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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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aber der einzige, der es allein mit den Amanori aufnahm. Und der erfolgreichste. Viele junge Kireshi bewunderten ihn für seine Verwegenheit und verklärten ihn zum Helden, während die meisten der Älteren ihn schlichtweg für verrückt hielten. Er gab weder auf die eine noch auf die andere Meinung etwas.
    »Wie viele sind es inzwischen?« fragte der Heiler beiläufig, während er ein Tuch mit einer stechend riechenden Flüssigkeit tränkte.
    Yaren tastete mit der linken Hand nach den Drachenzähnen an seinem Hals. Es war beinahe eine unbewusste Geste – er musste die Zähne nicht zählen, um zu wissen, wie viele Amanori er in den letzten sechs Jahren getötet hatte. Den letzten eingeschlossen, waren es beinahe ebenso viele, wie er selbst an Jahren zählte. »Zweiundzwanzig.«
    Mebilor sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Zweiundzwanzig! Ich bin beeindruckt, dass du noch lebst. Also sind deine Kampfkünste wirklich so legendär, wie ich gehört habe.«
    Yaren hielt es für besser, nicht auf diese Bemerkung einzugehen. Als er auf der Liege Platz genommen hatte, wickelte der Heiler den notdürftig angelegten Verband ab. Die Haut darunter war rot und entzündet. »Schwanzstacheln?«
    Yaren nickte knapp.
    »Wann ist es passiert?«
    »Vor zwei Tagen.«
    Mebilor nahm die Wunde kritisch in Augenschein und begann behutsam, sie zu reinigen. Yaren sog scharf die Luft ein. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen.
    Plötzlich verharrte die Hand des Heilers. Seine Brauen zogen sich irritiert zusammen. Mit den Fingerspitzen betastete er erneut die Wundränder und strich dann über die Haut an einer unverletzten Stelle des Armes, als wolle er beide Stellen miteinander vergleichen. Ungläubig stieß er die Luft aus. Yarens Muskeln spannten sich an. Er wusste, was jetzt kommen würde, und machte sich bereit, jeden Moment die Flucht ergreifen zu müssen.
    »Ich kann nicht glauben, dass du so weit gegangen bist, Yaren!« polterte der Heiler los. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Junge? Weißt du überhaupt, was du dir angetan hast?«
    Yarens Kiefer verhärtete sich. »Ich wüsste nicht, dass ich mir etwas angetan hätte«, sagte er abwehrend.
    Mebilor schüttelte fassungslos den Kopf. »Wie kannst du dich nur dermaßen von deiner Rache beherrschen lassen, Yaren?« Er runzelte die Brauen. »Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass du mit einer harten Bestrafung rechnen musst, wenn jemand davon erfährt. Und mit Sicherheit wird man dich zwingen, in die Reihen der Koshagi einzutreten. Dann ist es mit deinem Leben als Einzelkämpfer vorbei. Wobei dir das vielleicht gar nicht so schlecht bekommen würde.«
    Yaren erwiderte seinen Blick ruhig. »Werdet Ihr mich ausliefern, Mebilor?«
    Der Telan schnaubte unwillig. »Wofür hältst du mich? Ich bin Heiler, kein Häscher. Auch wenn es an sich meine Pflicht wäre, dich dem Gesetz zu überantworten. Aber ich sage dir: irgendwann kommen solche Dinge immer ans Licht.«
    »Wenn es so sein sollte, werde ich die Konsequenzen tragen.«
    Mebilors Gesicht nahm einen beinahe schmerzlichen Ausdruck an. »Willst du wirklich alles dieser sinnlosen Jagd auf die Amanori opfern, Junge?«
    Yaren hob das Kinn. »In Euren Augen mag sie sinnlos erscheinen, Mebilor. Für mich ist sie das nicht.«
    Er wusste, dass der Heiler nichts von seinem Rachefeldzug hielt. Daran hatte er schon vor sechs Jahren keinen Zweifel gelassen. Genau wie Rondar hatte er mit allen Mitteln versucht, ihn davon abzuhalten, auf die Drachenjagd zu gehen, doch Yaren hatte seine Ohren gegenüber allen Vorwürfen und gut gemeinten Ratschlägen verschlossen. Und an seinem Entschluss hatte sich nichts geändert. Er würde niemals aufhören, die Drachen zu verfolgen. Das war er den beiden Menschen, die seinetwegen ihr Leben verloren hatten, schuldig.
    »Ich verstehe«, brummte der Heiler. »Noch immer derselbe Sturkopf wie früher. Na schön, ich werde nicht weiter mit dir darüber diskutieren. – Leg dich hin!« ordnete er an.
    Während Yaren der Aufforderung nachkam, füllte Mebilor ein Glas mit Wasser aus einer schlanken Karaffe, die auf dem kleinen Tisch bereit stand. Dann holte er aus seinem Gewand einen Schlüsselbund und schloss damit einen der Schränke auf. Dem obersten Fach entnahm er ein kleines Fläschchen und entkorkte es. »Du kannst von Glück sagen, dass du her gekommen bist«, sagte er und schüttete einige Tropfen aus dem Fläschchen in das Glas. Das Wasser verfärbte sich leicht bräunlich. Aus

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