Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
Vom Netzwerk:
Surfen. Alles andere ist ihm ziemlich egal. Der sieht ein hübsches Mädchen nicht mal, wenn du es ihm auf den Bauch bindest.«
    Na, dachte ich, da wäre ich mir nicht so sicher. Bekanntlich sind stille Wasser tief.
    Wir waren auf dem Parkplatz angekommen und brachten den Müll in die Container. Als wir schließlich vor den beiden Autos standen, verstummte unser Geplapper mit einem Schlag. Jemand hatte die Heckscheibe von Alecs Kombi eingeschlagen. Wie ein Spinnennetz breiteten sich die Risse von einem kleinen Loch in der Mitte aus. Und auf Joshs Van stand mit blutroter Schrift, quer über die springenden Delfine VERPISST EUCH! geschrieben.
    »Scheiße«, entfuhr es Alec.
    »Verdammte Bastarde«, sagte Josh und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Und was jetzt?«, fragte Laura bestürzt.
    »Ich schlage vor, wir suchen uns einen anderen Strand«, meldete sich Brandee zu Wort. »Und einen Zeltplatz mit etwas mehr Komfort.«
    »Kommt gar nicht infrage.« Josh schüttelte vehement den Kopf. »So einen perfekten Platz finden wir nirgendwo. Wir bleiben hier«, sagte er trotzig. »Die sollen wissen, dass wir nicht so schnell klein beigeben.«
    Wer waren die, hätte ich gerne gewusst. Waren die Quileute auf dem Kriegspfad gegen Surfer?
    »Ich finde, darüber sollten wir alle gemeinsam entscheiden«, sagte Laura.
    Es juckte mich in den Fingern, die kaputte Heckscheibe zu berühren, aber dann wäre Alec vermutlich ausgeflippt. Dieser Drang, alles zu betasten, um mit den Fingerkuppen das Dahinter zu erspüren, war manchmal wie ein Zwang.
    »Sie hat recht«, bemerkte ich. Brandees schwarz umrandete Eisaugen durchbohrten mich mit einem kalten Blick.
    »Okay«, sagte Alec. »Gehen wir zurück und erzählen Mark und Janice, was passiert ist. Und dann stimmen wir ab.«
    Wir verstauten die Kühlboxen im Van und liefen schweigend zurück zum Camp. Alec schilderte Mark und Janice die Schäden an den Autos. »Wir müssen abstimmen, ob wir hierbleiben oder uns einen anderen Strand suchen.«
    Mark sagte: »Ich hatte in einem dieser Surferforen gelesen, dass so etwas hier manchmal vorkommt. Aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass es uns erwischt.« Er klang zerknirscht. Was passiert war, bedrückte ihn offensichtlich.
    »Ich bin dafür zu verschwinden«, sagte Brandee. »Weiter südlich gibt es bestimmt auch coole Strände. Strände ohne wild gewordene Rothäute.«
    »Sie hat recht«, meinte Laura. »Was, wenn sich ihre Zerstörungswut nicht mehr nur gegen unsere Autos richtet?«
    »Das glaube ich nicht«, wandte Mark ein. »Sie hätten uns auch die Reifen zerstechen können oder die Frontscheibe einschlagen. Sie wollen uns Angst machen, das ist alles.«
    »Was ihnen durchaus gelungen ist«, sagte Brandee. »Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl.«
    »Hey«, Josh schüttelte ärgerlich den Kopf. »Dir ist doch nichts passiert. Alec und ich haben den Schaden.«
    »Okay«, sagte Alec, »stimmen wir ab. Wer ist dafür, dass wir bleiben?«
    Laura schüttelte den Kopf. Josh und Mark hoben ihre Hände. Ich sah, dass Janice zögerte, aber dann hob auch sie ihre Hand. Alec presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Damit stand es drei zu drei und nun schauten alle auf mich.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und strich mit den Fingern hinter mein Ohr. »Ich bin nur euer Gast.«
    »So ein Schwachsinn«, schimpfte Alec. »Du gehörst dazu und deine Stimme zählt. Na los, Midget!«
    Tja, da gab es nicht viel zu überlegen. Ich atmete noch einmal tief durch und hob meine Hand.
    Josh klopfte mir zufrieden auf die Schulter und Mark nickte lächelnd. Ich fing mir einen bösen Blick von Brandee ein und mir wurde klar, dass ich sie mir damit endgültig zur Feindin gemacht hatte.
    Laura seufzte nur. »Wir sollten das wenigstens der Polizei melden«, sagte sie, »wegen der Versicherung.«
    »Gibt es denn hier überhaupt so etwas?«, fragte Alec. »Ich meine, Polizei.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich weiß, wo die Polizeiwache ist.«
    »Dann fahren wir drei jetzt dorthin und melden den Schaden«, entschied Alec. »Und danach machen wir uns auf den Weg nach Forks. Ich brauche eine neue Scheibe.«
    »Vielleicht solltest du das nicht tun«, sagte Mark und ließ seine Fingerknöchel knacken.
    »Was?«, fauchte Alec ihn an.
    »Sie reparieren lassen.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil man eine kaputte Scheibe nicht noch einmal einschlagen kann.«
    Das Polizeirevier von La Push befand sich mitten im Ort, direkt neben dem Sitz der Stammesregierung. Wir

Weitere Kostenlose Bücher