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Individuum und Massenschicksal

Individuum und Massenschicksal

Titel: Individuum und Massenschicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Roberts
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schadhaften Reaktors ist versiegelt und enthält große Mengen an Gasen, festem Material und Wasser, die hochradioaktiv sind. Das verseuchte Wasser, ungefähr eine Million Liter, steht mindestens zwei Meter hoch im Keller des Gebäudes.
    Doch tut sich eine Menge auch außerhalb von Three Mile Island, wo Untersuchungen des Unfalls entweder schon im Gange oder geplant sind. Es wimmelt nur so von Gruselgeschichten über Nuklearpannen im Lande, und die Berichte reichen von unzulänglicher Planung und Kontrolle der Kraftwerke aber die angeblich unterbliebene Meldung potentiell gefährlicher Pannen bis hin zu der Tatsache, daß es 1978 in jedem einzelnen der über siebzig Atomkraftwerke in den USA zu mindestens einer unvorhergesehenen längeren Stillegung wegen Betriebsfehlern, wegen mechanischer Ausfälle oder beidem kam. Die zunehmende Abhängigkeit unseres Landes von der Atomenergie wird in Frage gestellt, obwohl diese Energie unsere wachsende Abhängigkeit von ausländischem Erdöl verringern sollte. Man sorgt sich über die fortwährenden radioaktiven Emissionen der Kraftwerke, ihre Anfälligkeit für Sabotageakte, Erdbeben und - was wahrscheinlicher ist - über die mögliche Gefährdung aus der Luft und durch Feuer. Es wird darüber debattiert, wer im Fall teurer atomarer Unfälle zu zahlen hat, wo Prozesse und Gegenprozesse zu führen sind und so weiter. Es wird eine strengere Reglementierung, verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Sanktionen für die Industrie geben. Und die Ironie bei all diesen Bemühungen um erhöhte Sicherheit liegt darin, daß Three Mile Island und die Bevölkerung des östlichen Pennsylvanien nicht etwa durch die für Notfälle vorgesehenen Kühlsysteme gerettet wurden, sondern durch reichlich improvisierte Maßnahmen, zu denen die Techniker des Kraftwerks in extremis Zuflucht nahmen, um die Abkühlung des überhitzten Reaktorkerns herbeizuführen.
    Was aber Jane und mich zutiefst beschäftigt, ist, abgesehen von der durch die Vorkommnisse von Jonestown und Harrisburg ausgelösten Erschütterung, deren tiefere Bedeutung. Denn diese Ereignisse stehen für die großen Herausforderungen, denen sich die Menschheit in diesem Jahrhundert und weit darüber hinaus gegenübersteht. Wissenschaft und Religion müssen schließlich miteinander zur Aussöhnung kommen, wenn wir fortbestehen und uns weiterentwickeln wollen. Wir begegnen diesen Herausforderungen natürlich nicht nur im nationalen, sondern im weltweiten Maßstab: Das wissenschaftliche Weltbild, das in Three Mile Island seinen Niederschlag fand, steht im Widerspruch nicht nur zum Anspruch der Menschen auf Lebensqualität, sondern auch zur Abhängigkeit der westlichen Welt von den Energiereserven der Länder stark religiöser Prägung, die aus ihrer Antipathie gegenüber anders orientierten Gesellschaftsordnungen kein Hehl machen. Jane und ich hoffen, die ersten Ansätze zu einer Versöhnung von Wissenschaft und Religion in unserer Welt noch mitzuerleben.
    Die planmäßige Buchsitzung von gestern abend fiel aus. Wir hatten wie üblich Platz genommen, doch wurde unsere Aufmerksamkeit durch die letzte Episode einer Kurzserie des Fernsehens über die Folgen des Watergate-Einbruchs in Anspruch genommen.* Während wir den Film verfolgten, erzählte mir Jane von Kommentaren, die Seth zu dieser Affäre lieferte, wobei er sich sehr zu amüsieren schien. Auch schnappte sie von ihm die Überschrift für Kapitel 8 dieses Buches auf: »Von Menschen und Molekülen, von der Macht und dem freien Willen«. Wir beschlossen, die Sitzung auf heute abend zu verschieben.
    * Am frühen Morgen des 17. Juni 1972 wurden fünf Männer im Hauptquartier des Demokratischen Nationalen Komitees in Washington D. C., einem als Watergate bekannten Apartment-Hotel-Büro-Komplex, verhaftet. Die Männer standen im Auftrag der »Plumbers«, einer Geheimgruppe, die für das Komitee zur Wiederwahl des republikanischen Präsidenten Richard Nixon arbeitete. Sie hatten den Auftrag, Akten zu fotografieren und die Abhörgeräte zu überprüfen, die im Zuge schon eines früheren illegalen Eindringens im Mai desselben Jahres in den Büros angebracht worden waren. Die Entdeckung dieses Einbruchs führte zu der bekannten Watergate-Affäre, die mit der Abdankung des Präsidenten am 9. August 1974 endete.
    Nach dem heutigen Abendessen jedoch beschloß Jane, die Sitzung nicht abzuhalten, weil sie sich so frei und gelöst fühlte. Ein wenig später dann kündigte sie spontan an, daß sie sie

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