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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Vaters waren schwierig. Die Wahrheit ist, Jane lebte schon seit einigen Jahren so, als wäre er tot, bevor er überhaupt verschwand. Ihre Strategie war Assimilation. Konformität. Sie lernte viel, wurde Cheerleader, dann Chefin der Cheerleader, und sie war drei Jahre lang mit dem gleichen Jungen befreundet. Ich kann sie sehr gut verstehen. Ohne Geld populär zu sein, ist nicht leicht.«
    »Geld scheint ein zentrales Thema zu sein, wenn es um Ihre Beziehung zu Jane geht.«
    »Nicht nur bei Jane. Bevor Dad verschwand, wusste ich nicht einmal, wie arm wir in Wirklichkeit waren. Doch mit dreizehn fängt man an, es zu bemerken. Materielle Dinge gehören zum Snob-Dasein an der High School. Kleidung, Schuhe, welchen Wagen man fährt, welches Haus man hat. Mom hat unseren Wagen zu Schrott gefahren, und danach hatten wir keinen mehr. Sie trank mehr und mehr, und die Elektrizitätsgesellschaft stellte uns wenigstens einmal im Monat den Strom ab. Es war so peinlich. Eines Tages kramte ich auf dem Speicher und fand drei Truhen voll mit alter Fotoausrüstung. Mom erzählte mir, dass sie Dad überzeugt hatte, ein Fotoatelier zu eröffnen, als sie schwanger wurde, um ihr Leben beständiger zu machen. Ich weiß nicht, warum er eingewilligt hat. Es kam natürlich niemals so weit, doch er behielt die Ausrüstung. Eine großformatige Mamiya, Scheinwerfer, eine Leinwand, Dunkelkammerausrüstung, alles, was man braucht. Mom wollte alles verkaufen, doch ich wehrte mich wütend, und schließlich durfte ich es behalten. Im Verlauf der nächsten Monate brachte ich mir bei, wie man mit dem Zeug umgeht. Ein Jahr später hatte ich ein Fotoatelier in unserem Haus eingerichtet und schoss in meiner knappen Freizeit Fotos für den Oxforder ›Eagle‹. Unser Leben wurde spürbar besser. Ich bezahlte die Stromrechnungen und die Lebensmitteleinkäufe, und aus diesem Grund konnte ich mehr oder weniger tun und lassen, was ich wollte.«
    Lenz nickt ermutigend. »Und was wollten Sie?«
    »Mein eigenes Leben. Oxford ist eine College-Stadt, und ich bin mit meinem Zehngangfahrrad von einer Ecke zur anderen gefahren und habe Leute beobachtet und Bilder gemacht. Als ich im ersten Jahr auf der High School war, brachte Sony den Walkman auf den Markt, und von dem Augenblick an, als ich meinen hatte, lebte ich mit Musik in den Ohren und einer Kamera um den Hals, während Jane und ihre Freundinnen zu den Bee Gees tanzten. Ich lauschte selbst gemachten Aufnahmen von den Platten meines Vaters: Joni Mitchell, Motown, Neil Young, den Beatles und den Stones.«
    »Klingt nach einer idyllischen Kindheit«, sagt Lenz mit wissendem Lächeln. »Und? War es das?«
    »Nein, genau genommen nicht. Während andere Mädchen in meinem Alter raus nach Sardis Reservoir fuhren, um dort mit den Jungs aus dem Football-Team auf den Rücksitzen zu fummeln, habe ich andere Dinge gemacht.«
    Tiefe Ruhe legt sich auf Lenz’ Gesichtszüge. Wie ein Priester hat er wahrscheinlich so viele Geständnisse gehört, dass ihn nichts mehr überraschen kann, und doch wartet er mit einer Bereitschaft, die mir die Worte förmlich aus dem Mund zu ziehen scheint.
    »Während der ersten Woche in meinem Abschlussjahr starb unser Geschichtslehrer. Er war ungefähr siebzig. Als seinen Nachfolger stellte die Schulleitung einen jungen Ehemaligen namens David Gresham ein, der Abendkurse an der Ole Miss gab. Gresham war 1970 eingezogen worden und hatte eine Dienstzeit in Vietnam abgeleistet. Er kehrte verwundet nach Oxford zurück, doch seine Wunden waren nicht sichtbar, deswegen bemerkte die Schulleitung nichts. Aber ich bemerkte es, nach den ersten paar Unterrichtsstunden in seiner Klasse. Manchmal unterbrach er sich mitten im Satz, und mir wurde klar, dass er in Gedanken zehntausend Meilen weit weg war. Sein Gehirn war aus den Gleisen gesprungen und aus unserer Realität in eine andere geglitten, von deren Existenz meine Klassenkameraden nichts ahnten. Außer mir. Ich beobachtete Mr Gresham sehr genau, weil er dort gewesen war, wo mein Vater verschwunden ist. Eines Tages nach dem Unterricht blieb ich noch, um ihn zu fragen, was er über Kambodscha wusste. Er wusste eine Menge – nichts Gutes, außer der Schönheit von Phnom Pen und Angkor Wat. Als er fragte, warum ich mich dafür interessierte, erzählte ich ihm von meinem Vater. Ich hatte es eigentlich nicht gewollt, aber als ich in seine Augen sah, strömten der ganze Schmerz und die ganze Trauer aus mir hervor, als wäre ein Damm gebrochen. Einen Monat

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