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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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steht neben der durch versenkbare Betonbarrieren vor Terroranschlägen geschützten Einfahrt. Der bewaffnete Posten überprüft meinen Führerschein, spricht in sein Funkgerät und hebt schließlich die Schranke, um mich auf den Parkplatz zu winken.
    Während ich den Mustang abschließe und auf den Eingang zugehe, spüre ich, dass ich auf Bildschirmen im Innern des Gebäudes beobachtet werde. In meinem heutigen Aufzug könnte ich keinen Modepreis gewinnen: Jeans, eine Seidenbluse, Espadrilles und meine Gürteltasche. Jordan Glass hat nie eine Handtasche dabei, es sei denn, ich bin auf einer formellen Feierlichkeit eingeladen. Ich weiß sehr wohl, wie man sich richtig anzieht, doch ich weigere mich, es für das FBI zu tun.
    Der Eingang des Gebäudes kommt heroisch daher, mit Flaggen und dem Motto des FBI in schwarzem Marmor: Fidelity, Bravery, Integrity . Andere Behörden der Exekutive haben abfälligere Synonyme für die drei Buchstaben entwickelt, doch heute lasse ich sie unkommentiert. Ein Metalldetektor an der Tür führt in ein kleines Vestibül nicht unähnlich dem Wartezimmer eines Arztes, wo mich eine weibliche Rezeptionistin hinter Glas empfängt. Als ich meinen Namen nenne, schiebt sie ein Blatt durch einen Schlitz in der Scheibe, das ich unterschreiben muss, und versichert mir, dass mich sogleich jemand in Empfang nehmen wird. Dreißig Sekunden später öffnet sich die Tür neben der Scheibe, und ein großer Mann mit tief liegenden Augen und nächtlichen Bartstoppeln kommt heraus.
    »Jordan Glass?«
    »Ja. Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung. Ich bin zuerst zum alten Gebäude in der Innenstadt gefahren.«
    »Das war dann wohl unsere Schuld. Ich bin John Kaiser.«
    Der Typ sieht nicht aus wie die anderen FBI-Agenten, die ich kenne. Er ist sicher einsneunzig groß, schlaksig und sieht in seinem weißen Button-Down-Hemd und dem Sportjackett so behaglich aus wie ein Cowboy in einem Smoking. Sein dunkelbraunes Haar ist ein gutes Stück länger, als die ungeschriebene Dienstvorschrift gestattet, und seine Ausstrahlung ist so wenig offiziell wie nur irgendwas. Er sieht eher aus wie ein Jura-Student, der drei Tage ohne zu schlafen gelernt hat. Ein fünfundvierzigjähriger Jura-Student.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, zieht er seine Brieftasche und zeigt mir seinen FBI-Ausweis. Dort steht es schwarz auf weiß: Special Agent John Kaiser. Das Bild sieht wesentlich adretter aus als der Mann vor mir, doch er ist es ohne Zweifel. Er packt seinen Ausweis wieder ein.
    »Sie sehen nicht aus wie ein FBI-Agent.«
    Ein schiefes Grinsen. »Das sagt mein Vorgesetzter auch unermüdlich.«
    »Warum ist das Bureau umgezogen?«
    »Nach dem Sprengstoffanschlag in Oklahoma City hat die Regierung einen Abstand von dreißig Metern zur Straße vorgeschrieben. Die neue Niederlassung verfügt über doppelt so viel Platz wie die alte, und die Aussicht ist um einiges besser. Der Umzug war im letzten September, einen Monat bevor ich hergekommen bin.«
    »Wollen wir nach oben?«
    Er senkt die Stimme. »Um die Wahrheit zu sagen, ich würde lieber zuerst ein paar Worte mit Ihnen allein wechseln. Mögen Sie chinesisches Essen? Ich habe seit gestern Abend nichts mehr zu mir genommen, deswegen habe ich etwas bestellt. Für zwei Personen.«
    »Ich mag Chinesisch. Aber warum wollen Sie nicht in Ihrem Büro essen?«
    Kaiser hat haselnussbraune Augen, und aus diesen blickt er mich nun drängend an. »Weil ich mit Ihnen reden möchte, ohne dass sich jemand einmischt.«
    »Wer sollte sich einmischen?«
    »Sie haben ihn gestern Abend kennen gelernt.«
    »Doktor Lenz?«
    Er nickt.
    »Also ist die Abneigung gegenseitig?«
    »Ich fürchte ja.«
    »Und Sie können Lenz nicht von Ihrem Büro fern halten?«
    »Ich bin offen gestanden nicht sicher. Aber ich kann ihn definitiv von einem Picknicktisch am Lakeshore Drive fern halten, erst recht, wenn er nicht weiß, dass ich dorthin fahre.«
    »Ich komme unter der Bedingung mit, dass wir meinen Wagen nehmen.«
    »Sie können Gedanken lesen, Miss Glass.«
    Kaiser sammelt seine Siebensachen ein und folgt mir durch die Tür nach draußen. Er versucht, seine Schritte an meine anzupassen, doch bei dem Größenunterschied ist es ziemlich mühsam.
    »Wir haben Ihre Abzüge von dem Brand in New York«, sagt er.
    »Was ist darauf zu sehen?«
    »Sie haben ein paar sehr gute Bilder von der Menge gemacht. Unser New Yorker Bureau schwingt den kollektiven Hintern, um jedes Gesicht auf den Fotos zu identifizieren. Es

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