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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Absichten ehrenhaft. Sie kniete sich neben das Sofa. »Sie haben mir ein großes Kompliment gemacht, Emery, aber ich kann Sie nicht heiraten. Ich hätte es eher sagen müssen, aber ich wollte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.«
    »Können Sie mir die Beleidigung vergeben?« fragte er mit kläglicher Miene.
    »Es war ja nicht als solche gemeint, also gibt es nichts zu vergeben.« Sie stand auf und bedauerte, daß er verletzt sein mußte. Obwohl seine Liebe zu ihr durchaus auf der Tatsache beruhen konnte, daß sie die einzige heiratsfähige Europäerin im ganzen Distrikt war, wollte sie seine Gefühle nicht dadurch herabsetzen, daß sie es aussprach. »Wir vergessen einfach, was heute geschehen ist. Ich werde nicht mehr darüber sprechen, und Major Cameron auch nicht.«
    Mit einem schwachen Versuch, humorvoll zu sein, sagte Emery: »Mein Magen wird es nicht so schnell vergessen. Sie haben einen Schlag wie ein Maultier, Major Cameron.« Nach einer Pause fügte er stotternd hinzu: »Danke, daß Sie mich aufgehalten haben. Denn solange ich lebe, werde ich es mir niemals verzeihen, Miss Stephenson einen Schrecken eingejagt zu haben.«
    »Lassen Sie uns keine Orgie der Schuldbekenntnisse abhalten«, sagte Ian trocken. »Tun Sie es einfach bei keinem anderen Mädchen wieder.«
    So würdevoll es ihm möglich war, verließ Emery den Bungalow.
    Sobald er fort war, kam Ian auf Laura zu und sah sie besorgt an. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut.« Obwohl sie sich danach sehnte, in seinen Armen Trost zu suchen, hatte sie in ihrem momentanen Zustand nicht den Mut dazu. Statt dessen ließ sie sich aufs Sofa sinken und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Lieber Gott, wie konnte sie die Umarmung eines Mannes, den sie nicht liebte, genießen, wenn sie die ganze letzte Woche von Ian Cameron geträumt hatte? Sie war wirklich schamlos.
    Als sie ihre Selbstbeherrschung wiedererlangt hatte, hob sie ihr Gesicht und sah ihn an. »Es war mein Fehler. Ich habe Emery bisher immer in seinen Schranken halten können, aber heute habe ich nicht aufgepaßt.«
    Seine Brauen hoben sich. »Sie haben sich nichts vorzuwerfen. Dieser junge Narr war derjenige, der aus der Reihe getanzt ist.«
    Sie lächelte freudlos. »Ja, aber man sagt, daß Männer eher Opfer ihrer Leidenschaft sind. Es liegt in der weiblichen Verantwortung, nichts zu tun oder zu sagen, was falsch interpretiert werden könnte.«
    »Sie gehen mit Ihrem Geschlecht ziemlich hart ins Gericht, aber das steht nun nicht zur Debatte.« Er schaute in ihre Augen und runzelte die Stirn. »Ich wollte mich verabschieden, aber vielleicht sollte ich morgen noch einmal wiederkommen, wenn Sie genug Zeit gehabt haben, sich von diesem Vorfall zu erholen. Falls Sie morgen früh ausreiten sollten, dürfte ich Sie begleiten?«
    Überrascht sah sie auf. »Sie reisen noch nicht in der Frühe?«
    »Das ist nicht nötig.« Er musterte sie mit einer seltsamen Eindringlichkeit, die sie ein wenig nervös machte. Laura sah zur Seite. Bestimmt wollte er einfach nur sichergehen, daß sie sich wirklich von Emerys Antrag erholt hatte.
    Nachdem sie eine Zeit vereinbart hatten, nahm Laura ihre Arbeit mit einem innerlichen Seufzer wieder auf. Vor ein paar Stunden noch hatte sie weise entschieden, ihren Abschied nicht hinauszuzögern. Doch nun hatte sie genau das schon wieder getan. Wenn Männer im Spiel waren, hatte sie offenbar keine Willenskraft.



Kapitel 9
    Ian war aufgewühlt, als er Laura verließ und davonritt. Absichtlich wählte er eine Straße, die von der Stadt wegführte, denn er wollte noch nicht zu den McKittricks zurückkehren. Er brauchte Zeit, um nachzudenken.
    Ein Teil des Aufruhrs seiner Gefühle lag einfach in dem Zorn begründet, daß Laura von ihrem übereifrigen Verehrer belästigt worden war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so wütend gewesen war — ein Glück, daß Laura ihn aufgehalten hatte, sonst hätte er dem Idioten das Genick gebrochen.
    Noch beunruhigender als seine Wut aber war der Gedanke, der ihm durch den Kopf geschossen war, nachdem Emery sie verlassen hatte. Es war so verrückt, so empörend, daß er sich dafür schämte, andererseits war es auf bizarre Art und Weise sinnvoll und klug.
    Laura hatte ihm deutlichgemacht, daß sie nicht heiraten wollte. Begründet auf das, was er gesehen hatte, konnte er mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß es an ihrem Abscheu vor körperlichem Kontakt lag. Er hatte es anfangs nicht bemerkt, weil sie sich ihm

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