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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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»Kannst du das für dich behalten? Ich will Alec nicht noch mehr Anlass geben, mich wie ein Kleinkind zu behandeln.«
    »Klar doch«, sagte Janice. »Du bewahrst mein Geheimnis und ich deins.«
    Damit war ich dank »Twilight« noch einmal davongekommen. Doch meine Gefühle für Conrad, die waren noch da. Trotz Tamra und des Babys. Es hatte mich erwischt. Und nicht einmal mein Verstand konnte etwas dagegen ausrichten.
    Den ganzen Abend versuchte ich, mir Conrad als Vater vorzustellen, doch es wollte mir nicht gelingen. Er sah noch so jung aus. Wie sein Vater, dachte ich. Und zum ersten Mal begriff ich in aller Klarheit, wie vollkommen verschieden unsere Welten doch waren.
    Am nächsten Tag surfte ich wieder mit den anderen auf den Wellen, gab aber nach ein paar Versuchen auf, weil ich merkte, dass ich nicht bei der Sache war. Josh blickte mir enttäuscht hinterher, als ich mit meinem Brett ins Camp zurückging, um mich umzuziehen.
    Zweimal lief ich mit meiner Kamera los, einmal den Strand rauf und runter und einmal durch das ganze Dorf. Mein Herz hoffte, Conrad irgendwo zu begegnen, mein Verstand fürchtete sich davor.
    Tollkühn, wie ich war, ging ich sogar alleine ins »River’s Edge«. Ich bestellte mir ein Stück Walnusskuchen und einen Milchkaffee bei Tamra. Das Restaurant war überraschend gut besucht, von Einheimischen ebenso wie von Urlaubern. An einem Tisch saßen vier greise Amerikanerinnen mit watteweißen Turmfrisuren, die wie englische Ladys aussahen und auch so gekleidet waren. Sie machten lange Gesichter. Ganz offensichtlich gab es für sie keinen Grund, sich zu amüsieren, und ich fragte mich, was sie überhaupt an einem Ort wie La Push wollten.
    Tamra funkelte mich mit ihren Brombeeraugen böse an, als sie meine Bestellung aufnahm. Ich wollte es nicht, aber ich schrumpfte doch einige Zentimeter unter ihrem Blick, der voller grimmiger Ablehnung war. Vielleicht hatte Conrad ihr erzählt, mit wem er den gestrigen Tag verbracht hatte. Aber wie konnte ein so atemberaubend schönes Mädchen eifersüchtig sein auf mich?
    Was auch immer es war, Tamra sagte kein Wort zu mir. Ich aß meinen Kuchen, der ein bisschen zu süß war, aber sonst gut schmeckte, und ließ ihr ein großzügiges Trinkgeld auf dem Tisch liegen.
    Am Abend saßen wir wie immer am Lagerfeuer, diesmal löffelten wir Dosensuppe. Genau wie all die Tage zuvor floss reichlich Bier und Whiskey, vom Jim Beam schien es einen unerschöpflichen Vorrat zu geben. Aber diesmal machte kein Joint die Runde. Brandee und Josh war das Gras ausgegangen und irgendwie klemmte es wohl mit dem Nachschub.
    Josh war gut drauf, er machte Faxen und schnitt alberne Grimassen. Er hatte ein rotes Tuch um seinen Kopf gebunden, ein paar Möwenfedern angesteckt und tanzte mit theatralischen Verrenkungen um das Feuer, wie Kevin Costner in »Der mit dem Wolf tanzt«.
    Ich beobachtete ihn, aber dann fiel mein Blick auf Brandee. Sie lachte mit den anderen über Joshs Vorführung, aber ihr Lachen hatte einen nervösen Unterton. Ihre schrille, harte Fröhlichkeit machte mir Angst, zumal Brandee hin und wieder abrupt verstummte und in die Flammen starrte. Dann hatten ihre Augen eine unheimliche Leere. Kurz darauf redete sie wieder drauflos, gab mit ihren Geschichten an und lachte zu laut.
    Alec schien nichts davon zu bemerken. Er küsste Brandee ab und zu, vermutlich immer dann, wenn er durch ihre Zunge in seinem Ohr daran erinnert wurde, dass sie noch da war. Mark und Janice hatten nur Augen (und Lippen) füreinander. Laura bemühte sich unauffällig um Josh, der jedoch nach wie vor an mir interessiert zu sein schien. Meine kleinen aber stetigen Zurückweisungen hatten ihn bisher nicht entmutigt, aber er hatte auch noch nicht versucht, mich zu küssen. Vielleicht war es ja seine Taktik, mich durch Zurückhaltung zu erobern.
    An diesem Abend wurde mir klar, dass meine Bemühungen dazuzugehören, von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen waren. Vielleicht hätte es funktionieren können, wenn ich mich in Josh verliebt hätte. Dann hätte alles seine Richtigkeit gehabt, die Regeln wären gewahrt geblieben. Aber ich hatte Freundschaft mit einem Indianer geschlossen und er war interessanter für mich als die ganze Clique zusammen.
    Natürlich wussten sie nicht, dass ich Conrad in seinem Haus besucht hatte und wir zusammen auf der Insel gewesen waren. Aber unterschwellig schienen sie zu spüren, dass etwas im Gange war, sonst hätte Alec im »Timber Saloon« nicht so ein Trara

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