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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Hand gegen die Sonne abgeschirmt. »Und, Yaren? Bereust du, dass du mitgekommen bist?« Er musste beinahe schreien, um das Donnern des Wassers zu übertönen.
    Yaren verneinte, obwohl ihm der Wasserfall herzlich egal war. Kurze Zeit später zogen sie sich auf die Wiese zurück und setzten sich auf einen der größeren Felsblöcke. Rondar drehte sich zu der Sklavin um. »Schau dich ruhig ein wenig um, Ishira, aber geh nicht zu weit fort!«
    »Ja, Deiro.« Das Mädchen entfernte sich Richtung Ufer.
    Yaren atmete auf. Sein Meister warf ihm einen besorgten Blick zu. »Wie fühlst du dich? Der Ritt war hoffentlich nicht zu anstrengend.«
    Yaren schüttelte den Kopf. »Mach dir um mich keine Gedanken.«
    »Wie lange wirst du in Ebosagi bleiben?« wollte Rondar wissen.
    »Nur ein paar Tage«, gab Yaren zur Antwort. »Ich will meine Sachen ausbessern lassen und die Drachenschuppen verkaufen.« Sein Aufenthalt hatte sich durch seine Verletzung ohnehin schon länger ausgedehnt, als er geplant hatte, und nach den jüngsten Entwicklungen wäre er lieber heute als morgen abgereist. Bereits heute Morgen war es ihm schwergefallen, mit Rondar allein zu sein, doch jetzt drohten ihn seine Schuldgefühle vollends zu überwältigen. Selbst das Atmen fiel ihm schwer. Er sollte sagen, was zu sagen er sich vorgenommen hatte, und Ebosagi dann so schnell wie möglich verlassen. Er räusperte sich und versuchte das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die als Ausgangspunkt für sein Geständnis dienen könnte. »Warum arbeitest du eigentlich nicht mehr als Schwertmeister, Rondar? Das wollte ich dich gestern schon fragen.«
    Der Blick seines alten Lehrers schweifte in die Ferne. »Didira hielt nach dem Tod unserer Kinder und deinem fluchtartigen Aufbruch nichts mehr in Hakkon und mich, ehrlich gesagt, auch nicht«, erwiderte er. »Ich dachte zunächst daran, in eine der anderen großen Siedlungen zu gehen und dort zu unterrichten, aber irgendwie erschien mir nach jenem Tag alles so sinnlos. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, weiter junge Männer auszubilden und dann zusehen zu müssen, wie sie von den Amanori abgeschlachtet werden.« Er seufzte. »Nicht gerade Worte, die man von einem alten Kämpen erwarten würde, was?«
    Yaren zuckte mit seiner unverletzten Schulter. Er konnte Rondar verstehen. Jeder ging auf seine Weise mit Schicksalsschlägen um. »Wie dem auch sei«, fuhr sein Seresh fort, »als ich hörte, dass Hemak Kiran Männer für seine Leibgarde suchte, kam mir das wie gerufen.«
    »Hast du es jemals bereut?«
    »Von einigen wenigen Gelegenheiten abgesehen, nein. Obwohl ich mich inzwischen sogar wieder mit dem Gedanken anfreunden könnte zu unterrichten. Gestern Nachmittag war ich auf dem Übungsplatz und habe ein wenig trainiert. Es dauerte gar nicht lange, da kamen einige der jungen Männer auf mich zu und umlagerten mich förmlich.« Rondar schmunzelte. »Sie gaben nicht eher Ruhe, bis ich ein paar Übungskämpfe mit ihnen ausgefochten hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal so viel Spaß daran haben könnte. Ich will auch nicht verhehlen, dass es recht schmeichelhaft war. Einige der Jungen kannten sogar meinen Namen.«
    »Denkst du darüber nach, zu deiner alten Tätigkeit zurückzukehren?«
    »Irgendwann – schon möglich. Aber nicht im Moment.«
    Yaren blinzelte in die Sonne. »Was sagt eigentlich Didira dazu, dass du jetzt so viel unterwegs bist? Fühlt sich deine Frau nicht einsam? Wieso hat der Hemak den Befehl, diese Sklavin zu begleiten, ausgerechnet dir erteilt?«
    Rondar antwortete nicht sofort. »Es war nicht Kirans Entscheidung, sondern meine eigene«, sagte er schließlich leise. »Didira ist vor etwas mehr als einem Jahr gestorben und seither kam mir unser Haus leer und erdrückend vor. Eine neue Aufgabe schien mir genau das Richtige zu sein.«
    Yaren fuhr herum. »Didira ist tot? Was ist passiert?« fragte er betroffen.
    Das Gesicht seines Seresh hatte sich verschattet. »Sie wurde krank. Seit dem Tod unserer Kinder war sie oft still und in sich gekehrt. Ich glaube, sie hat den Verlust ebenso wenig verwunden wie du.«
    Yarens Kehle wurde eng. »Es tut mir leid«, sagte er rau. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Ich hätte dir geschrieben, aber nachdem du auf meinen ersten Brief nicht geantwortet hast, ging ich davon aus, dass du ihn nicht erhalten hast. Es schien mir nicht sehr aussichtsreich, auch den zweiten Brief ins Blaue hinein abzusenden.« In Rondars Worten lag kein Vorwurf, nur Bedauern,

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