie hoch, als sie sie annahm. Er legte ihre Hand um seinen Arm und führte sie weg. Sebiha und seine Frau sahen ihnen neugierig nach. „Was hältst du von ihr?“ Dea atmete durch und überlegte kurz: „Sie ist sympathisch. – Irgendwie anders.“ Sebiha lächelte: „Sie ist Tuma. Natürlich ist sie anders.“
„Und Mensch zu gleichen Teilen. Aber das ist es nicht. Es ist etwas anderes. Sie scheint offen und direkt zu sein und doch ist sie sehr – sehr verschwiegen.“ Sebiha strich sich nachdenklich mit dem Daumen über die Lippen: „Sie ist klug. – Und sie ist klug genug, das nicht jedem zu zeigen“, seine Augen lagen noch auf Ina und Kadir. Dann schüttelte er seinen Kopf und verzog den Mund: „Neven hat seine Spuren hinterlassen.“ Dea warf ihrem Gatten einen erstaunten Blick zu: „Natürlich. Er hat sie aufgezogen.“
„Und verraten. – Es hat sie geprägt. Es braucht viel, um ihr Vertrauen zu erhalten.“
„In ihrem Leben sind viele Dinge geschehen, die sie geprägt haben. – Zu viele für ihr junges Alter“, Dea nahm die Hand ihres Gatten in ihre und führte sie zu ihrem Mund. Sebiha atmete tief durch: „Erstaunlich, dass sie sich so entwickelt hat. Trotz all dieser Fehlschläge.“
„Oder gerade deswegen.“ Sebiha klopfte mit seinem Zeigefinger auf seine Lippen: „Jung, klug, talentiert, mutig. Bessere Vorraussetzungen kann sich niemand wünschen. Und sie scheint an nichts Interesse zu haben.“ Dea lachte: „Vielleicht spielt sie dir das fehlende Interesse nur vor.“ Sebiha vergrub seine Stirn in tiefen Falten: „Vielleicht.“ Dea betrachtete ihren Gatten verblüfft: „Botschafter Sebiha scheitert an einem halben Kind. – Wer hätte das gedacht.“ Er schüttelte seinen Kopf: „Sie ist weit, sehr weit davon entfernt ein halbes Kind zu sein. Ihr Geist ist älter als ihr Körper. – Nilia – seine Methoden.“ Nun seufzte Dea leise: „Sie scheint damit umgehen zu können.“
„Kann sie es, oder scheint es nur so?“ Darauf hatte Dea keine Antwort. Sie richtete ihren Blick zu Ina die neben ihrem Bruder ging und wunderte sich über sie. Diese junge Frau, die eigentlich noch fast ein Mädchen war, hatte es in wenigen Minuten geschafft, ihren Gatten für sich einzunehmen. Eine verbale Herausforderung von ihm angenommen und mit Bravur gemeistert. Sie hatte den Mut ihm vor anderen Offizieren entgegenzutreten und zurück zu schlagen. Aber wer war sie? Was spielte sich zwischen ihr und Mister Balja ab? Und was spielte sich zwischen ihr und ihrem Bruder ab? Sie war seine Rekrutin und jeder halbwegs vernünftige Rekrut hasste seine Ausbilder. Was war es, dass sie ihn nicht hasste? Es konnte nicht daran liegen, dass er es Ina nicht so schwer gemacht hätte wie jedem anderen Rekruten, denn ihr Bruder behandelte alle Rekruten gleich. Er bevorzugte niemanden und erliess keinem irgendeine Qual. Kadir sprach nicht viel und selbst wenn, worüber sollten sie sich unterhalten? Ina war zwanzig Jahre alt und Kadir zweiundvierzig. Weshalb also verbrachte sie ihre Zeit mit ihm? Und er seine mit ihr? Miss Ina gab ihr einige Rätsel auf. Doch was Dea mehr erstaunte, war die Tatsache, dass nicht einmal ihr Gatte Ina verstand.
„Danke Sir.“
„Fühlen sie sich gut genug für einen Kampf?“ Ina lächelte: „Ich würde auch verlieren wenn ich nicht verletzt wäre, Sir.“ Sie gingen langsam auf die Trainingsplätze zu. Einige waren inzwischen belegt aber der grösste Teil stand noch leer. Bäume die in unregelmässigen abständen entlang den Plätzen gepflanzt waren spendeten Schatten. Bänke lieferten ausreichend Platz für Zuschauer. „Sind sie in der Lage einen Stab zu schwingen?“ Mit ihrer immer noch
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