Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
Vom Netzwerk:
erschien im Dunkeln wie ein Nebelhauch. In einem langsamen Wirbel materialisierte sich ein altes Gesicht mit Falten, die sich tief in die Haut gegraben hatten, und traurigen, wässrigen Augen. Rafe musste seine ganze Konzentration zusammennehmen, um nicht zurückzuzucken und Benny zu erschrecken, als er die ausgebleichte Haut sah, die im Dunkeln glühte. Der Kopf schwebte körperlos im Raum, bissich der Geist schließlich ganz zeigte. Ein toter alter Typ in einem rußverschmierten Arbeitsoverall stand über den Jungs und sah zu Rafe herunter.
    Die Toten sprachen nicht, wenn sie nicht wollten. Jedenfalls nicht mit Rafe. Die Zwillinge hätten sie vermutlich dazu zwingen können, aber Rafes Fähigkeiten waren nicht ansatzweise so ausgeprägt wie ihre.
    Eine verwitterte Hand streckte sich aus, um Benny den Kopf zu tätscheln – eine schwielige Hand mit dreckigen Nägeln, eine Hand, die zu ihrer Zeit harte Arbeit geleistet hatte. Der Junge grinste Rafe zu und kratzte sich dort, wo der Tote ihn berührte, am Kopf. Rafe sah die Zwillinge an, die nur mit den Achseln zuckten. Sie konnten die Geisterwelt ebenso sehen wie er, aber Benny hatte keine Ahnung, dass der alte Zug seinen eigenen Geist hatte – einen, der über dem Jungen wachte, als wäre er sein Enkelsohn.
    Rafe fand, dass es für Benny schon schwer genug war, hier unten leben zu müssen. Er musste nicht auch noch von all dem wissen, was im Dunkeln lauerte. Dort, wo Benny herkam, hatte er schon genug grauenhafte Dinge gesehen, vor denen man wirklich Angst haben musste. Mit einem kaum merklichen Nicken grüßte Rafe den Geist und konzentrierte sich dann wieder auf Benny.
    â€žIch hab etwas, das dir Glück bringen soll. Dein eigenes Stückchen Magie.“ Er hielt einen silbernen Anhänger hoch, der an einem geflochtenen Lederband befestigt war. Das Schmuckstück hatte die Form von Kendras Glückszahl, der Acht. Es konnte nicht schaden, wenn Benny und er sich ein Stückchen von ihrem Glück borgten.
    â€žFreundschaftsbänder sind normalerweise aus Garn. So was hast du doch bestimmt schon mal gesehen, oder?“ Als der Junge nickte, kniete Rafe sich hin und sagte: „Halt mir dein Handgelenk hin.“
    Bennys Arm war so schmal, dass Rafe das Band zweimal darum wickeln musste. Dem Kleinen fiel es nicht einmal auf.
    â€žDas hier ist aus schwarzem Leder“, sagte er, als er Benny das Armband umgelegt hatte. Die Zwillinge sahen mit offen stehenden Mündern zu. „Das bedeutet, dass uns etwas Stärkeres verbindet als Freundschaft. Wir sind jetzt eine Familie.“
    Er hätte gedacht, dass Benny etwas sagen würde, doch der Junge wurde ganz still und wich seinem Blick aus. Er sah nach unten und starrte seinen Glücksbringer an. Rafe fuhr ihm mit der Hand durchs Haar und lächelte, dann ließ er die Hand sinken.
    â€žIch muss los zu Kendra.“ Er stand auf und lief zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. „Wir sehen uns nachher, du Zwerg.“
    â€žRafe?“
    â€žJa?“
    Benny saß da und streichelte mit seinen winzigen Fingern das Armband. Mit zittriger Stimme sagte er: „Mir hat noch nie jemand was geschenkt.“
    Benny hatte das Talent, Rafe im selben Moment das Herz zu brechen und ihm ein richtig gutes Gefühl zu geben, auch wenn er ihn dabei manchmal an Dinge erinnerte, an die er lieber nicht mehr denken wollte.
    â€žDenk nicht, dass das daran liegt, dass du nichts Schönes verdient hast, Benny“, sagte Rafe leise. „Manche Leute sollten keine Kinder haben. Niemand weiß das besser als wir.“
    Mehr sagte Rafe nicht. Er schob die Hände in die Taschen, nickte dem toten Typen im Overall zu, der seinen traurigen Blick keine Sekunde lang von Rafe gelöst hatte, und machte sich auf den Weg durch die Dunkelheit zu Kendra. Rafe wusste, wo er sie finden würde, ohne jemanden fragen zu müssen. Sie war garantiert mit ihrem neuen Spielzeug beschäftigt, diesem Lucas. Der Neue würde seinen Reiz schon noch verlieren und wie die Übrigen werden. Doch Rafe ging es nicht schnell genug.
    Er zog die Schachtel aus seiner Hosentasche und sah sie an, während er zu Kendras Kammer ging. Heute hatte er sein Lieblings-Footballshirt und seine besten Jeans an. Als er in ihre Kammer kam, saß sie mit dem Rücken zu ihm auf der Bettkante und hielt einen Waschlappen in der Hand. Sie kauerte über Lucas, der echt krank zu

Weitere Kostenlose Bücher