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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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mit dem sie mich bedacht hatte. Und vermutlich war ich auf meine Weise eifersüchtig auf sie. Die Straße der Außenseiter ist eine einsame Straße, und ich marschierte seit langer Zeit auf ihr. Bobby Evans war eine der Belohnungen für »brave« Mädchen, womit gemeint war, mit der Strenge einer viktorianischen Jungfrau jeder scheinheiligen Südstaatentradition zu folgen. Während wir redeten, führte Bobby mich unter die Bäume, und ich erkannte, dass es ein Ritual zwischen ihm und meiner Schwester war. Er küsste mich im Schatten, zuerst zärtlich, dann voller Leidenschaft. Es war eine typische High-School-Affäre – oder zumindest das, was ich mir darunter vorstellte –, hastig und atemlos und intensiv; er knetete meine Brüste unter dem Pullover und drängte sein Becken gegen mich. Ganz anders als das, was ich bei David Gresham erlebt hatte. Als ich zuließ, dass er seine Hand unter meinen Pullover schob, erkannte ich, dass die beiden nie weiter gegangen waren. Ich merkte es an der Art und Weise, wie er schüchtern die Hand wieder in Richtung meines Gürtels zurückzog. Er wartete auf ein »Nein«, ein »Noch nicht« oder ein »Ich möchte ja auch, aber wir dürfen nicht«.
    Ich sagte nichts von alldem.
    Ein paar Minuten meine nackte Haut zu berühren war alles, was er verkraftete. Hinterher saß er zu meinen Füßen, zu verlegen, um mir in die Augen zu sehen, und starrte zu Boden. Es war, als hätte er endlich den Schlüssel zum Paradies erhalten. Er fragte, warum ich ihn dies hatte tun lassen, und ich antwortete, dass ich gerade beschlossen hätte, dieser Tag sei der richtige. Es wurde bereits dunkel. Er blickte auf wie ein Welpe und fragte: »Musst du jetzt nach Hause?« Ich antwortete, die einzige Person, die bemerken würde, dass ich später als gewöhnlich käme, sei meine Zwillingsschwester, und was scherte mich ihre Meinung? Er lachte.
    Als er mich erneut berührte, erwiderte ich seine Liebkosungen. Ich weiß nicht genau, warum ich es tat. Ich hatte bereits meine Rache an Jane, wie erbärmlich sie auch immer gewesen sein mochte. Ich glaube, es war eine hormonelle Sache geworden. Ich war achtzehn und erfahren, er war achtzehn und gut aussehend, und die Dinge nahmen ihren natürlichen Lauf. Als wir zur Hälfte ausgezogen waren, hätte ich fast aufgehört, Jane zu spielen. Es schien irgendwie keinen Sinn mehr zu haben, und ich wollte ihn nicht in dem Glauben lassen, er hätte Jane entjungfert. Doch ich brachte es nicht fertig, die Wahrheit zu sagen. Ich behielt meine Bluse an, um die Stelle am Arm zu verbergen, wo Jane ihre Narben hatte, und hielt meinen Mund auf seinem, um ihn am Reden zu hindern.
    Als er in mir war, machte er das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Er schloss nicht die Augen und rammelte los. Stattdessen bewegte er sich ganz langsam und sah mir direkt in die Augen, und sein Gesicht zeigte pures Vergnügen. Teilweise, erkannte ich, rührte es aus seinem Glauben, dass das Mädchen, das er drei Jahre lang auf ein Podest gehoben hatte, sich ihm endlich vollkommen hingab. Da wollte ich aufhören, doch ich fand keinen würdevollen Weg. Also versuchte ich, die Sache zu beschleunigen. Er sah mit einem merkwürdigen Glitzern in den Augen auf mich herab und sagte: »Du bist nicht Jane, stimmt’s?«
    Es war der ernüchterndste Augenblick meines Lebens. Er wusste Bescheid. Hätte er es nicht gewusst, wäre er nicht das Risiko eingegangen, es zu sagen.
    »Nein«, sagte ich, voller Angst, er würde aufspringen und anfangen zu schreien, was für eine Nutte ich doch sei. Ich hätte es besser wissen müssen. An diesem Tag lernte ich eine Lektion über Männer. Es gab kaum einen Aussetzer in seinem Rhythmus. Seine Augen wurden noch größer, er stöhnte vor Ekstase und genoss es doppelt. Es war der größte Egotrip seines jungen Lebens, und ich war ein Dummkopf, auch nur einen Augenblick lang zu glauben, dass er in der Lage wäre, den Mund zu halten. Doch er erzählte es nicht seinen Freunden – was schlimm genug gewesen wäre. Er tat etwas unendlich viel Schlimmeres.
    Als er sich das nächste Mal mit Jane traf, tat er so, als hätten sie bei ihrem letzten Zusammentreffen miteinander geschlafen, und er bestand darauf, dass sie es wieder taten. Sie geriet in Zorn und verlangte eine Erklärung, doch er sagte nichts und ließ sie selbst darauf kommen. In den drei Jahren danach redete Jane nicht mehr als zehn Worte im Monat mit mir. Ich versuchte zu erklären, warum ich es getan hatte und was

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