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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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ihnen schwirrte eine Biene auf die Blütenblätter, und das leise Summen rief in Finn eine lange verloren geglaubte Erinnerung wach, sodass ihm ein Schauer über den Rücken lief.
    Schließlich erhob sich Jared und trat näher, so nah, dass er und Gildas sich Aug in Aug gegenüberstanden. »Meister«, sagte er höflich. »Vergebt mir meine Ignoranz. Meine Neugier. Vergebt mir, wenn dies eine törichte Frage zu sein scheint. Aber wer ist Sapphique?«

23
    Nichts hat sich geändert oder wird jemals von sich
aus anders werden. Also müssen wir etwas ändern.
    DIE STAHLWÖLFE
    Â 
    Â 
    F inn glaubte fast, die summende Biene würde aus dem goldenen Lichtkreis herauskommen und auf ihm landen. Als sie auf ihn zuflog, zuckte seine Hand zurück, woraufhin sie abdrehte und davonsurrte.
    Er sah zu Gildas. Die Beine des alten Mannes schienen nachzugeben, und Attia half ihm dabei, sich hinzusetzen. Auch Jared streckte wie zur Unterstützung seine Hand aus, und so etwas wie Bestürzung lag auf seinem Gesicht. Sein Blick huschte zu Claudia. Finn hörte Gildas murmeln: »Ich hätte nicht fragen sollen. Das Experiment …«
    Â»Sapphique ist die Flucht gelungen.« Keiro zog eine Bank heran und setzte sich in den Holo-Schein; das Licht verlieh seinem roten Mantel einen satten Ton. »Er hat Incarceron verlassen, und er ist der Einzige, dem das je gelungen ist. So erzählt es die Legende.«
    Â»Das ist keine Legende«, brauste Gildas heiser auf. Er blickte empor. »Kennt Ihr ihn denn wirklich nicht? Ich dachte … dass er draußen ein berühmter Mann wäre … ein König.«
    Claudia erwiderte: »Nein. Aber zumindest … nun, wir könnten ja ein paar Nachforschungen anstellen. Möglicherweise ist er
untergetaucht. Auch hier bei uns sind die Dinge alles andere als perfekt.« Sie stand rasch auf. »Vielleicht solltet ihr wissen, dass die Menschen hier glauben, Incarceron sei ein wundervoller Ort. Ein Paradies.«
    Gildas, Finn, Keiro und Attia starrten sie an.
    Claudia sah ungläubige Verblüffung auf ihren Gesichtern; Keiros Ausdruck wich jedoch sofort einem belustigten, ironischen Grinsen: »Na toll«, murmelte er.
    Daraufhin erzählte Claudia ihnen alles. Sie sprach über das Experiment, ihren Vater, das große, streng gehütete Geheimnis des Gefängnisses. Und dann kam sie auf Giles zu sprechen. Jared unterbrach sie: »Claudia …«, aber sie winkte mit der Hand ab, und es sprudelte weiter aus ihr hervor, während sie auf dem erstaunlich grünen Gras auf und ab lief. »Sie haben ihn nicht getötet, so viel wissen wir. Sie haben ihn versteckt. Und ich glaube, dass sie ihn verschleppt und in Incarceron eingekerkert haben. Ich bin der Überzeugung, dass Finn in Wahrheit Giles ist.«
    Sie drehte sich wieder zurück, blickte alle an, und Keiro entgegnete: »Willst du damit sagen …« Dann brach er ab und starrte seinen Eidbruder an. »Finn? Ein Prinz?« Er lachte ungläubig. »Bist du verrückt?«
    Finn verschränkte die Arme. Er merkte, dass er zitterte, und wieder waren da dieses seltsame Gefühl von Verwirrung und Verlorensein und der Hauch von Erinnerungen, die so schnell wie Schatten in einem angelaufenen Spiegel an ihm vorbeihuschten.
    Â»Du siehst aus wie er«, erklärte Claudia mit fester Stimme. »Heutzutage sind keine Fotos erlaubt, weil sie nicht dem Protokoll entsprechen, aber bei diesem alten Mann haben wir ein Gemälde gefunden.« Sie zog es aus ihrer blauen Tasche und hielt es hoch. »Sieh nur.«
    Attia sog scharf die Luft ein.
    Finn bebte.

    Die Haare des Jungen auf dem Bild glänzten, und auf seinem Gesicht lag der strahlende Ausdruck kindlicher Unschuld. Er wirkte beinahe unvorstellbar gesund, sein Umhang war aus goldenem Stoff, und sein Gesicht war pausbäckig und rosig. Ein winziger Adler prangte auf dem Handgelenk des kleinen Burschen.
    Finn trat näher. Er streckte die Hand aus, und Claudia reichte ihm das Miniaturbild. Seine Finger schlossen sich um den goldenen Rahmen, und einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl, es wirklich zu berühren und in der Hand zu halten. Doch dann fanden seine Fingerspitzen keinen Halt; und da wurde ihm klar, dass Claudia und das Bild weit weg waren  – weiter weg, als er es sich vorstellen konnte  – und dass all das lange zurücklag.
    Â»Es gab einen alten

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