Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Sie lehnte an der Wand, die Hände in bittender Haltung auf den Schlüsselbeinen.
» Und ist verschwunden«, ergänzte Weaver, der gerade die Hintertür abschloss.
» Dieser alte Sack«, schimpfte Danny und wünschte Wulf auf ihre eigene Art Glück. Sie war jetzt ständig in Bewegung und verschwendete keine Zeit. Delegieren, dachte sie, doch ihr fiel nichts ein, was sie nicht selbst schneller erledigt hätte.
Bis auf eine Sache: » Ich will, dass sich jeder eine Waffe nimmt. Du, Blauschopf! Hast du schon mal eine Waffe abgefeuert? Nein? Schnapp dir etwas, das du als Knüppel benutzen kannst. Patrick, Sie passen auf, dass sie nicht stehen bleibt, aber sie ist nicht Ihr Problem. Amy, du kannst schießen, das wissen wir beide.«
Danny warf ihr ein Gewehr zu. Es hatte ein Bananenmagazin. Amy griff nach einer Schachtel Patronen und steckte sie nacheinander in das Magazin. Danny wusste, dass Amy Waffen hasste und die Jagd noch viel mehr – viele ihrer Patienten waren wilde Tiere, die von irgendwelchen Idioten verwundet wurden, die einfach nur aus Spaß auf Tiere schossen. Dannys eigene Liebe zur Jagd entsprang ihrem Wunsch, Zeit mit ihrem Vater zu verbringen, doch seit ihrer Rückkehr aus dem Krieg war Danny nicht auf der Jagd gewesen.
Danny wusste allerdings noch etwas anderes über Amy und Waffen: Trotz ihrer Abneigung gegenüber Schusswaffen war Amy eine begnadete Schützin; sie traf fast alles, worauf sie zielte.
Danny stopfte sich Patronen aus dem Waffenschrank in die Taschen, nahm dann die Remington-Schrotflinte heraus, die letzte ihrer Mossbergs und einen hässlichen abgesägten Unterhebelrepetierer, von dem sie nicht wusste, welche Firma diese Waffe ursprünglich hergestellt hatte. Sie hatten das Ding im Februar von dem geistesgestörten Jimmy Dietrich konfisziert. Danny drehte sich um und warf Weaver eine Schachtel mit Patronen zu.
» Laden Sie das Ding da. Sie wissen, wie man schießt?« Er nickte. » Gut.« Sie reichte ihm die kurzläufige Waffe. Sie sah aus wie eine Marlin 410, und für einen kurzen Moment spürte sie Wut in sich aufsteigen. Sie war nicht ganz klar im Kopf. Waffen würden das Problem nicht lösen. Schnelle Improvisation war das Ticket zum Rest ihres Lebens.
Danny hatte die Tür zwischen dem vorderen und den hinteren Räumen geschlossen. Dann hörten sie, wie etwas dagegenschlug, gefolgt vom Geräusch der Finger, die darüberkratzten. Und das hungrige Stöhnen. Sie waren da und drückten gegen die Tür. Ein dumpfes Geräusch an der Hintertür. Draußen waren noch mehr von ihnen. Maria schrie unwillkürlich auf und zeigte auf das Fenster neben ihr. Ein Strom blasser Gesichter wirbelte vorbei auf die Gasse zu. Sie haben zumindest ein bisschen Verstand, erkannte Danny. Sie haben begriffen, dass sie nach einer Tür Ausschau halten sollten.
» Patrick, Maria? Das hier ist der Sicherungshebel. Lassen Sie ihn in dieser Position. Das hier ist der Abzug. Zielen Sie auf den Kopf und halten Sie die Dinger gut fest, denn es gibt einen Rückstoß.« Danny ging zu Maria und drückte ihr eine Beretta in die kleine Hand. Dann zog sie Patrick und Michelle aus der Zelle. Sie nahm Patricks Hand und schloss sie um ein altes Schießeisen, das Danny vor zwei Wochen persönlich aus einem nicht zugelassenen Gartenbaulaster konfisziert hatte. Er schrak davor zurück, doch Danny hielt seine Hände fest, bis er sich ein wenig entspannte. Alle standen jetzt neben der Zellentür. Eine kurze Lagebesprechung, dann würde hier die Hölle losbrechen.
» Diese Dinger bewegen sich nicht schnell. Sie sind nicht stark. Wir gehen raus. Ich verschaffe uns ein wenig Luft an der Hintertür. Dann gehen Sie los, verstanden? Gehen Sie raus und nach rechts. Dort gibt es einen Maschendrahtzaun. Begeben Sie sich auf die andere Seite, und laufen Sie dann zur Main Street. Bleiben Sie unter keinen Umständen stehen. Sie werden mich rufen und schreien hören. Achten Sie nicht darauf. Damit will ich diese Wesen auf mich aufmerksam machen. Haben das alle verstanden?«
Die anderen nickten. Weaver steckte mit geübten Bewegungen Patronen in seine Waffe. Maria hielt ihre Automatik wie einen toten Fisch am Lauf.
» Das mit dem Lockvogel funktioniert nicht. Es ist Selbstmord«, sagte Weaver.
Wie um seine Bemerkung zu untermauern, gab es einen lauten Schlag an der Tür zwischen Hinterzimmer und Vorraum.
» Was?«, fragte Patrick. Er machte nicht den Eindruck, als würde er noch lange durchhalten. Weaver legte einen Arm um Patricks
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