Ina: Der Konflikt (German Edition)
ihrem Stuhl und begleitete ihre Mutter in das Haus. Sebiha lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Ina sehr eindringlich. Er holte Luft um etwas zu sagen aber Ina hob ihre Hand: „Ich will nicht darüber sprechen Sir.“ Sebiha nickte und akzeptierte es: „Kommen sie“, dabei stand er auf und ging in das Haus. Ina folgte ihm durch den Aufenthaltsraum, danach einen Gang entlang und durch die hinterste Tür. Ein grosser Raum. Ein Arbeitstisch von dessen Sitzplatz aus man die Tür und das Fenster im Blick hatte. Ein zweiter Tisch an der rechten Wand und viele Schränke. „Setzen sie sich“, er deutete auf den Tisch an der Wand, der so gar nicht in den Raum hinein passte. Dort lag ein Stapel Papier und verschiedene Schreibutensilien. Er reichte ihr einige beschriebene Blätter. „Lesen sie und machen sie sich Notizen wenn sie wollen.“ Ina sah ihn erstaunt an: „Papier Sir?“ Sebiha antwortete in selbstverständlichem Ton: „Ja.“
„Ihnen ist aber bekannt, dass es andere Methoden gibt Botschafter? – Modernere?“ Er Schmunzelte: „Papier kann man verbrennen und alle Geheimnisse sind damit verschwunden. Daten-Files können sie löschen und irgendein Genie rekonstruiert sie wieder. – Ich bevorzuge Papier.“ Ina gab ihm mit einem leichten Kopfnicken Recht und nahm die Blätter an sich. Sie fing an zu lesen. Es war eine angenehme, regelmässige Schrift. Der Schreiber schien viel Übung zu haben. Bei dem Text handelte es sich um den Senator Sefo. Ina hatte ihn bei der Feier gesehen. Kadir beschrieb ihn als exzentrischen Narren. Sebiha’s Beschreibung war zwar wesentlich höflicher formuliert, lief aber letztendlich auf dasselbe hinaus. Er hatte Sefo’s ganzes Leben dokumentiert, seine Herkunft, seine Ausbildung, seinen Familienstand, seine Einflussgebiete, Freunde, Feinde und solche die die Seite hin und her wechselten. Sein Verhalten in bestimmten Situationen und Sebiha’s Einschätzung zu seinem Charakter. Der Bericht über Sefo umfasste an die fünfzig Seiten. Teilweise eine Mühsame Lektüre und Stellenweise sehr interessant. Ina’s Kopf lag zwei Stunden auf ihrer Hand über dem Bericht. Als sie damit durch war, bemerkte sie, dass sie sich keine Notizen gemacht hatte. Sebiha sass an seinem Tisch vor einem Stapel Papieren die er nach etwas durchsuchte. Ina nahm ein Blatt und fing an zu Schreiben. Sie nahm Sebiha’s Blätter erneut zur Hand und ging Seite für Seite zum zweiten Mal durch und notierte sich alles was irgendwie interessant war. Sie umschrieb nicht alles so umständlich wie Sebiha. Im Gegenteil, kürzte ab, verwendete Stichworte und machte eine kurze Auflistung seines Werdeganges und seiner Familiären Verhältnisse. Aber natürlich benötigte sie viel Zeit dafür. Als sie fertig war, stellte sie fest, dass Sebiha nicht mehr im Raum war. Hatte sie alleine bei seinen Geheimnissen gelassen.
Ina ging zur Tür hinaus und blieb stehen. Sie hörte Stimmen, folgte ihnen den Gang entlang, sie führten sie in den Garten. Sebiha sass mit seiner Frau bei Tisch und ass. Dea lächelte ihr entgegen, als sie sie bemerkte. „Konnten sie sich also doch noch losreissen Miss Ina? – Setzen sie sich“, er deutete auf einen Platz ihm gegenüber, der ein unberührtes Gedeck aufwies. „Ich habe nicht bemerkt, dass sie den Raum verlassen haben Sir.“ Er lächelte: „Das ist mir aufgefallen. – Sie haben mich ignoriert. Sefo ist wohl sehr interessant für sie?“
„Nicht mehr als andere.“ Ein Bediensteter setzte Ina einen Teller vor. Gemüse, Fleisch und noch mehr Gemüse. Dea ergriff das Wort: „Ich Danke ihnen für ihre Geduld meiner Tochter gegenüber. – Und ich entschuldige mich für Zefa’s Neugier.“
„Das ist nicht nötig Madam.“
„Doch. Ich kann mir vorstellen wie schwer es ihnen fallen muss darüber zu sprechen. Und ich entschuldige mich für meinen Mann, dass er Zefa ermutigt hat weiter zu fragen.“ Sebiha warf ihr einen Seitenblick zu. Nach einigen Minuten des Schweigens fragte Sebiha: „Was hätten sie getan, wenn es ihre Entscheidung gewesen wäre? Wenn ihnen alles offen gestanden hätte?“ Ina schluckte das Stück Gemüse in ihrem Mund schwer herunter: „Wenn was meine Entscheidung gewesen wäre?“ Er präzisierte sich: „Ihr Leben nach der Rekrutenschule. Was hätten sie tun wollen?“
„Ich habe nie darüber nachgedacht.“
„Natürlich haben sie das“, ein selbstverständlicher Ton. Dea warf ihm einen strengen Blick zu. Ina presste ihre Lippen zusammen:
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