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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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zusammen und schlang die Arme um den Körper. Ihre Gedanken verloren sich in einem Labyrinth. Als sie sich herumdrehte, hörte sie ein Knistern wie von Papier auf ihrem Kissen. Sie hob den Kopf und sah, dass dort eine Nachricht festgesteckt worden war, die von Jared stammte. Ich muss dich sehen, denn ich habe eine unfassbare Entdeckung gemacht .
    Kaum dass Claudia die Botschaft gelesen hatte, zerfiel das Papier zu Asche.
    Nicht einmal das brachte sie zum Lächeln.
    Â 
    Finn hockte in der Takelage des Schiffes, klammerte sich fest und sah weit unter sich Seen von schwefelgelber Flüssigkeit, die
zäh wirkte und übel stank. Auf den Hängen ringsherum grasten Tiere, die von Finns Position aus seltsam plump wirkten. Die Herde stob voller Panik auseinander, und die Tiere flohen in alle Richtungen, als der Schatten des Schiffes über sie hinwegglitt. Dahinter gab es noch weitere Seen; kleine, kümmerliche Büsche waren die einzigen Pflanzen, die um sie herum wuchsen. Rechts davon erstreckte sich eine Wüste so weit, wie Finn in die Dämmerung hineinsehen konnte.
    Sie flogen nun schon seit Stunden. Zuerst hatte Gildas das Steuerrad übernommen und es willkürlich ausgerichtet. Sie waren in großer Höhe und in gleichmäßigem Tempo vorwärtsgekommen, bis der Sapient verärgert gerufen hatte, jemand solle kommen und ihn ablösen. Dann war Finn an der Reihe gewesen. Er hatte das Vibrieren des seltsamen Luftschiffes unter seinen Händen gespürt und gemerkt, wie es von Windstößen und Luftzügen hin und her geschubst wurde. Über ihm hatten die Segel geflattert; die Böen hatten sich im weißen Tuch verfangen und es gebläht. Zweimal hatte Finn das Schiff durch Wolken gesteuert. Beim zweiten Mal war die Temperatur besorgniserregend abgesunken, und als sie die prickelnde, graue Masse hinter sich gelassen hatten, waren das Steuerrad und das Deck mit Eisnadeln bedeckt gewesen, die später herabfielen und auf die Planken prasselten.
    Attia hatte ihm Wasser gebracht. »Davon ist genug da«, hatte sie gesagt, »aber nichts zu essen.«
    Â»Wie bitte, gar nichts?«
    Â»Nein.«
    Â»Wovon hat er denn gelebt?«
    Â»Wir haben nur noch die kümmerlichen Reste, die Gildas bei sich hat.« Während Finn trank, hatte sie das Lenkrad übernommen, und ihre Hände hatten sehr klein ausgesehen auf den dicken Speichen. »Er hat mir vom Ring erzählt«, hatte sie gesagt.

    Finn hatte sich über den Mund gewischt.
    Â»So viel hättest du für mich nicht tun dürfen. Jetzt schulde ich dir sogar noch mehr.«
    Er war gleichzeitig stolz gewesen und hatte sich gereizt gefühlt; dann hatte er wieder das Steuer gegriffen. »Wir gehören zusammen. Außerdem habe ich kaum damit gerechnet, dass es klappen könnte.«
    Â»Ich bin überrascht, dass Keiro seinen Ring dafür hergegeben hat.«
    Finn hatte mit den Achseln gezuckt, während Attia ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. Aber dann hatte sie den Blick zum Himmel gehoben. »Sieh dir dies an. Es ist so wunderschön. Mein ganzes Leben habe ich in einem kleinen, dunklen Tunnel und in armseligen Kammern zugebracht, und jetzt diese Weite…«
    Â»Hast du eine Familie?«
    Â»Brüder und Schwestern. Alle älter.«
    Â»Eltern?«
    Â»Nein.« Sie hatte den Kopf geschüttelt. »Du weißt schon …«
    Er wusste, was sie meinte. Das Leben im Gefängnis war kurz und unvorhersehbar. »Vermisst du sie?«
    Sie war still geworden und hatte das Steuerrad umklammert. »Ja. Aber …« Sie hatte gelächelt. »Es ist seltsam, wie sich die Dinge manchmal fügen. Als ich gefangen genommen wurde, glaubte ich, mein Leben sei nun zu Ende. Doch stattdessen hat das alles hierhergeführt.«
    Er hatte genickt und geantwortet: »Glaubst du, dass dich dieser Ring gerettet hat? Oder war es Gildas’ Brechmittel?«
    Â»Der Ring«, hatte sie mit fester Stimme erwidert. »Und du.«
    Da war er sich nicht so sicher.
    Â 
    Jetzt sah er zu Keiro hinunter, der faul auf dem Deck herumlungerte, und grinste. Als sein Eidbruder für seine Schicht gerufen
worden war, hatte er nur einen einzigen, kurzen Blick auf das Steuerrad geworfen und war dann unter Deck verschwunden, um ein Seil zu holen. Das hatte er an den Radspeichen befestigt, es sich daneben auf dem Boden gemütlich gemacht und die Beine hochgelegt. »Womit könnten wir hier

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