Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
allein nicht besser. Sie fragte sich, wie viel Munition sie im Waffenschrank hatten. Tausend Schuss? Über zweitausend mit dem, was sie in den letzten Jahren konfisziert hatten. Verdammt, sie könnte aufs Dach steigen und von dort aus sämtlichen Wesen in den Kopf schießen.
Das Dach.
Danny kam eine Idee.
Das Dach der Polizeiwache war niedriger als das des Nachbargebäudes, aber nur etwa einen Meter. Und auf dieser Seite der Main Street waren sämtliche Dächer flach. Unterschiedlich hoch, doch einfach zu überqueren, und die Abstände zwischen den Gebäuden, die keine gemeinsame Wand hatten, waren gering. Höchstens anderthalb Meter.
Sie konnten es bis Vics Frisörladen schaffen und dann das Satteldach hinunterrutschen, das nur knapp drei Meter vom Boden entfernt war. Damit wären sie an der Kreuzung Pine und Main. Danny konnte ihre Leute also recht nahe ans Wohnmobil heranbringen – in Sprintnähe –, ohne ein einziges Mal den Asphalt zu berühren. Sie glaubte, dass die hirnlosen, hungrigen Wesen da draußen nicht wussten, wie man eine Dachrinne hinaufkletterte oder eine zusammenklappbare Feuerleiter bediente. Sie konnten es schaffen.
Dann fiel Danny ein, dass sie trotzdem in die entgegengesetzte Richtung rennen müsste.
Kein Plan war perfekt.
Sie ging zum Waffenschrank und schloss ihn auf.
» Wir werden es folgendermaßen machen«, begann Danny. Sie wollte gerade Anweisungen erteilen, als die Glaswand der Wache zerbrach und zusammenfiel.
Die riesigen Fensterscheiben, aus denen die Fassade der Wache bestand, wurden von Stahlrahmen gehalten. Die Rahmen waren auf dem Boden und an den Säulen verschraubt, die das Dach trugen. Auf der Innenseite war das Glas mit schmalen Leisten befestigt. Diese Leisten waren aus Aluminium, nicht aus Stahl, damit sie sich während der einseitigen Installation einfach schneiden und formen ließen. Die Schienen waren nicht angeschraubt, sondern mit Silikon verkittet. Diese Konstruktion hatte über fünfzig Jahre gehalten. Doch sie musste auch nie besonders sicher sein. Die ursprüngliche Verglasung war ungehärtet und kein bisschen bruchsicher gewesen, und während der Renovierung im Jahr 1971 war die gesamte Wand durch Sicherheitsglas ersetzt worden, das einen Grünstich hatte und das Gebäude erdbebensicher machte.
Das Sicherheitsglas war anderthalb Millimeter dicker als das Originalglas, also waren keine Schrauben benutzt worden, um das Silikon zu ersetzen. Stattdessen wurde ein relativ neuer synthetischer Kitt verwendet, der das schwere Glas jahrzehntelang tapfer gehalten hatte. Der Renovierungsausschuss hatte 1970 nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sich eine Horde lebender Toter gegen das Glas werfen würde. Und Jahrzehnte später war es Danny nicht in den Sinn gekommen zu überprüfen, ob die Fenster richtig in den Rahmen verankert waren. Schließlich brach niemand in Polizeiwachen ein.
Danny stürmte in den Bereich hinter der Trennwand. Von dort konnte sie zwei Dutzend Zombies sehen, die über eine zusammengebrochene Wand aus gesprungenem Glas zu klettern versuchten. Genau in diesem Moment gab die Scheibe endgültig nach, und eine Million glitzernder Scherben ergoss sich auf den Boden. Es war die mittlere von drei großen Scheiben, die nachgegeben hatte und durch nichts als Körpermasse aus den Halterungen gerissen worden war. Sie bestand aus mehreren Schichten Glas und Plastik und bildete somit eine gewölbte Platte wie bei einer zerbrochenen Windschutzscheibe. Die Zombies zerstörten sie bei dem Versuch, in die Wache zu gelangen. Jetzt richteten sich ihre Blicke auf Danny. Sie waren schon wieder auf Beutezug.
Einen Moment lang dachte Danny, dass die Trennwand sie vielleicht aufhalten würde. Doch sie wusste es besser. Es war nur Kantholz mit ein paar Sperrholzplatten und Plexiglas, keine der kugelsicheren Scheiben, wie man sie in Banken verwendete. Ihr blieben sechzig Sekunden, wenn sie davon ausging, dass die Tür der Trennwand überhaupt so lange hielt.
Inzwischen hatten sich zehn Zombies aufgerappelt und taumelten durch den Warteraum. Das Fenster war noch keine halbe Minute zerstört. Die Flucht übers Dach würde nicht stattfinden. Dannys Finger umklammerten das Holster an ihrem Gürtel. Da war keine Pistole. Sie verließ den vorderen Raum, schloss die Tür und wandte sich zu den anderen um.
» Wulf, willst du immer noch eine Winchester?«, rief sie. Doch Wulf war nicht da.
» Er hat sie schon«, sagte Maria. Sie saß nicht mehr am Funkgerät.
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