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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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behauptet, er erkennt das Kraut, wenn er es sieht.«
    Nachdem seine Neugier befriedigt war, sagte der Pathane: »Folgt mir.« Er wandte sich um, schlenderte durchs Dorf und führte sie schließlich einen so steilen Pfad hinauf, daß Ian und Laura absteigen und die Pferde führen mußten. Ian behielt seine Rolle als Herr bei und würdigte Laura keines Blickes.
    Ihr Führer bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Trittsicherheit. Nach zwei Stunden war Laura erschöpft. Die schneebedeckten Gipfel wurden noch von der Sonne beschienen, aber tiefer unten wurden die Schatten immer länger und undurchdringlicher, als der Pathane schließlich am Anfang eines schmalen Pfades anhielt. »Folgt diesem Weg um den Berg herum, und er führt euch zu dem Paß. Wenn ihr dort seid, könnt ihr euch nicht verirren, denn man kann nicht kehrtmachen. Wenn es nicht gerade kürzlich einen Felsrutsch gegeben hat, kommt ihr mit den Pferden durch, aber es wird langsam gehen. Sobald ihr auf der anderen Seite wieder unten ankommt, seid ihr etwa eine Stunde östlich vom Dorf Shpola entfernt.«
    »Ich will nicht so weit gehen. Wenn Allah gnädig ist, finde ich, was ich suche und kehre bald nach Hause zurück.« Er warf dem Mann eine weitere Münze zu. »Wünsch mir Glück, Bruder.«
    »Das wirst du brauchen.« Der Mann lachte schallend. »Wenn nicht, dann denke daran, daß es andere schöne Frauen auf der Welt gibt!« Er drehte sich um und hüpfte wie eine Bergziege den Berg hinunter.
    Laura schloß hinter Ian auf und murmelte: »Nicht sehr helle, aber ein verläßlicher Diener, hm?«
    Er grinste. »Ich nehm’s ja zurück.«
    Nach ein paar Minuten kamen sie an eine relativ ebene und geschützte Fläche. Ian zügelte sein Pferd. »Wasser, Brennstoff und Grünzeug. Etwas Besseres finden wir vermutlich nicht, also können wir auch hier rasten. Es wird spät, und der Pfad vor uns wird höchstens gefährlicher.«
    Laura stieg ab und hatte das Gefühl, jeder Knochen würde quietschen. Sie blickte sich um. Obwohl es wohl der beste Lagerplatz war, den sie finden konnten, war er dennoch unglaublich öde und voller grauer, wie weggeworfen aussehender Felsen. »Das sieht aus als hätte Gott den Platz als Müllhalde benutzt, nachdem er die Welt erschaffen hat.«
    »Ein hartes Land, das harte Männer hervorbringt.«
    Ian stieg ebenfalls ab und band sein Pferd zwischen zwei dicken Felsen fest, die ein wenig Schutz vor dem beißenden Wind boten. »Ich hoffe nur, unser Führer hat uns an die richtige Stelle gelotst. Ich habe das kitzlige Gefühl, daß die Zeit knapp wird.«
    Als sie ihr Pferd neben dem seinen festband, sagte sie: »Werden wir ganz durch den Paß gehen?«
    »Nein. Der Khyber ist ungefähr dreiunddreißig Meilen lang, und ich habe den Verdacht, dieser hier könnte sogar noch länger sein. Wenn wir ihn ganz abgehen und dann zurückkehren, brauchen wir wahrscheinlich zwei oder drei Tage, und das können wir uns nicht leisten. Wir werden uns nur so weit herantasten, bis wir sicher sind, daß es das ist, was wir suchen. Dann werden wir uns ein wenig genauer damit beschäftigen.« Er löste die Satteltaschen und hob sie von seinem Pferd. »Wenn wir Glück haben, wird der Paß durch den Schnee unpassierbar. Wahrscheinlicher aber ist, daß er dafür nicht hoch genug ist und sogar während der schlimmsten Winterstürme offen bleibt. Beim Khyber-Paß zum Beispiel ist es so.«
    »Und was dann?« fragte Laura, als sie ihr eigenes Pferd ablud.
    »Dann reiten wir zurück zum Punjab und hoffen, daß wir bald auf Soldaten der Company treffen, die auf dem Weg sind, Fort Jallalabad zu unterstützen.« Er löste den Gurt und befreite das müde Tier vom Sattel. »Ich werde mich ihnen zu erkennen geben, eine Truppe hier heraufführen, um zu verhindern, daß die Afghanen den Pfad hier benutzen, um in Indien einzudringen, und dann machen wir beide uns auf den Weg nach Bombay. Wie ich schon sagte, eine einfache, nicht sehr gefährliche Mission. Eine, wie ich sie am liebsten habe.«
    Laura schüttelte sich und hoffte, daß das Frösteln, das sie überfiel, seinen Ursprung in der Kälte hatte und keine Vorahnung bedeutete, daß es so leicht vielleicht nicht werden würde. Dann machte sie ein Feuer mit dem Holz, das Ian gesammelt hatte, und bereitete ein einfaches Abendessen zu.
    Die Nacht brach schnell herein, und die Temperatur fiel rapide. Als sie sich den letzten Tee teilten, begann sie, richtig zu zittern. »Hiernach wird uns Falkirk bestimmt tropisch

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