Infernal: Thriller (German Edition)
Automatik oder einen Revolver?«
»Beides.«
»Wenn ich Ihnen eine Waffe geben würde – würden Sie sie tragen?«
»Was würde Baxter davon halten?«
»Es würde ihm nicht gefallen. Und die Dienstaufsicht würde mich wahrscheinlich feuern.«
»Und warum schlagen Sie es dann vor?«
»Weil ich denke, dass Sie in Gefahr sind. Falls der Täter Sie will, könnte er Wendy erschießen, bevor Sie oder Wendy auch nur ahnen, dass er da ist. Dann wären Sie mit ihm allein. Wenn Sie bewaffnet sind, hätten Sie vielleicht eine Chance, rechtzeitig zu reagieren.«
»Sie meinen, ihn zu töten?«
»Könnten Sie das?«
»Wenn er Wendy vor meinen Augen erschossen hat? Sie sind verdammt offen.«
»Was, wenn er sie nur außer Gefecht setzt und anschließend versucht, Sie in seinen Wagen zu zerren? Würden Sie dann auf ihn schießen?«
Eine Woge von Unbehagen durchflutet mich, Erinnerungsfetzen, die ich in die Dunkelheit zurückstoße. »Ich tue, was ich tun muss, um mich zu schützen.«
Kaisers Augen ruhen unverwandt auf mir. »Haben Sie je auf jemand anderen geschossen?«
»Ich wurde beschossen. Belassen wir es dabei.«
»Ich bekomme allmählich das Gefühl, dass Ihr Leben selbst für einen Kriegsberichterstatter ziemlich aufregend gewesen ist.«
»Es war jedenfalls nicht langweilig.«
»Hat es Ihnen viel ausgemacht?«
Ich sehe weg und konzentriere mich auf Wendys geraden Rücken. Je länger ich sie beobachte, desto mehr mag ich sie. Der Weg, für den sie sich entschieden hat, ist sehr viel reglementierter als mein eigener, doch sie verfolgt ihn mit der gleichen Leidenschaft, mit der ich in jüngeren Jahren meinen verfolgt habe. »Ja, hat es.«
»Ist das der Grund, aus dem Sie eine Auszeit genommen haben, um dieses Buch zu machen?«
»Ja.«
»Sie wollen dieses Buch schon seit langem machen?«
»Ja.« Ich sehe wieder zu Kaiser, in die haselnussbraunen Augen, in denen scheinbar ehrliches Interesse steht. »Aber nachdem ich damit angefangen hatte, war ich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob es mir das geben würde, was ich wirklich suche.«
»Und das wäre?«
»Ich weiß es nicht genau.«
Unsere Omeletts und der Saft kommen, doch keiner von uns nimmt einen Bissen.
»Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
»Bitte.«
»Sie waren niemals verheiratet?«
»Das ist richtig. Sind Sie jetzt schockiert?«
»Es überrascht mich. Nicht viele heterosexuelle Frauen mit Ihrem Aussehen erreichen die Vierzig, ohne wenigstens einmal verheiratet zu sein.«
»Ist das ein freundlicher Weg zu fragen, was mit mir nicht stimmt?«
Kaiser lacht. »Es ist ein netter Weg, aufdringlich zu werden.«
»Sie glauben wahrscheinlich, ich wäre ein Hauptgewinn, wie?«
»Ehrlich gesagt: Ja.«
»Viele Männer denken wie Sie. Aus der Distanz.«
»Und aus der Nähe?«
»Ich bin nicht wie die meisten anderen Frauen.«
»Inwiefern?«
»Nun, es läuft folgendermaßen. Ich lerne einen Mann kennen. Gut aussehend, erfolgreich, unabhängig. Doktor, Journalist, Investmentbanker, Schauspieler der ersten Kategorie, was auch immer. Er kann es nicht erwarten, mit mir auszugehen. Ich bin eine gar nicht schlecht aussehende Frau in einem Job, der für die meisten Leute verlockend klingt. Während der ersten paar Verabredungen führt er mich seinen Freunden vor. Wir mögen uns. Wir werden intim. Dann, nach einer Woche oder einem Monat, erhalte ich einen neuen Auftrag. Afghanistan. Brasilien. Bosnien. Ägypten. Und keinen schnellen Rein-Raus-Job, sondern einen Monat am Boden, Kameras schleppen. Vielleicht bekommt der Mann, mit dem ich gerade zusammen bin, nächste Woche eine Internationale Partnerschaft angeboten und möchte mich bei seiner Party dabeihaben. Oder die Oscar-Verleihung findet nächste Woche statt. Aber ich nehme den Auftrag an. Ich denke nicht eine Sekunde daran, ihn abzulehnen, und ich rede erst gar nicht darüber. Und bis ich wieder zurück bin, hat der Mann für sich beschlossen, dass die Beziehung wahrscheinlich doch nicht so gut funktionieren würde.«
»Und warum glauben Sie, dass das so ist?«
»Weil die meisten Männer das Einser-Gen haben.«
»Das was?«
»Das Einser-Gen. Sie müssen diejenigen in der erfolgreicheren Position sein. Sie lieben die Vorstellung , mit mir zusammen zu sein. Doch die Realität ist weit von dem entfernt, was sie sich ausgemalt haben. Manche mögen es nicht, dass ich mehr Geld verdiene als sie. Die Männer, die mehr Geld verdienen als ich, mögen es nicht, wenn ihre Freunde so tun, als
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