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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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er im Grunde seines Herzens ein Jäger. »Inszenierung ist der Versuch, die Ermittlungen auf eine falsche Fährte zu führen, indem der Täter das Schema seiner Taten bewusst verändert. Er könnte die Leiche beispielsweise verstümmeln, um eine Vergewaltigung vorzutäuschen oder einen satanischen Mord, alles Mögliche. Nein, wir dürfen dieses Entführungsopfer nicht gleich ausgrenzen, nur weil wir einen Leichnam gefunden haben.«
    Ich will ihm glauben, doch aus irgendeinem Grund kann ich es nicht. »Wir wissen, dass er schlau genug ist, um einen Leichnam verschwinden zu lassen, ohne dass er je wieder auftaucht.«
    »Das ist doch der Punkt!«, platzt Lenz hervor. »Der Täter will , dass wir die Leiche finden, um uns auf eine falsche Fährte zu führen!«
    »Ist das nicht riskant? Wenn er die Frau bereits gefangen hatte? Ich meine, bei all den Möglichkeiten der modernen Spurensuche?«
    Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelt der Psychiater. »Ja, das ist es. Wir können Haare und Fasern finden, es ist ein Anfang. Vielleicht finden wir sogar Sperma oder sonstige Proben, die es uns ermöglichen, die DNS zu bestimmen. Und wenn wir verdammt viel Glück haben, passt eines der biologischen Artefakte von einem der Gemälde zu etwas, das wir an dieser Leiche finden. Es ist zwar eine schwache Hoffnung, wenn wir davon ausgehen, dass der Maler und der Kidnapper zwei verschiedene Personen sind, aber es wäre möglich. Es wäre zur Abwechslung endlich einmal eine verdammte Spur.«
    »Gott vergib mir, aber ich hoffe wirklich, dass er es war, der sie getötet hat.«
    Lenz ballt die linke Hand zur Faust. »Wenn er es war, dann ist es der Wendepunkt unserer Ermittlungen.«
    »Weil Sie jetzt einen Leichnam haben?«
    »Nein. Weil er nicht länger die Fäden zieht. Weil er auf uns reagiert und nicht umgekehrt.«
    »Auf mich«, erinnere ich Lenz. »Ich habe die Bilder entdeckt.« Die Gemälde, die ich in Hongkong gesehen habe, schweben mit merkwürdiger Klarheit durch meinen Verstand. »Was treibt diesen Kerl an, Doktor? Er versucht irgendeine Fantasie zu verwirklichen, nicht wahr? Was für eine Fantasie?«
    Tiefer Ernst glättet die Linien in Lenz’ Gesicht. »Wenn ich das wüsste, hätten wir den Kerl längst in Gewahrsam.« Der Psychiater schließt die Augen und legt die Hände auf die Armlehnen. »Bitte sagen Sie jetzt nichts. Ich muss nachdenken.«
    Scheiße. Ich greife in meine Gürteltasche, öffne meine zuverlässige Pillenflasche und schlucke drei Xanax. Wenn ich endlich das Airport-Hotel erreiche, werde ich mich fühlen wie ein Zombie und froh darüber sein. Nachdenken ist das absolut Letzte auf der Welt, das ich jetzt tun möchte.

6
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    A n diesem Morgen schlafe ich lange, und ich bin froh darüber. Bis auf meine rechte Körperhälfte, die sich anfühlt, als wäre ich von einem Maultier getreten worden. Meine Muskeln sind herrlich entspannt, ein Gefühl, wie es nur Sex oder ausgiebiger Schlaf hervorzurufen vermögen. Es ist eine Weile her, dass ich Ersteren hatte, also schulde ich einem kleinen ruhigen Hotelzimmer in Amerika meinen Dank. Ungestörter Schlaf kann für jemanden wie mich manchmal ein ganz schöner Luxus sein. Ich frühstücke in der Lobby, dann rufe ich bei Budget an und miete mir einen Mustang Convertible. Nach den vielen Monaten im Fernen Osten, in schwachbrüstigen Taxis, auf Rädern und sogar in Rikschas ist ein amerikanischer Sportwagen genau das Richtige für mich. Es ist Ende Oktober, aber New Orleans ist warm, und ich fahre mit offenem Dach. Die Blätter sind noch an den Bäumen und grün, und die Morgensonne verrät mir, dass es bis zum Mittag noch um einiges wärmer wird, vielleicht mehr als fünfundzwanzig Grad. So ist diese Stadt: Hitze und Regen, Regen und Hitze. Wenn dann der Winter endlich kommt, ist er wegen der hohen Feuchtigkeit kalt, doch er dauert nicht lange.
    Ich komme zu spät zu meinem Treffen mit den Leuten vom FBI, weil sich niemand die Mühe gemacht hat, mir mitzuteilen, dass sich die Niederlassung inzwischen nicht mehr in der Innenstadt befindet (wo sie seit Ewigkeiten war), sondern in einem brandneuen Gebäude am Südufer des Lake Pontchartrain, zwischen dem Lakefront Airport und der Universität von New Orleans. Es ist ein massives, vierstöckiges Haus im Stil eines Campus-Gebäudes, doch je näher ich komme, desto mehr erinnert es an eine getarnte Festung. Es liegt weit von der Straße zurückversetzt und ist umgeben von einem massiven Eisenzaun mit Stacheldraht. Ein Wachhaus

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