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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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sie schloss, dass der Schirm stimmgesteuert wurde. »Anfangen«, sagte sie ruhig.
    Nichts geschah.
    Â»Los. Start. Beginnen. Initiieren.«
    Der Bildschirm blieb schwarz. Nur das Surren im Raum war zu hören.
    Es musste irgendein Passwort geben. Claudia beugte sich vor und stützte beide Hände auf den Schreibtisch. Ihr kam nur ein einziges Wort in den Sinn, und so versuchte sie es damit:
    Â» Incarceron .«
    Kein Bild. Aber unter den Fingern ihrer linken Hand öffnete sich sanft eine Schublade.
    Auf einem Polster aus schwarzem Samt lag darin ein einzelner, fein ziselierter Schlüssel, dessen Kopf wie ein Spinngewebe aus Kristall aussah. Ins Herzstück eingelassen war ein gekrönter Adler: eines der königlichen Insignien der Havaarna-Dynastie. Claudia beugte sich darüber und besah die scharf geschliffenen Facetten, die das Licht einfingen und aufblitzten. War das ein Diamant? War es aus Glas? Sie wurde von der eigentümlichen Schönheit angezogen und kam mit dem Kopf noch näher, sodass sich ihr Atem auf dem kalten Material niederschlug. Sie schirmte dabei den Lichteinfall von oben ab, und das Regenbogenschimmern verschwand. Könnte dies der Schlüssel zu Incarceron selbst sein? Sie wollte ihn herausholen. Aber zuvor fuhr sie sicherheitshalber mit Jareds Disc darüber.
    Nichts geschah.
    Sie schaute sich einmal kurz um. Alles war still.
    Also nahm sie den Schlüssel in die Hand.
    Â 
    In diesem Moment brach im Raum das Chaos aus. Ein Alarm schrillte, Laserstrahlen schossen vom Boden aus in die Höhe, sodass
Claudia in einem Käfig aus rotem Licht gefangen saß. Ein Metallgitter schob sich über die Tür, versteckte Lichter gingen schlagartig an, und Claudia stand vor Schreck wie erstarrt in all diesem Aufruhr. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Plötzlich machte sich die Disc schmerzhaft an ihrem Daumen bemerkbar, und als Claudia hinuntersah, konnte sie Jareds aufgeregte Nachricht lesen, die ihr eigenes Entsetzen widerspiegelte.
    Er kommt zurück! Komm heraus, Claudia! Komm heraus!

7
    Einst kam Sapphique zum Ende eines Tunnels und sah
hinunter in eine riesige Halle, deren Boden ein giftiger See
bedeckte. Zersetzende Dämpfe stiegen zu Sapphique empor.
Durch die Dunkelheit hindurch war ein festes Drahtseil
gespannt. Weit, weit auf der gegenüberliegenden Seite war
ein Durchgang zu erkennen; dahinter leuchtete ein Licht.
Die Insassen des Flügels versuchten, Sapphique davon abzuhalten.
»Schon viele sind hineingestürzt«, sagten sie. »Ihre Knochen
verfaulen im schwarzen See. Warum sollte es dir anders ergehen?«
Er entgegnete: »Weil ich Träume habe, und in diesen Träumen
sehe ich die Sterne.« Dann schwang er sich auf das Drahtseil und
begann, die Halle zu überqueren. Viele Male verharrte sein Schritt
auf dem Weg; bisweilen klammerte er sich voller Schmerzen an
den Draht. Viele Male versuchten die Zuschauenden, ihn zur
Umkehr zu bewegen. Endlich, nach etlichen Stunden, erreichte
er die andere Seite, und die übrigen Gefangenen sahen ihn
taumelnd durch die Tür verschwinden.
Er war dunkel, dieser Sapphique, und schlank. Sein Haar war
lang und glatt. Über seinen wahren Namen kann man nur
Vermutungen anstellen.
    SAPPHIQUES WANDERUNGEN

    Â 
    Â 
    G ereizt sagte Gildas: »Ich habe es dir schon so oft gesagt. Es existiert ein Außerhalb . Sapphique hat den Weg dorthin gefunden. Aber niemand sonst kommt dorthin. Nicht einmal du.«
    Â»Das weißt du doch gar nicht.«
    Der alte Mann lachte, dass der Fußboden ins Schwanken geriet. Der metallene Käfig hing hoch über der Kammer und bot den beiden, die sich dort hineingezwängt hatten, kaum genug Platz, sich hinzuhocken. Bücher hingen an Ketten herab, ebenso Operationsbestecke und eine ganze Reihe baumelnder Blechbüchsen mit verwesenden Gewebeproben. Ausgelegt war der Käfig mit alten Matratzen, aus denen die Strohreste wie ein lästiger Schneeschauer zu den Kochfeuern und den Eintöpfen weiter unten hinabrieselten. Eine Frau hob den Blick und brüllte verärgert etwas in ihre Richtung. Dann sah sie Finn und verstummte.
    Â»Ich weiß es, dummer Junge, weil die Sapienti es aufgeschrieben haben.« Gildas zog sich einen Stiefel an. »Das Gefängnis war dazu gedacht, den Abschaum der Menschheit zu verwahren, ihn wegzuschließen und von der Erde zu verbannen. Dies geschah vor Jahrhunderten, zu Zeiten von Martor, und in jenen Tagen sprach

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