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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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schafft man nicht in zwei Tagen. Dazu ist eine gründliche Vorbereitung nötig. Arndt hat mir gesagt, dass er für die Vorarbeit seines Kommandos ungefähr acht Wochen gebraucht hat. Die Schwarze Division gehört zum militärischen Teil des Plans. Wir wissen nicht, ob dieses sogenannte Komitee noch etwas anderes in petto hat.«
    Â»Was meinen Sie damit?«, wollte Innenminister Schilling wissen.
    Â»Ich weiß nicht. Vielleicht ein Druckmittel, so etwas wie eine Erpressung. Es muss ja keine Atombombe sein, aber Giftgas zum Beispiel, wie der Gasangriff in Japan von dieser obskuren Sekte damals in der U-Bahn.«
    Â»Ja, das ist natürlich denkbar. Solche Leute schrecken vor nichts zurück und denen ist alles zuzutrauen. Und sie haben nichts zu verlieren, denn sie werden sich der Konsequenzen bei einem Scheitern ihres Putschversuchs bewusst sein. Wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis. Wenn sie mitbekommen, dass wir Gegenmaßnahmen planen, ist es möglich, dass sie sofort auf den Knopf drücken. Was auch immer dann passiert. Also, woher können wir Hilfe erwarten?«, endete Schilling.
    Der Bundeskanzler schaute jeden in der Runde einmal an. Man erwartete natürlich von ihm in diesem Moment einen Lösungsvorschlag. »Wir sollten schon rein aus logistischen Gründen bei europäischen Partnern um Hilfe bitten. Wir werden außerdem die US-Regierung informieren, schließlich sind hier 70.000 Soldaten stationiert, aber aus Zeitgründen wären die Organisation und Vorbereitung von Gegenmaßnahmen wenig hilfreich.«
    Â»Ich brauche ein paar Unterlagen. In 20 Minuten wissen wir mehr«, sagte Innenminister Schilling. Er wählte die Nummer seines Staatssekretärs und trug ihm auf, sämtliche verfügbaren Dokumentationen von Spezialeinheiten der Polizei aller europäischen Länder auf dem schnellsten Weg ins Willy-Brandt-Haus zu bringen.

    Der Hesse war nach dem nächtlichen Anruf von Feller nicht direkt nach Litauen aufgebrochen. Immer wenn er Deutschland für einen Auftrag verließ, kaufte er sich einen Gebrauchtwagen, den er stets bar bezahlte. Es war zu riskant, mit seinem eigenen BMW, geschweige denn mit einem gestohlenen Auto die Grenzen zu passieren. Mit seinen gefälschten Papieren schaffte er es am Freitagvormittag bei der Zulassungsstelle des Ordnungsamtes gerade noch so, ein Kurzzeitkennzeichen, mit Gültigkeit für eine Woche, zu bekommen. Andernfalls hätte er bis Montag warten müssen. Gute Vorbereitung war eben alles. Der Wochenendverkehr erwischte ihn am Berliner Ring. Insgesamt vier Stunden verbrachte er im Stau. Das Fahren in dem kleinen, roten Toyota Corolla hatte ihn angestrengt. Gegen 6 Uhr kam er in Frankfurt/Oder an und sagte sich, dass morgen auch noch ein Tag sei. Kurzerhand checkte er im Best Western Hotel ›Frankfurter Hof‹ in der Logenstraße ein und verbrachte die Nacht zum Samstag dort.

    Etwa zur gleichen Zeit, als die Polizisten mit dem Bundeskanzler und dem Innenminister in Berlin zusammensaßen und der Hesse in seinem Frankfurter Hotel gerade frühstückte, landete der Puma des Bundesgrenzschutzes im Nordosten Polens, in der Nähe eines einsamen Gehöftes, unweit des Dorfes Dzierwiany. Der Non-Stop-Flug war ohne Zwischenfälle verlaufen. Während des Entladens hatten die Piloten die Triebwerke laufen lassen. Nach nur einer Minute Standzeit hoben sie wieder ab und flogen in Richtung Deutschland zurück. Sie hatten ihren Auftrag erledigt.
    Peter Arndt setzte den Rucksack auf, nahm seine Maschinenpistole und ging Richtung Bauernhof. Rechts sah er die Ausläufer des Waldes, aus dem er vor fünf Tagen gekommen war. Er hatte nicht die scharfen Grenzen wie andere Landstriche. Er wuchs wild, scheinbar zügellos. Ließ hier und da eine Zunge mit verfilztem Buschwerk auf eine freie Fläche laufen und in Gruppen Baum für Baum verlieren. Die Freifläche davor war bis zum Hof hin wild bewachsen. Ringsum war das Gelände hügelig. Der erste Nachtfrost hatte den Boden steinhart werden lassen.
    Jetzt bin ich innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal an einem Ort, wo sogar ein wüstenerfahrenes Kamel depressiv werden würde, dachte Arndt.
    Als er das Anwesen betrat, sah er nichts außer ein paar Krähen, die zwischen den grasbewachsenen Fugen der Natursteine herumpickten. Sie ließen sich durch sein Erscheinen nicht stören.
    Â»Du musst ein wichtiger Mann sein,

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