Indigo - Das Erwachen
Das war total unfair!
Sie hatte nur ein einziges ungewöhnliches Talent, und zu dem hatte ihr ihr Leguan Floyd Zilla verholfen.
Das Inhaltsverzeichnis half ihr nicht viel, auÃer dass sie die Suche auf die dicke Mitte des Buches beschränken konnte. Sie blätterte die Seiten durch und ignorierte dabei alles, was nicht wie ein altes Wandgemälde aussah, das einen Bahnhof zeigte. Ein Abschnitt weckte ganz besonders ihr Interesse.
âBingoâ, flüsterte sie. Sie hatte ein Bild gefunden, das wie Gabriels Zeichnung aussah. Sie erkannte den Stil, aber sie musste seinen Skizzenblock sehen.
Doch das bedeutete leider, dass sie â¦
Oh weh . Rayne sah sich in der Hoffnung um, Gabriel irgendwo zu entdecken und herbeiwinken zu können, ohne ihr Versprechen halten zu müssen. Als sie ihn nirgendwo zwischen den Regalreihen finden konnte, stöhnte sie auf. Nur für dich, Luke . Sie legte ihreFinger neben den Mund, streckte ihre Lippen lang und lieà ihre Zunge dazwischen hervorschnellen. Einmal, zweimal.
Ihre Version der Echsenzunge.
Als sie Gabriel immer noch nicht entdeckte, wiederholte Rayne das Ganze und guckte dabei in verschiedene Richtungen. Sie ignorierte die schrägen Blicke, die ihr die anderen Bibliotheksbesucher zuwarfen. Erst als sie Gabriel hinter einem Bücherregal lachen hörte, wusste sie, dass sie mit dem peinlichen Theater aufhören konnte.
Gabriel hatte vergessen, wie es sich anfühlte zu lachen. Wirklich zu lachen. Dass er ausgerechnet in einer Bibliothek wieder daran erinnert wurde, war zwar nicht optimal, aber Rayne schaffte es, ihm für einen kurzen Moment das Gefühl zu geben, normal zu sein â auch wenn er wusste, dass er eigentlich nichts weniger war als das.
Von einer Sekunde auf die andere verschwand das Lächeln von seinem Gesicht.
âWas hast du gefunden?â Er setzte sich mit gesenktem Kopf neben sie.
âDas hierâ, erwiderte sie. âIst es dasselbe?â
Sie schob ihm den Bildband hin und zeigte ihm eine Seite, auf der ein groÃes Wandgemälde abgebildet war, das auf Ziegelsteine aufgetragen war. Mein Wandgemälde . Blitzartig kehrten die Visionen zurück. Die Eindrücke waren so stark, dass er die Augen schlieÃen musste, es war fast schmerzhaft. Feuchte Kälte überzog seine Haut, und Schatten umwölkten seinen Verstand, als wäre er in eine andere Realität eingetreten. Er konnte dieses seltsame Gefühl nicht genau benennen, auÃer, dass es ihn ⦠an eine Höhle erinnerte .
Ohne Rayne zu antworten, öffnete er seinen Rucksack und holte den Skizzenblock heraus. Als er die richtige Seite gefunden hatte, machte er groÃe Augen. Die Details waren unfassbar genau, und doch hatte er das echte Wandgemälde niemals gesehen! Er hatte nicht einmal gewusst, dass es existierte, und trotzdem hatte er es gemalt.
Rayne schien gespannt auf seine Antwort zu warten. Für sie war das hier ein Schritt in Richtung ihres Bruders. Für ihn war es nichts weiter als eine Erinnerung daran, was für ein Freak er war â und was für ein abgefuckter Loser er noch immer sein würde, wenn sie schon längst in ihr normales Leben zurückgekehrt war.
Er hatte das hier nie gewollt. Nichts davon .
âAlso?â, fragte sie.
âGenau das ist es.â
Rayne schnappte sich das Buch und las vor.
âWusstest du, dass es unter der Innenstadt von L.A. Tunnel gibt?â Sie schüttelte den Kopf und schien gar keine Antwort von ihm zu erwarten. âInsgesamt elf Meilen. Aber was hat das mit Lucas zu tun?â
âKeine Ahnung, aber gerade â¦â Er schluckte und wich ihrem Blick aus. âIch hatte das Gefühl, dass ich ⦠in einer Höhle bin.â
âOder einem Tunnel?â
âJa, könnte sein.â Er nickte und deutete ein Achselzucken an.
âWir müssen diese Tunnel suchen, Gabriel. Wir müssen dorthin.â
âElf Meilen sind ziemlich viel.â
âJa, aber vielleicht kann Hellboy uns helfen.â Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. âIch habe eine Taschenlampe am Motorrad. Im Buch wird beschrieben, wie man zu den Tunneln kommt. Ich glaube, ich weiÃ, wo wir hinmüssen. Wir könnten sofort aufbrechen.â
Ehe er antworten konnte, warf Rayne einen erstaunten Blick in Richtung Aufsichtsplatz. Sie sah nicht sonderlich glücklich aus.
âWas macht die denn hier?â, murrte sie und nutzte Gabriel wie einen
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