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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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mit dir das Refugium. Aber dann habe ich mir noch einmal das Buch angesehen. Die Schrift des Kappadokios. Weißt du, Ines, ich bin mir sicher, dass du sie nicht von Agnes bekommen hast. Sie wusste nichts von diesem Buch und hat es niemals gelesen.«
    Ines hörte, wie er sich in Rage redete.
    Â»Und das verriet mir, dass du nicht zum ersten Mal in den Nebel gegangen bist. Du warst schon einmal dort und hast das Buch gefunden. In einem anderen Refugium, nehme ich an. Leider kann ich es nicht wittern – noch nicht.« Wieder schnaubte der alte Herr zornig. »Ein Mädchen von dreizehn Jahren, so dreist und tollkühn! Und tatsächlich … als ich in mich hineinhorchte, spürte ich nach einer Weile, dass du dem Nebel entkommen warst, auch wenn ich nicht wusste wohin.«
    Er spürte es?, fragte sich Ines. Wie kann das sein?
    Sie blickte an sich herab.
    Das Kleid, dachte sie. Er hat mein Kleid gewittert!
    Allmählich begriff sie, wie mächtig dieser Mann und sein Gefährte waren und wie gefährlich die Gegenstände aus dem Refugium. Wie Magneten lenkten sie die Aufmerksamkeit des alten Herrn auf sich.
    Am liebsten hätte sie sich das Kleid sofort vom Leib gerissen. Aber der alte Herr war noch nicht fertig.
    Â»Versteh mich nicht falsch, Ines. Es freut mich natürlich, dass du dem Nebel entronnen bist. Aber nun müssen wir uns dringend unterhalten. Dieses Refugium, das deine Oma dir leichtsinnigerweise überließ, kann nicht in deiner Hand bleiben. Du bist dieser Verantwortung nicht gewachsen, du bringst dich und andere in Gefahr. So wie deinen netten Freund Karol. Oder deinen Bruder.«
    Er räusperte sich.
    Â»Willst du vielleicht etwas sagen, Julian? Magst du deiner Schwester nicht erzählen, dass es dir gut geht?«
    Ines ballte die Fäuste, als sie aus dem Lautsprecher eine zweite, schüchterne Stimme vernahm.
    Â»Ja … mir geht es gut … aber ich möchte nach Hause.«
    Es war Julian. Er klang verängstigt.
    Tränen der Wut stiegen Ines in die Augen.
    Â»Hast du das gehört, Ines?«, sagte nun wieder der alte Herr. »Dein Bruder möchte nach Hause. Den Gefallen wollen wir ihm gerne tun, nicht wahr?«
    Das Diktiergerät knackte und rauschte.
    Â»Julian ist jetzt seit einer Stunde mein Gast. Bis zum Abend wird er das auch bleiben. Du kannst dir so lange überlegen, ob es dir das wert ist, mich weiter zu ärgern. Wenn nicht, geh auf mein Angebot ein. Finde dich heute Abend, Punkt acht, im Refugium ein. Ich werde ebenfalls dort erscheinen. Keine Angst, ich will nur mit dir reden. Anschließend darfst du mit deinem Bruder gehen. Ich verspreche es.«
    Das Rauschen der Aufnahme wurde stärker.
    Â»Ich verlange allerdings eine kleine Gegenleistung von dir … und zwar, dass du das Refugium heute Abend an mich übergibst.«
    Knackend brach die Aufnahme ab. Die Anzeige des Diktiergeräts blinkte mehrfach auf – und erlosch.
    Ines schloss die Augen.
    Ihre schlimmsten Befürchtungen waren bestätigt worden.
    Â 

51.
    Â»Sonne? Hörst du mich?«
    Ines sprach im Flüsterton, damit ihre Eltern sie nicht hörten. Veith und Carmen waren im Wohnzimmer und berieten sich. Noch hatten sie keine Ahnung, dass Julian verschwunden war. Am besten würden sie es gar nicht erst erfahren.
    Â»Ich bin zu Hause«, sagte Sonja am anderen Ende der Leitung. »Ist alles in Ordnung?«
    Â»Nein, nichts ist in Ordnung … Julian ist weg!«
    Ines schilderte in knappen Worten, was geschehen war. Diese jüngste Entwicklung verschlug Sonja fast die Sprache.
    Â»Und was machen wir jetzt?«, fragte sie Ines.
    Â»Na, was schon? Ich tue, was der alte Herr sagt. Soll er das Refugium haben! Hauptsache, Julian geschieht nichts.«
    Â»Ach, und wer sagt, dass er dich und deinen Bruder wirklich gehen lässt, wenn er den Raum bekommen hat?« Sonja klang sehr besorgt. »Du kannst diesem Mann nicht trauen!«
    Â»Ja, mag sein. Aber ich habe keine andere Wahl. Oder fällt dir etwas Besseres ein?«
    Â»Wir könnten die Polizei einschalten …«
    Â»Sonne, begreifst du noch immer nicht? Der alte Herr ist so mächtig, da kann auch die Polizei nichts machen. Wahrscheinlich würden wir alles nur schlimmer machen, wenn wir sie ihm auf den Hals hetzen.«
    Â»Trotzdem … ich lasse dich nicht ins offene Messer laufen. Du musst wenigstens darauf vorbereitet sein, dass er sein Wort nicht hält.« In

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