Indische Naechte
immer.«
»Sie schmeicheln mir«, gab sie gerührt zurück. Da sie wußte, daß er ihr unbedingt würde helfen wollen, fügte sie hinzu: »Wenn ich später entschieden habe, was ich tun werde, könnten Sie mir dann ein wenig beim Verschiffen der Sachen, die ich behalten möchte, behilflich sein?«
»Selbstverständlich.« Nach einer langen Pause sagte er schließlich: »Laura, ich weiß, daß der Augenblick schlecht gewählt ist, nachdem Ihr Vater gerade erst verstorben ist, aber ich sorge mich um Ihre Zukunft.« Er schluckte hart. »Ich muß Ihnen sagen, was ich für Sie empfinde. Ich hatte vor zu warten, bis ich befördert wäre, aber nun hat der Tod Ihres Vaters Sie ganz allein auf der Welt zurückgelassen.« Er trat einen Schritt näher. »Geben Sie mir die Erlaubnis, Sie zu unterstützen, Laura. Ich liebe Sie. Bitte werden Sie meine Frau.«
Ihr Magen verkrampfte sich vor Angst, als sie das heiße Verlangen spürte, das von Emery ausging. Sie hätte es kommen sehen müssen, aber sie war mit ihren Gedanken so sehr bei den Erinnerungen an ihren Stiefvater gewesen, daß sie auf seinen Antrag nicht vorbereitet war. Während sie noch nach Worten suchte, um ihn freundlich abzuweisen, machte er einen Schritt auf sie zu, legte ihr die Hände auf die Schultern, beugte sich vor und gab ihr einen unsicheren Kuß.
Für einen kurzen Augenblick reagierte Laura, und ihre Lippen bewegten sich unter den seinen. Er war jung und kräftig, und sein Verlangen hüllte sie ein wie eine Daunendecke. Wie herrlich wäre es doch, die Ehe zu wagen, wenn sie einen Mann hätte, der sie so festhalten würde, der sich um sie sorgen würde, wie sie sich um ihn sorgen würde...
Emery spürte, wie sie vorübergehend schwach wurde, und das war alles, was er brauchte. Seine Arme legten sich fest um sie. Und als sein Kuß fordernder wurde, kehrte Laura schlagartig in die Gegenwart zurück. Sie konnte niemals heiraten, nicht diesen attraktiven, jungen Mann, niemanden. Sie versuchte, sich loszumachen, aber Emery war zu sehr in seinen Gefühlen gefangen, um zu bemerken, daß ihre Reaktion sich verändert hatte. Ruckartig drehte sie ihr Gesicht zur Seite. »Bitte, Emery. Lassen Sie mich los.«
Statt zu gehorchen, zog er sie noch fester an sich. »Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt, als ich dich sah, Laura«, flüsterte er. »Du bist alles, was ich je erträumt habe. Du bist schön, zart, verständnisvoll.. .«
Laura begann gegen seine Umarmung zu kämpfen, aber Emerys sportliche Übungen hatten ihm
Muskeln verliehen, gegen die sie nichts ausrichten konnte. Sie keuchte auf. »Emery, hören Sie auf!«
Sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust und holte tief Luft, um die Diener herbeizurufen. Aber bevor sie es tun konnte, öffnete sich die Vordertür, und eine vertraute Stimme fluchte: »Verdammt!«
Einen Augenblick später hatte Ian Laura von Emery befreit. Mit wütender Miene zerrte er den jungen Mann zu sich herum und rammte ihm die Faust erst gegen das Kinn, dann in den Magen. Emery gab einen erstickten Laut von sich, als er krachend in den Korbsessel fiel und von dort auf den Boden rutschte.
Ian riß den Beamten auf die Füße und holte aus, um ihn erneut zu schlagen, als Laura aufschrie: »Ian, nein! Tun Sie ihm nichts!«
Eine Sekunde fürchtete sie, er habe sie nicht gehört, er würde Emery in seinem Zorn umbringen. Doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Statt ihn zu schlagen, stieß er den jungen Mann nur vor die Brust, daß dieser ausgestreckt auf das Sofa zurückfiel. »Du widerliches, kleines Schwein!« fauchte er. »Wie kannst du es wagen, Miss Stephenson zu belästigen! Ich sollte dich als Tigerköder in den Dschungel werfen.«
»Es war eher ein Mißverständnis, Ian«, sagte Laura ein wenig bebend. »Emery hat mir einen Antrag gemacht, und ich habe nicht deutlich genug gesagt, daß ich nicht interessiert bin.«
Emery setzte sich auf, preßte die gekreuzten Arme auf seinen Unterleib und hob sein aschfahles Gesicht. »Es tut mir leid, Laura«, preßte er hervor. »Ich wollte Ihnen keine Angst machen, aber meine Gefühle haben mich plötzlich überwältigt.« Dann wandte er seinen Blick zu Ian. »Sie haben jedes Recht, mich zu schlagen, denn mein Verhalten war unverzeihlich.«
»Stimmt«, sagte Ian beißend. »Verliebtheit ist kaum eine Entschuldigung für eine Vergewaltigung.«
Wieder mußte Laura eingreifen. Emery hatte ihr einen unangenehmen Augenblick verschafft, aber seine Gefühle waren echt und seine
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