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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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tun hatte. Amy war stets schlauer, als es gut für sie war.
    » Schlüssel«, sagte Danny.
    Amy schüttelte den Kopf. » Du musst dich waschen, schau mal in den Spiegel. Und dann kommst du zu mir, damit ich dich ärztlich versorgen kann. Ich hab die Erste-Hilfe-Sachen aus der Polizeiwache dabei, also können wir ein paar der weniger ernsten Verletzungen versorgen. Du solltest dich wirklich mal anschauen. Ich werde fahren.«
    Es war ein weiter Weg zu den Toiletten. Danny fühlte sich, als würde sie auf Gummistelzen laufen.
    Sie starrte in den Stahlspiegel, der über dem Waschbecken der Damentoilette befestigt war. Jemand hatte mit einem Schlüssel in Schlangenlinien ein Graffiti in die reflektierende Oberfläche gekratzt, und jemand anders hatte versucht, es mit Sandpapier zu polieren. Trotzdem konnte sie noch genug von ihrem Spiegelbild erkennen. Zuerst ihr Haar. Sie hatte die Explosion, an die sie sich nicht erinnern konnte, wirklich erlebt, denn ihr Haar, vor allem ganz oben, war zu einer klumpigen, dreadlockartigen Masse zusammengeschmolzen. Vorn waren nicht mehr als fünf Zentimeter übrig, vom Wirbel bis zu den Ohren. Das noch vorhandene Haar am Hinterkopf war von getrocknetem Blut verklebt. Ihr Gesicht war so schmutzig, dass ihre blutunterlaufenen Augen wie bei einer Comicfigur hervorstachen, die im Dunklen blinzelte. Das Rot ließ ihre Iris neongrün erscheinen. Aber wohl nicht mehr lange, denn das linke Auge schwoll allmählich zu.
    Ihr Gesicht war mit Zombie- und Menschenblut beschmiert. Überall hatte sie Kratzer und Schnitte und Blasen auf der Haut, und ihre Lippen waren an drei Stellen geplatzt. Ein Ohr sah aus, als wäre es von einer Ratte attackiert worden. Wenn die Zombieinfektion durch frische Wunden in ihren Körper gelangt war, standen ihr ernsthafte Schwierigkeiten bevor. Doch sie lebte noch. Also war sie vielleicht immun dagegen, oder die Hitze der Brände hatte den Krankheitserreger abgetötet. Oder sie hatte einfach nur Glück gehabt, wenn man so etwas als Glück bezeichnen konnte. Vielleicht war es auch gar keine ansteckende Krankheit.
    Sie spritzte sich Wasser auf die Haut, und es brannte wie Feuer, doch sie machte weiter, wusch und schrubbte, sodass fünf Minuten lang rote und schwarze Tropfen in das Waschbecken fielen, bis sie sich einigermaßen gesäubert hatte, zumindest das Gesicht und den Hals. Was an ihrem Hinterkopf vor sich ging, daran wollte sie gar nicht denken. Dann wusch sie sich etwas behutsamer die Arme bis hinauf zu den Ellbogen. Sie schmerzten zu sehr, um sie zu schrubben, und große Hautfetzen lösten sich ab. Sie benutzte keine Seife. Es würde wahrscheinlich zu sehr wehtun. Danny beschloss, die Haut an der Luft trocknen zu lassen, räusperte sich und spuckte aus. Dann schleppte sie sich wieder durch die Tür hinaus, um sich der Welt zu stellen.
    Als sie in das schimmernde Licht des neuen Morgens trat, standen die Überlebenden neben ihren jeweiligen Fahrzeugen, doch alle blickten in ihre Richtung. Jemand fing an zu klatschen, und dann fielen die anderen ein, ein paar riefen » Danke!«, sogar Pfiffe waren zu hören. Maria strich Danny über den Oberarm und strahlte sie an.
    Danny ging zum Streifenwagen zurück, ohne auf den Applaus zu reagieren. Sie vermutete, dass Amy bei dieser peinlichen Geschichte ihre Finger im Spiel hatte. Und eins wusste Danny sicher: Diese Leute würden sich nicht lange über sie freuen.

2
    S ie erreichten Scobie Tree nach weiteren drei Stunden Fahrt. Amy fuhr mit dem Interceptor an der Spitze der Kolonne, während Danny neben ihr döste. Es war ein heißer Tag, und am Horizont über Los Angeles war eine dichte schwarze Wolke zu sehen, die in die Stratosphäre aufstieg, getragen von vulkanischer Hitze. Es gab noch andere Brände in nicht allzu großer Entfernung. Wahrscheinlich an Orten wie Riverside und San Bernardino.
    Beim Aufwachen fragte sich Danny als Erstes, wie es wohl in Downtown L. A. aussah. Es gab dort sicher Überlebende. Ganz gleich, wie schlimm sich die Dinge entwickelten, die Menschen überlebten immer. Und sie litten. Die Geschehnisse in der Stadt mussten biblische Ausmaße erreicht haben. Sodom und Gomorrha, wenn sie an die Bibel dachte. Riesige Gebäude, die von Feuerdrachen verschlungen wurden, die Dutzende Meter in die Luft schossen. Es musste weiße Flammenwände geben, die den Sauerstoff aus den Straßen saugten, bis die kleinen Verstecke, in denen die Menschen Schutz suchten, luftleer und tödlich wie der Weltraum waren.

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