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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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hinterlassen. Laß uns um den Club herumschleichen und einen Diener finden, der uns eine Kutsche ruft und David Bescheid gibt, daß wir gegangen sind.«
    Während sie über eine mondbeschienene Rasenfläche gingen, die von blühenden Büschen umgeben war, warf Laura einen Blick zum Ballsaal hinüber. Die hellen Klänge eines Walzers tanzten durch die Luft und verbanden sich mit dem schweren Duft der Blumen. »Ich habe noch nie mit dir getanzt«, sagte sie sehnsüchtig. »Jetzt muß ich wohl warten, bis wir in Schottland sind.«
    Ian blickte auf sie hinab und lachte dann leise. »Nicht nötig.« Er trat einen Schritt zurück und verbeugte sich tief. »Lady Falkirk, würden Sie mir diesen Tanz gewähren?«
    Nach einem kurzen Moment der Überraschung begann sie langsam zu lächeln und bot ihm ihre Hand. »Oh, sehr gerne, Mylord.«
    Er zog sie in die Arme, und sie begannen sich langsam im Walzertakt zu drehen. Obwohl Ian seit seiner Zeit in Buchara nicht mehr getanzt haben konnte, bewegte er sich mit der Sicherheit und der Anmut eines geborenen Athleten. Laura ließ den Kopf zurücksinken und gab sich ganz der Musik hin, wie sie es bei keinem anderen an diesem Abend getan hatte. Sie genoß seinen starken Arm um ihre Taille, seine Finger zwischen den ihren, das Wissen, daß ihre Körper nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Mochte die Zukunft noch tausend Tänze bringen, sie wußte, sie würde den Zauber ihres ersten gemeinsamen Walzers nicht vergessen, den sie unter dem hellen Mond und im weichen Gras unter ihren bestrumpften Füßen tanzten.
    Als die Musik verstummte, sagte Ian weich: »Ich habe dir gesagt, wie meine Gefühle zu Georgina beschaffen sind, nicht aber, was ich für dich empfinde. Du bedeutest mir sehr viel, Laura, und du paßt viel besser zu mir als Georgina. Es ist eine Schande, daß ausgerechnet du die angeschlagene, geflickte Version von mir bekommen mußt, die weit weniger nützlich und amüsant ist als die alte.«
    Sie lächelte verträumt. »Mir tut es gar nicht so leid. Wenn du nicht angeschlagen wärest, hätten wir nie geheiratet.«
    Er erwiderte das Lächeln und beugte den Kopf, um sie zu küssen. Obwohl seine Worte nichts von Liebe verraten hatten, sagte ihr seine Umarmung weit mehr. Vielleicht war es die Wiederentdeckung des Lachens, die seiner Art zu küssen eine neue Dimension verlieh. Laura schloß die Augen und gab sich der herrlichen Wärme hin, die sich in ihr ausbreitete. Sie schlang die Arme fester um ihn und drückte sich an ihn.
    Sie wollte nicht daran denken, daß er sie loslassen würde. Als er es tat, öffnete sie die Augen und sah, daß er sie mit einem rätselhaften Blick anstarrte. Das warme Glühen in ihr erstarb. Irgend etwas war anders zwischen ihnen geworden, und sie wußte noch nicht, was es war.
    Bevor sie sich weiter in Grübeleien ergehen konnte, unterbrach Davids vertraute Stimme die intensive Stille. »Da seid ihr ja - ich fragte mich schon langsam, ob ein Leopard euch erwischt hat.« Er pfiff erstaunt, als er nah genug herangekommen war, um sie deutlich zu sehen. »Mann, ihr zwei seht ja aus wie ertränkte Katzen. Ich weiß ja, daß du wie ein Otter immer magisch vom Wasser angezogen wirst, Ian, aber während eines Balles?«
    Ian lachte und ließ Laura los. »Wir hatten keine Probleme mit einem Leopard, sondern mit einem Krokodil. Nach einem wilden Unterwasserkampf haben wir es besiegt.«
    Beim Klang des Lachens erhellte sich Davids Miene. Doch er sagte nichts, sondern musterte Laura nur noch intensiver. »Deine Frau sieht auch ganz und gar nicht wie die Kätzchen aus, die ich kenne.«
    »Wenn du nicht aufhörst, meine Frau anzuglotzen«, sagte Ian vergnügt, »dann brech’ ich dir den Arm.«
    Laura sah mit schlechtem Gewissen an sich hinunter. Wenn ihr Kleid vorher gewagt gewesen war, dann sah es nun durch und durch unanständig aus.
    David lachte. »Ich glaube nicht, daß du das schaffst. Ich bin ein bißchen gewachsen, seit du es das letzte Mal versucht hast. Aber wir brauchen es gar nicht erst auszuprobieren.« Er zog seine rote Jacke aus. »Leg das lieber um, Laura. Sonst holst du dir eine Erkältung.«
    Während Ian ihr dabei half, fuhr David mit amüsierter Stimme fort: »Ich glaube, wir können sicher behaupten, daß jeder normale Mann Laura anstarren muß. In ihrem derzeitigen Nixengewand würde selbst ein Hindu -Sadhu, der allem Körperlichen abgeschworen hat, Notiz von ihr nehmen.«
    David hatte sich beiläufig auf >normale< Männer bezogen —

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